Queere Ikone: Sam Smith
Aufgedreht

"Gloria" von Sam Smith: Liebe kann uns retten

Vom Selbstzweifel zur Selbstliebe: Wie der britische Popstar Sam Smith sich frei macht.

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Wenn Sprache und Bilder Wirklichkeit schaffen, braucht es die Popkultur, um sie auch in die Welt zu tragen. Sam Smith, 30-jähriger non-binärer Popstar aus England, eine zeitgenössische LGBTQIA+-Ikone, setzt im soeben veröffentlichten Musikvideo „I’m Not Here to Make Friends“ voll auf Körpereinsatz, spielt sich frei von Konventionen und inszeniert sich als personifizierte Selbstermächtigung in Plüsch und mit Strapskorsett. Konservative Stimmen sehen einen Skandal, während Fans den Kritikern Homophobie unterstellen.

Verdient hat Smith diese plumpe Pop-Kontroverse nicht. Denn sein viertes Album „Gloria“ zeigt, wie gut Smith die Kunst des Sich-neu-Erfindens beherrscht: Hörte man auf „In the Lonely Hour“, Smiths erstem Album von 2015, noch die schnulzig-minimalistische Ballade „I’m Not the Only One“, die vor Selbstzweifeln nur so strotzte, ist er jetzt zwar immer noch bisweilen gefühlsduselig, aber ganz sicher nicht mehr minimalistisch.

Die queere Popkultur steht im Zentrum von „Gloria“. Dass der Künstler nicht immer den perfekten Ton trifft, in manchen Momenten durchaus trashig wirkt, ist nicht wichtig. Denn Smith, 2016 mit einem Oscar für den Titelsong des James-Bond-Films „Spectre“ ausgezeichnet, weiß, dass es bei gutem Pop eben nicht nur um die Musik, sondern um das Gesamtpaket geht. Die Message schlägt hier den perfekten Song – und Liebe den Hass.

Sam Smith gastiert am 8. Mai in der Wiener Stadthalle.

Jetzt auf Spotify: Die Songs der Woche von Lena Leibetseder und Philip Dulle in der Aufgedreht-Playlist. Jeden Freitag neu.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

ist seit 2020 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. Schreibt über Popkultur und Politik.