Trainer Dietmar Kühbauer: Was ist heuer für Rapid drinnen?
Rapid Wien auf Sinnsuche: Der Ball ist wund

Rapid Wien auf Sinnsuche: Der Ball ist wund

Rapid Wien hat die meisten Fans und so viel Geld wie noch nie – nur der sportliche Erfolg bleibt aus. In der Not greift der Klub auf alte Werte und Helden zurück. Doch schon droht das nächste Chaos. Porträt eines Traditionsvereins, der verzweifelt seinen Platz in der Gegenwart sucht.

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Routiniert werden alle Register gezogen: grünes Neonlicht, aus den Boxen die Vereinshymne, auf Spruchbändern das Motto „Gemeinsam.Kämpfen.Siegen“. Die älteste noch lebende Klublegende, Alfred Körner, 93, winkt den Fans zu. 400 Rapid­Anhänger sind zur Präsentation des neuen Trikots gekommen. Wir werden nie in Neongelb spielen, sondern immer in Grün-Weiß“, ruft Geschäftsführer Christoph Peschek. Tosender Applaus.

Rapid-Fans gelten als besonders empfänglich für Gemeinschaftsstiftendes. Der Verein weiß, was er an ihnen hat. Am kommenden Freitag startet der populärste österreichische Fußballklub in die Meisterschaft, die er in der vergangenen Saison auf dem schmachvollen siebenten Rang beendete. Umso mehr ist man derzeit bemüht, das größte Kapital, die „Rapid-Familie“, bei Laune zu halten. Laut Marktforschung gibt es in Österreich fast eine Million Rapid-Fans, für die der Verein ein ausgeklügeltes Programm abspult. Im beschaulichen Österreich spielen Fußballklubs nicht selten auf Dorfplätzen, vor müden Gesichtern und veralteten Tribünen. Rapid spielt in einem Tempel, oft vor Zehntausenden. Rapid-Fans streichen ihre Häuser grün-weiß, benennen ihre Kinder nach Vereinshelden, verpassen über Jahrzehnte hinweg kein Spiel. Kein anderer heimischer Verein schafft es, seinen Anhängern Hobby, Familie, Weltbild und Religion in einem zu sein.

Hier regiert der SCR: Rapid-Fans gelten als besonders empfänglich für Gemeinschaftsstiftendes

Doch während der Traditionsklub seine Fans perfekt mobilisiert, versagt er im Kerngeschäft. Rapid, der Rekordmeister und zweifache Europacup-Finalist, hat seit über einem Jahrzehnt nichts gewonnen: keine Meisterschaft, keinen Cup, zuletzt nicht einmal mehr einen Europacup-Startplatz. Während der Verein immer reicher wird, ein neues Stadion besitzt und vermögende Geldgeber in der Hinterhand hat, wirkt das Fußballspiel zuweilen altbacken und die Personalwahl tollpatschig. Rapid, der zweitreichste Ligaverein nach Red Bull Salzburg, wurde in den vergangenen drei Jahren Fünfter, Dritter und Siebter – hinter Dorfklubs wie dem Wolfsberger AC oder dem SCR Altach.

Diese Geschichte erzählt vom wirtschaftlichen Aufschwung und sportlichen Abstieg des traditionsreichen SK Rapid – und vom verzweifelten Versuch, aus einer Religion einen modernen Fußballklub zu formen.

I. Die Tradition

Der Wirtschaftsvorstand des SK Rapid, Christoph Peschek, 36, akkurater Kurzhaarschnitt, breites Grinsen, ist ein eloquenter Mann, der denkt, bevor er spricht. Er sagt Sätze wie „Ich bin mit ganzem Herzen Rapidler“ oder „Für mich ist das kein Beruf, sondern Berufung“. Bei Personalentscheidungen sei ihm „bei gleicher Kompetenz der Rapidler lieber“. Peschek, einst Wiener SPÖ-Funktionär, ist seit Kindestagen „Rapidler“, früher gar mit einem Platz im Block West, der Tribüne der hartgesottenen Fangruppen. Peschek weiß, was die Anhänger hören wollen; er spricht von Werten, Tradition, Vereinsfarben.

Rapid-Funktionäre haben Übung in Durchhalteparolen: In der nächsten Spielzeit wird alles gut – oder zumindest besser. Der neue Plan: Die Rapid-Familie soll zusammenrücken, einstige Helden mögen die Erfolgsformel finden. In den vergangenen Jahren werkten Männer für den Verein, die mit Rapid wenig am Hut hatten. Nun zählt grünes Blut: Zoran Barišić ist neuer Sportdirektor, Dietmar Kühbauer Trainer. Beide sind Klublegenden aus den erfolgreichen 1990er-Jahren, die durch ihre bloße Präsenz kitschige Erinnerungen hervorrufen.

Trainer Kühbauer gilt als rustikaler Typ

Kühbauer galt als spielstarker und nimmermüder Kämpfer, der nicht verlieren konnte, und verkörpert damit perfekt die Rapid-DNA. Rapid gewann Spiele wie Schlachten. Die Vereinsgeschichte prägten Männer mit Kopfverband, die blutüberströmt dem Ball entgegenflogen. Rapid ist der bärtige Ivanov, der zornige Kühbauer, der blutverschmierte Jancker. Rapid bedeutet seit jeher: rutschen, grätschen, Gras fressen. Und wenn es trotz allem nicht läuft, liegt es nicht an der möglicherweise falschen Strategie, sondern daran, dass die Spieler zu wenig laufen.

II. Die Geldquelle

Eigentlich sollte der SK Rapid, der vom ehemaligen SPÖ-Finanzminister Rudolf Edlinger nach der Jahrhundertwende sportlich erfolgreich, aber wirtschaftlich als Sparverein geführt wurde, unter dem 2013 neu gewählten Präsidium zum modernen Wirtschaftsbetrieb werden – als Grundlage für einen kometenhaften sportlichen Aufstieg. Immerhin, der erste Teil des Plans ging voll auf. Der Umsatz wurde verdoppelt, ein neuer Pool von Sponsoren angelegt und das Eigenkapital von minus 1,8 auf plus 15 Millionen Euro ausgebaut. Verantwortlich dafür: Vereinspräsident Michael Krammer, 59, ehemaliger Bundesheer-Offizier und Mobilfunk-Manager.

Präsident Michael Krammer tritt im Herbst zurück. Um seine Nachfolge wird derzeit gerangelt.

Die neue Vereinsführung sorgte auch für die Finanzierung des 54 Millionen Euro teuren neuen Allianz-Stadions und brachte weitere Geldquellen zum Sprudeln: 41 Logen wurden verkauft (eine kostet zwischen 70.000 und 110.000 Euro netto pro Jahr), die 2300 Business-Plätze sind gut gebucht (im alten Hanappi-Stadion standen nur 400 Sessel für VIPs bereit). Präsident Krammer, kerniges Auftreten, kantiges Gesicht, ist ein Macher-Typ. „Wir haben heute den größten Business-Klub des Landes“, sagt er stolz. In den Gremien sitzen hochrangige Politik- und Wirtschaftstreibende. Der Vorstandsdirektor der Casinos Austria, Dietmar Hoscher, ist ebenso im Vereinskuratorium vertreten wie der Selfmade-Millionär Roland Schmid, der Generaldirektor der Gemeinnützigen Siedlungs- und Bauaktiengesellschaft (Gesiba) Ewald Kirschner, die Politiker Peter Pilz und Andreas Schieder oder auch ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz.

Punktegleich mit Admira Wacker Mödling

Auch die Kontakte zur Stadt Wien sind traditionell sehr gut. Als 2003 die Bank Austria als Hauptsponsor wegfiel, sprang nach einem Gespräch zwischen Rapid-Präsident Edlinger und dem damaligen Bürgermeister Michael Häupl der städtische Energieversorger Wien Energie ein. Zum neuen Stadion schoss die Stadt 21 Millionen Euro zu. „Die Stadt Wien ist ein wichtiger Partner“, erklärt Wirtschaftsvorstand Peschek.

In den vergangenen drei Jahren verzeichnete Rapid die höchsten Umsätze der Vereinsgeschichte: jeweils weit über 40 Millionen Euro. Ins neue Stadion zog man im Herbst 2016 mit der teuersten Rapid-Mannschaft aller Zeiten und hochtrabenden Ansagen ein: Man wollte unter Europas beste 50 Mannschaften kommen und das Sehnsuchtsziel aller Rapidler erreichen – endlich wieder einmal österreichischer Meister werden. Am Ende der Saison stand ein fünfter Tabellenrang zu Buche, punktegleich mit Admira Wacker Mödling.

III.Das Chaos

So geschickt die Vereinsführung Geld aufstellt, so unbeholfen agiert sie im Fußballmanagement. Ein Beispiel: Der deutsche Sportdirektor Andreas Müller regte im Sommer 2016 die Entlassung des erfolgreichen Trainers Zoran Barišić an, der Rapid davor ins Sechzehntelfinale der Europa League geführt hatte, und ersetzte ihn durch seinen Landsmann und Ex-Mitspieler Mike Büskens. Die lapidare Begründung: Der Wechsel sei „alternativlos“. Nach ausbleibendem Erfolg ärgerte sich Präsident Krammer, dass er die Personalie kritiklos hingenommen hatte, und setzte die beiden Deutschen trotz hoher Abfindungskosten vor die Tür. Den neuen Trainer suchte Krammer selbst aus: Damir Canadi hatte überzeugt, weil er mit dem Außenseiter Altach in der Liga ganz oben mitgeschwommen war.

Kampfbetonung. Eine beliebte Erklärung für sportliche Misserfolge lautet: Die Rapid-Spiler laufen zu wenig.

Doch Canadis Außenseiter-Fußball passte nicht zum dominanten Selbstverständnis von Rapid. Eine sportliche Vision fehlt Rapid bis heute. Den Nachfolger von Sportdirektor Müller ermittelte Krammer vor drei Jahren mithilfe eines Persönlichkeitstests. Es wurde ein sanftmütiger Gegenpol zum aufbrausenden Trainer Canadi gesucht. Der Schweizer Fredy Bickel war ein sympathischer Mann, aber weiterentwickeln konnte er Rapid bis zu seinem Abgang vor wenigen Wochen nicht. In den vergangenen drei Jahren beschäftigte Rapid fünf Trainer und drei Sportdirektoren.

Vereine werden heute als moderne Wirtschaftsbetriebe aufgestellt. Aus Rapid wurde eine GmbH mit zwei Geschäftsführern – einer für den wirtschaftlichen, einer für den sportlichen Bereich. Viele wichtige Entscheidungen werden aber vom ehrenamtlichen Präsidium getroffen, das bei öffentlichen Anlässen gern in grünen Krawatten und Socken auftritt. Im achtköpfigen Gremium sitzen unter anderem ein Autohändler, ein Event-Manager, ein Rechtsanwalt und ein ehemaliger Gastronom.Wütende Fans und grantige Legenden monierten in der Vergangenheit gern, dass Unternehmer keine Sportmanager seien.

Seitdem berät die Rapid-Legende Josef Hickersberger den Verein. Hickersberger, 71, war als Spieler und Trainer mit Rapid Meister, österreichischer Teamchef und verdiente sich als Coach im arabischen Raum eine goldene Nase. Wenn den Vereinsfunktionären heute fehlende Fußballkompetenz vorgeworfen wird, sagen sie wie aus der Pistole geschossen: Hickersberger war dabei.

Hickersberger: „Rapid ist kein Phänomen mehr“

Den Zustand des Vereins, den er berät, sieht Hickersberger kritisch: „Rapid ist kein Phänomen mehr“, sagt er lapidar. Seine Beraterfunktion erfordere wenig Aufwand, es gebe „drei, vier Sitzungen pro Saison, das ist nicht der Rede wert“. Gelegentlich telefoniere er mit dem Präsidenten, „aber ich glaube nicht, dass ich ihm weiterhelfen konnte“. Zuletzt war Hickersberger in seiner Beraterfunktion vor wenigen Wochen aktiv, als es galt, einen neuen Sportdirektor zu finden. Zwei Kandidaten präsentierten dem Vereinsgremium ihre Ideen: der Wiener Zoran Barišić und der Tiroler Alfred Hörtnagl. Hickersberger stimmte für Barišić, obwohl er nur dessen Ausführungen gehört und während Hörtnagls Vortrag in Spanien geweilt hatte. „Wenn ich mich für Barišić ausspreche, macht es wenig Sinn, wenn ich mir den Ali Hörtnagl auch noch anhöre“, erklärt Hickersberger. Was er dem Verein generell empfehlen würde? „Dazu bin ich zu weit weg vom Fußball. Es reicht mir, dass mein Sohn als Co-Trainer angestellt ist.“ Ob er aufgrund seiner aktuellen Distanz zum Fußballgeschäft ein idealer Berater sei? „Das lasse ich dahingestellt.“

Josef Hickersberger während seiner Zeit als Rapid-Trainer

Wer mit Rapid-Insidern spricht, hört, dass Präsident Krammer vor allem zwei Präsidiumskollegen, dem Juristen Nikolaus Rosenauer und dem Banker Martin Bruckner, vertraut. „Hat man nur dann Sport- kompetenz, wenn man professionell Fußball gespielt hat oder vor 20 Jahren Trainer war?“, fragt er. Tatsächlich haben viele Rapid-Legenden nur romantische Verklärung und oberflächliche Kritik zu bieten. Die Personalie Hickersberger scheint mehr Marketingschmäh zu sein als ernsthafte Weiterentwicklung.

Im Gastgarten einer Pizzeria in Stadionnähe sitzt Günter Kaltenbrunner, 76, Rapid-Präsident in den erfolgreichen 1990er-Jahren. Kaltenbrunner ist ein umsichtiger Mann, der ehrenamtlich im Beirat des Vereins sitzt. „Kritische Worte werden nicht gerne gehört“, beklagt er: „Aber unterschiedliche Meinungen sind wesentlich für die Weiterentwicklung.“ Kaltenbrunner sagt, dass er die fadenscheinigen Ausreden des Schweizer Sportdirektors Bickel nicht mehr hören konnte, bei Sitzungen nicht mit Kritik sparte und deshalb in Ungnade fiel.

IV.Der Kampf

Tatsächlich wurden sportliche Misserfolge zuletzt stets sehr simpel erklärt. Zusammengefasst ergab die Analyse: Die Spieler kämpfen zu wenig, sind zu sensibel; außerdem fehle seit der Pensionierung des Altstars Steffen Hofmann die teaminterne Schulter zum Anlehnen. Taktik-Experten sehen andere Gründe. Der Verein schafft es nicht, gegen die vielen finanziell stark unterlegenen und oft sehr defensiv ausgerichteten Ligakonkurrenten ein strategisches Mittel zu finden. Es fehlt an einer ganzheitlichen Spielphilosophie, die in Grundzügen festlegt, wie Rapid Fußball spielen soll. Gibt ein Verein keine Philosophie vor, entscheidet allein der Trainer, wie gespielt wird. Läuft es ganz blöd, lässt jeder Trainer anders spielen. Und weil jede Spielweise andere Spielertypen benötigt, kann das den Verein viel Geld kosten. Rapid hat das in den vergangenen Jahren erlebt. Sportdirektor Barišić ist gerade damit beschäftigt, den Kader umzubauen: Trainer Kühbauer kann viele Spieler für seine Spielweise nicht gebrauchen.

Rapid bedeutet seit jeher: rutschen, grätschen, Gras fressen.

Doch nun fordert Präsident Krammer eine „moderne Spielphilosophie“. Sportchef Barišić hat offenbar nichts dagegen. Barišić wird im Verein als neuer Macher gefeiert, obwohl die Sportdirektorfunktion Neuland für den bisherigen Trainer ist. Im strahlend weißen T-Shirt sitzt er an einem Besprechungstisch im Allianz Stadion. „Wir wollen spielen, was Rapid auszeichnet“, sagt er: „Herz, Wille, Leidenschaft, Kampf, offensiv, angriffslustig.“ Der Verein hat sich offenbar auf eine einheitliche Kommunikation geeinigt. Als Trainer agierten Barišić und Kühbauer freilich noch sehr unterschiedlich. Barišić ließ seine Teams kombinieren, dribbeln, tänzeln. Kühbauer mag es rustikaler. Einmal klingt das drohende Missverständnis im profil-Interview durch. Man wolle natürlich kämpfen, sagt Barišić, „aber es heißt ja Fußballspiel und nicht Fußballkampf. Mir ist dieses Kämpfen und Siegen zu einfach.“

V. Die Fans

Möglicherweise gibt es ohnehin bald ganz neue Ideen. Im November wird ein neues Präsidium gewählt. Der Milliardär und Immobilien-Investor Michael Tojner, der Unternehmer Roland Schmid und der bisherige Finanzreferent Martin Bruckner haben Interesse bekundet. Tojner hat in kleinem Kreis von Andreas Herzog als einem möglichen Mitbringsel gesprochen, Roland Schmid von Torwartlegende Michael Konsel. Doch Tojner ist gerade in Rechtsstreitigkeiten verwickelt. Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, einst mit Tojner gemeinsam im Rapid-Beirat, hat ihn wegen Betrugsverdachts angezeigt. Seine Wahl könnte also einiges Chaos anrichten.

Der Druck bei Rapid ist stets groß. Egal, ob bei einem Cupspiel in der Provinz, in der Meisterschaft oder in der Europa League

Doch so einfach wird bei Rapid ohnehin niemand Präsident. Rapid ist ein Mitgliederverein: 15.500 Fans zahlen Geld für eine Mitgliedschaft und dürfen dafür mehr als nur zuschauen. So wählen sie zum Beispiel das Komitee, das über die Zulassung der Präsidentschaftskandidaten entscheidet. In dem Gremium sitzen sechs Personen, davon drei Fan-Vertreter. Eine Mehrheit gegen diese ist nicht möglich. Die Privilegien der verwöhnten Anhängerschaft gehen weit. So wird auch schon einmal der Mannschaftsbus bei einer Autobahnraststation „runtergeholt“, wie der Fanklub „Ultras“ erklärte, um den Spielern eine Moralpredigt zu halten. Konsequenzen hatte der Vorfall keine, der Verein signalisierte sogar Verständnis für die übergriffigen Anhänger. Auch die Bestellung der Rapid-Ikone Kühbauer roch nach Opium für das wütende Fan-Volk. Vereinsvertreter bestätigten: Man wollte damit Ruhe in den Verein bringen. Bei Rapid schlägt Fan-Liebe schnell in Hass um – oft innerhalb von 90 Minuten.

VI. Die Zukunft

Das Beruhigende: Die Aussichten auf Erfolg stehen nicht schlecht. Rapid hat das zweithöchste Budget (30 Millionen Euro), und die direkte Konkurrenz wird sich im Gegensatz zu Rapid im Europacup aufreiben. Ein zweiter Platz sollte in der kommenden Saison auch ohne große Vision erreichbar sein.

Der Rapid-Anhang hofft also wieder einmal – und der Verein überlässt dabei nichts dem Zufall. Bei der akribisch durchgeplanten Trikot-Präsentation wandelten sich steinerne Mienen schnell in fröhliche Gesichter. Zur Präsentation der Mannschaft am Tag darauf kamen bereits 5000, zum letzten Testspiel über 12.000 Anhänger. In der Rekordmeisterbar sitzt die Rapid-Legende Alfred Körner bei einem weißen Spritzer und singt die alte Rapid-Hymne: „Rapid bin ich und will es sein, solang’ mein Auge sieht / Solange noch ein Tropfen Blut durch meine Adern zieht.“ Rapid ist nicht zuletzt auch eine Religion. Im Stadion gibt es eine Rapid-Kapelle samt Rapid-Pfarrer, der im grün-weißen Talar Fans verheiratet und Kinder tauft. Im Moment hofft der Rapid-Anhang wie jedes Jahr um diese Zeit auf die Erlösung, sprich: auf den Gewinn der 33. Meisterschaft.

Als Christoph Peschek, der Wirtschaftsvorstand mit Marketing-Gespür, in seinem kargen Büro Platz nimmt, weit weg von den Nebelmaschinen, dem grünen Neonlicht und den Klängen der Rapid-Hymne, wirkt er deutlich weniger aufgeregt als zuvor auf der Bühne. „Es gibt eine Sehnsucht nach Titeln“, sagt er. „Aber man kann auf keinen Knopf drücken.“