Vater mit Kind

„Zu Bittstellern degradiert“: Väter erzählen vom Kampf um ihre Kinder

Ob Kontaktverweigerung, finanzielle Schieflagen oder emotionale Ohnmacht: getrennte Väter stoßen im österreichischen Familienrecht oft an ihre Grenzen. Vier Männer erzählen, wie schwer es ist, trotz rechtlicher Regelungen präsent im Leben ihrer Kinder zu bleiben und was sie sich vom System wünschen würden.

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Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis.

Robert*

Robert* kämpft um seine 13-jährige Tochter.

„Ich habe eigentlich nur einen Rat: Am besten nicht in diese Situation kommen.“ Robert selbst ist seit seiner Scheidung vor zehn Jahren in „dieser Situation“, seit über einem Jahr hat sie sich für ihn zu einer Katastrophe ausgewachsen: „Man kann es nicht glauben, bis es wirklich passiert.“ Seine Ex-Frau und Mutter der gemeinsamen Tochter – die heute 13 Jahre alt ist – wurde nach der Scheidung zum hauptbetreuenden Elternteil bestimmt. Man einigte sich auf eine übliche Besuchsregelung: Alle zwei Wochen ein Wochenende mit dem Vater, dazu ein Nachmittag unter der Woche. Aber schon bald wurde die Abmachung nicht mehr eingehalten, „immer wieder ist etwas dazwischengekommen, dann gab es Geburtstagsfeiern oder andere dringende Termine ausgerechnet an meinen Kontakttagen.“ Irgendwann begann Robert, in einer Excel-Liste einzutragen, welche Besuchstermine eingehalten worden waren und welche nicht, „und es war im Schnitt vielleicht die Hälfte, die stattgefunden hat.“ Er habe versucht, die Sache nicht zu eskalieren, habe alternative Termine vorgeschlagen, zumeist ohne Erfolg. Robert beklagt „eine Diskrepanz zwischen Gesetz und Realität. Das Kontaktrecht brauchst du ja de facto nur, wenn eine Kontaktregelung strittig ist. Aber gerade in solchen Fällen, wo eben kein gutes Verhältnis mehr vorhanden ist, hat es den entscheidenden Makel, dass es nicht durchgesetzt wird. Der andere Elternteil sieht das Kind genau so oft, wie es der hauptbetreuende will. Es gibt keine Sanktionen. Also warum sollte die Mutter sich daranhalten?“ Nach acht Jahren – „wahrscheinlich zu spät, aber ich wollte alles versuchen“ – hat Robert schließlich das Familiengericht angerufen, um sein Kontaktrecht durchzusetzen. „Ursprünglich habe ich angenommen, dass das mit einem Verhandlungstag erledigt ist.“ War es nicht, im Gegenteil. Schon kurz nach Verfahrensbeginn wurden die Kontakte zur Tochter noch spärlicher, bis sie vor mehr als einem Jahr komplett abbrachen. Selbst telefonisch ist seine Tochter für ihn seither nicht mehr zu erreichen. „Ich wurde aus ihrem Leben gelöscht.“ Das Verfahren läuft. Mittlerweile habe er resigniert, er glaubt nicht mehr daran, dass das Familiengericht etwas in seinem Sinne unternehmen wird. „Bald ist meine Tochter 14, dann wird sie selbst entscheiden.“ Er fürchtet freilich, dass sie ihm inzwischen so stark entfremdet ist, dass sie auch dann keinen Kontakt mehr zu ihm aufnehmen wird. „Ich kann nur versuchen, ihr irgendwie mitzuteilen, dass sie sich jederzeit melden kann. Und darauf hoffen, dass sie es irgendwann macht.“

*) Name geändert

Angelika Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur. Ist seit 2020 Textchef und seit 2025 stellvertretender Chefredakteur dieses Magazins.