Affäre

Grün-Politiker tritt nach Belästigung und tätlichem Angriff zurück

Der grüne Abgeordnete Clemens Stammler belästigte vor dem Wiener U4 eine NGO-Vertreterin und verletzte einen Journalisten.

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Alljährlich im Herbst tritt Johannes Kopf, im Hauptberuf AMS-Direktor, im legendären Wiener Szeneclub U4 als Hobby-DJ „Labour MC“ auf. So auch vergangenen Donnerstag, dem 19. Oktober. Zu diesem Event ist vor allem die Wiener Politik-Blase geladen: Beamte, Kabinettsangehörige, Mitarbeiter von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen, Berater, Journalisten, NGO-Vertreter sowie Politiker. In den vergangenen Jahren schaute sogar der eine oder andere Minister vorbei. Vergangenen Donnerstag kamen nur ein paar Mandatare, darunter der grüne Abgeordnete Clemens Stammler, 49, Biobauer in St. Konrad bei Gmunden, der seit Jänner 2020 im Nationalrat sitzt. Dazu ist Stammler Mitglied des erweiterten Landesvorstandes der Grünen Oberösterreich, Obmann der Grünen Bäuerinnen und Bauern Oberösterreich und Kammerrat der Oberösterreichischen Landwirtschaftskammer.

Polizeieinsatz

Gegen zwei Uhr früh kam es vor dem U4 zu einem Übergriff. Der grüne Abgeordnete, offenbar alkoholisiert, belästigte laut profil-Informationen eine Frau, die ebenfalls das U4 verlassen hatte. So aggressiv muss Stammlers Verhalten gewesen sein, dass ein Journalist der Frau - sie arbeitet für eine NGO - zu Hilfe eilte. Daraufhin griff Stammler dem Journalisten an die Gurgel und drückte ihn an eine Wand. Anwesende riefen die Polizei, die den Vorfall aufnahm.

Der Journalist begab sich in der Folge aufgrund von Schmerzen im Halsbereich in ein Krankenhaus, wo eine Verletzung an der Luftröhre festgestellt wurde. Das Spital erstattete daraufhin – wie gesetzlich vorgesehen – eine Anzeige wegen Körperverletzung.

Rücktritt 

Formal verantwortlich bei derartigen Vorfällen mit Abgeordneten ist der jeweilige Klubvorsitzende, im konkreten Fall die grüne Klubobfrau Sigrid Maurer. Diese recherchierte den Sachverhalt und konfrontierte Stammler am Mittwoch mit den Vorwürfen (für ihn gilt die Unschuldsvermutung). In einer profil vorliegenden Erklärung kündigte dieser daraufhin seinen Rücktritt "mit sofortiger Wirkung" an, um so "die Konsequenzen" aus seinem "Fehlverhalten" zu ziehen. Er sei "in alkoholisiertem Zustand handgreiflich" geworden. Er habe die Opfer persönlich um Verzeihung gebeten und werde "professionelle Hilfe" in Anspruch nehmen, um sich "mit seinem Fehler" auseinanderzusetzen.

Beide Opfer, die belästigte Frau und der verletzte Journalist, sind profil bekannt. Aus Gründen des Opferschutzes werden ihre Namen nicht genannt. 

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.