Chalk drawing of a child and parents on a blackboard, divorce concept

Väter fühlen sich vom Sorgerecht oft unfair behandelt: Was Experten raten

Immer mehr Väter fühlen sich nach einer Trennung von ihren Ex-Partnerinnen an der Ausübung ihrer Elternschaft behindert. Das dürfte per Gesetz nicht so sein, sieht aber in der Praxis oft anders aus. Worauf Trennungs-Väter achten sollten, wie man Konflikte vermeidet und was Anwältinnen raten.

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Vorweg: Natürlich gibt es sie, die Trennungsväter, die von Müttern gebeten werden müssen, die Geburtstage ihrer Kinder nicht zu vergessen, das vereinbarte Kontaktrecht überhaupt in Anspruch zu nehmen und nicht jedes zweite Wochenende abzusagen und die Überweisungen für die Alimente mit Dauerauftrag zu installieren. Und die nach Gründung einer Zweit- oder Drittfamilie bisweilen verdrängen, dass es da auch noch ein Kind oder Kinder aus einem früheren Leben gibt, die mehr brauchen als Zuwendung zweiter Klasse.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit machen die säumigen, achtlosen und unverlässlichen auch einen satten Prozentsatz aller Trennungsväter aus. Was jedoch die Leiden, Depressionen und Kämpfe jener Männer nicht schmälert, die den Wunsch, ihren Kindern auch nach der Trennung ein vollwertiger Vater zu sein, nicht ausleben können.

Es geht in dieser Geschichte nicht um Schuldzuweisungen und Pauschalurteile, sondern um einen Perspektivenwechsel. Denn die Väterspezies, die sich kleingehalten fühlt, wird immer größer, so die deutsche Universitätsprofessorin für Entwicklungspsychologie und Väterforscherin Lieselotte Ahnert im profil-Interview: „Heute haben wir es zunehmend mit Männern zu tun, die sehr selbstbewusst sind und einen Handlungsplan im Hinterkopf haben. Sie wollen Vaterschaft zwar in Form von gemeinsamer Elternschaft, aber auch ohne Anleitung ihrer Partnerinnen leben, indem sie mit ihren Kindern auch die unangenehmen Dinge machen, wie den Besuch beim Kinderarzt oder es vom Kindergarten abholen.“

Die Autorin des Buches „Auf die Väter kommt es an“ hat sich bei ihrer Arbeit auch intensiv mit Trennungsvätern auseinandergesetzt: „Aus unseren Studien wissen wir, dass diese Trennungsväter nicht selten ein Trauma erleben, auch wenn sie später eine Zweitfamilie gründen und dort eine erfüllte Vaterschaft leben. Plötzlich wurden sie abgeschnitten von einem Beziehungsnetz, das ihnen einmal viel bedeutet hat, sie haben also keinen Anker mehr. Das äußert sich dann oft in psychosomatischen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Ermüdung im Alltag.“

Wie sehr Männer an den Sanktionen leiden, im Leben ihrer Kinder nicht präsent sein zu dürfen, erlebt Mario Dornik, Lebensberater und selbst Betroffener, im Zuge seiner Vätergruppen (Termine auf seiner Website): „Wenn diese Männer nicht das Glück haben, auf ein stärkendes und förderliches Umfeld zurückgreifen zu können, so verbleiben viele in ihrer Verbitterung ganz allein für sich. Abhängigkeiten, seelische Vereinsamung bis hin zu schweren Depressionen werden zu ständigen Wegbegleitern.“

Angelika Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort