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„Das ist doch absurd!“ Wien-Filmlobbyistin übt Kritik an der Bundesförderpolitik

Marijana Stoisits, Geschäftsführerin der Vienna Film Commission, holt lukrative Produktionen in die Hauptstadt. Sie kritisiert die Förderpolitik des Bundes – und erklärt, warum große Serienprojekte nun doch nicht in Wien gedreht werden.

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Angesichts der laufenden Querelen um den Stopp von ÖFI+ und FISA+: Ist der Dreh-Boom in Wien vorbei?

Marijana Stoisits

Noch nicht. Es werden laufend Filme, Fernsehproduktionen und Serien in Wien gedreht. Wenn irgendjemand einen Beweis dafür bräuchte, wie erfolgreich unser Modell ist, kann ich nur darauf verweisen, dass wir heuer in Sachen Drehgenehmigungen – im direkten Vergleich mit dem ersten Halbjahr des Vorjahres – für Wien ein stolzes Plus von 26 Prozent verbuchen. Und schon 2024 hatten wir ein gutes Jahr mit rund 3200 Drehtagen in Wien.

All die Projekte, die gegenwärtig in Wien gedreht werden, wurden wohl vor Ende 2024 genehmigt, als es die hoch dotierten Standortförderungen ÖFI+ und Fisa+ noch gab, oder?

Stoisits

Ja, Ende 2024, Anfang 2025. Tatsächlich erwarte ich einen sehr massiven Einbruch an Dreharbeiten in der zweiten Jahreshälfte.

Der Fall „The Hunger Games“ zeigt die Konsequenzen kollabierter Finanz-Anreizmodelle (Incentives). Dabei hätte es vorläufig lediglich eine Zusage gebraucht. Filmpolitisch war das wohl kurzsichtig, oder?

Stoisits

Kann man so sagen. Wir haben seit September 2024 intensiv daran gearbeitet, die vierte Staffel der HBO-Serie „The White Lotus“ nach Wien zu bringen. Die anhaltenden budgetären Unsicherheiten in Österreich haben aber dazu geführt, dass die für solche Riesenproduktionen Verantwortlichen sich vor Kurzem entschieden haben, lieber dorthin zu gehen, wo sie Planungssicherheit vorfinden. Das kann ich nachvollziehen. Es geht hier schließlich um dreistellige Millionenbeträge; da würde ich auch keine größeren finanziellen Risiken eingehen.

Stefan Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.