Tochter der Zoodirektorin, Teresa Zabinska

Zivilcourage im Zoo: Film "Die Frau des Zoodirektors"

Fiktion und Wahrheit. Die Tochter eines polnischen Ehepaars erzählt, wie der Warschauer Zoo im Zweiten Weltkrieg Schauplatz einer hochriskanten Widerstandsaktion wurde. Der Film „Die Frau des Zoodirektors“ schildert die wahre Geschichte.

Drucken

Schriftgröße

Der Spielfilm „Die Frau des Zoodirektors“ der neuseeländischen Regisseurin Niki Caro schildert eine wahre Geschichte aus Warschau im Zweiten Weltkrieg unter NS-Besatzung. Der zerbombte Zoo wird aufgelöst, aber das Direktoren-Ehepaar beginnt eine lebensgefährliche Mission: Viele Juden und Widerstandskämpfer werden in der Villa und in Versorgungsgängen der Gehege versteckt. Und der SS-Offizier Lutz Heck (Daniel Brühl), der als Berliner Zoodirektor die Warschauer Kollegen kennt, stellt der Frau des Zoodirektors Jan Zabinski, Antonina (Jessica Chastain), nach.

Als neugieriges Kind habe ich immer zugehört, wie die Überlebenden aus dem Zoo bei meinen Eltern zu Besuch waren und über die gefährliche Zeit Erinnerungen auffrischten.

Bei einer vom Polnischen Institut organisierten Sondervorstellung im Wiener Cinecenter erzählte kürzlich die Tochter der Zoodirektorin, Teresa Żabińska, profil über ihre mutigen Eltern. „Als neugieriges Kind habe ich immer zugehört, wie die Überlebenden aus dem Zoo bei meinen Eltern zu Besuch waren und über die gefährliche Zeit Erinnerungen auffrischten.“ Später hat die Mutter auch ein Tagebuch veröffentlicht, das aber nur auf polnisch vorliegt. Die US-Autorin Diane Ackerman hat daraus einen Roman verfasst, der auch auf Deutsch erhältlich ist.

„Die Regisseurin hat aus dramaturgischen Gründen die Liaison des SS-Offiziers mit meiner Mutter ausgebaut“, erzählt Żabińska. „Es war aber nur ein harmloser Flirt.“ Ihre Eltern hätten das Risiko – in Polen drohte Personen, die Juden versteckten oder unterstützten, samt ihren Angehörigen die Todesstrafe - bewusst auf sich genommen. „Vater und Mutter hatten immer eine Zyankali-Kapsel bei sich, falls sie auffliegen sollten“, so Żabińska. Ihr älterer Bruder Ryszard war voll in das Geschehen eingeweiht. Sie selbst kam 1944 zur Welt.

Bis Kriegsende sind bis zu 300 Personen für mehrere Tage oder Wochen bis zum Weitertransport in andere Fluchtquartiere im Zoo von Warschau versteckt worden. Oft wurden ihnen von der polnischen Heimatarmee im Untergrund falsche Dokumente mit „arischer“ Identität ausgestellt.

Heikel war die Besorgung von Nahrungsmitteln. So hat die Direktorin selbst Gemüse gezogen und Hühner gehalten. Ihr Gatte hat eine Schweinezucht organisiert und durfte dafür Essensreste aus dem Ghetto holen. Dabei wurden immer wieder Personen mit dem Lastauto in den Zoo in Sicherheit gebracht.

Dass die Verstecke über mehrere Jahre nie entdeckt wurden, grenzt an ein Wunder. Es gab unter den Schützlingen nur zwei Todesopfer: Zwei jüdische Frauen, die lieber in ein anderes Versteck übersiedelten, wurden dort verraten und von SS-Soldaten erschossen. Żabińskas Vater kämpfte im Warschauer Aufstand 1944 als polnischer Freiheitskämpfer und wurde gefangen genommen. Ihm gelang später die Flucht aus einem deutschen Spital.

Żabińska berichtet auch, dass es in den Kellern und Zoogebäuden nicht wie im Film Wandzeichnungen von den Versteckten gab. „Es musste ja jedes Zeichen auf diese Personen vermieden werden.“ Aber für die Filmhandlung waren diese Zeichnungen notwendig. Denn am Ende entdeckt Lutz Heck das Versteck und will wissen, ob darin viele Personen Zuflucht gefunden hätten. Die Antwort geben die vielen Zeichnungen und Kritzeleien mit dem Davidstern.