Florian Teichtmeister

Florian Teichtmeister - Tatbestand: 58.000 Dateien

Burgtheaterschauspieler Florian Teichtmeister muss sich vor Gericht wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material verantworten. Warum war er bei Film und Theater bis zuletzt beschäftigt worden?

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Bereits im September 2021 veröffentlichte die Tageszeitung „Der Standard“ einen Artikel, in dem von einem „erfolgreichen heimischen Theater- und Filmschauspieler“ die Rede war, der kinderpornografisches Material horten soll. Seine Ex-Lebensgefährtin habe ihn angezeigt, er soll sie während ihrer Beziehung zudem körperlich attackiert und verbal bedroht haben. Name wurde damals keiner genannt, unter Insidern machte allerdings schnell die Runde, dass es sich um den bekannten Burgtheater- und Filmschauspieler Florian Teichtmeister, 43, handeln soll.

Nun hat sich der Verdacht bestätigt: Die Staatsanwaltschaft Wien hat am Freitag einen Strafantrag eingebracht – profil liegt das Dokument vor. Darin wird angeführt, Teichtmeister habe sich im Zeitraum vom Februar 2008 bis August 2021 pornografische Darstellungen Minderjähriger auf zumindest 58.0000 Mediendateien verschafft, „auf denen wirklichkeitsnahe, reißerisch verzerrte, auf sich selbst reduzierte und von anderen Lebensäußerungen losgelöste Abbildungen von Genitalien oder der Schamgegend Minderjähriger sowie geschlechtliche Handlungen durch und an mündigen und unmündigen Personen abgebildet sind“. Diese wurden auf 22 Datenträgern, darunter zwei Smartphones, zwei Laptops, einem Desktop und 13 externen Festplatten, einem USB-Stick und drei Speicherkarten gefunden. Der Prozess beginnt am 8. Februar.

Laut seinem Anwalt Michael Rami werde sich Teichtmeister bei dem Prozess schuldig bekennen. Er habe in den vergangenen eineinhalb Jahren mit den Behörden kooperiert und sei seit zwei Jahren in psychologischer Behandlung, „mit deren Hilfe es ihm gelungen ist, seine seelischen Probleme aufzuarbeiten, die ihn zum Besitz der besagten Dateien gebracht hatten“, so Rami zum ORF.

Freilich wiegt die Frage schwer, wie Teichtmeister in der zweijährigen Therapiephase, in der er sich sein schwerwiegendes Vergehen offenbar selbst eingestanden hatte, zu einem der meistbeschäftigten Schauspieler am Burgtheater avancieren konnte. Er hatte eine Hauptrolle in Handkes „Zdeněk Adamec“, spielte den Caliban in „Der Sturm“ und ist als eitler Filmschauspieler in der von Martin Kušej inszenierten Komödie „Nebenan“ zu sehen, die erst diesen Oktober Premiere hatte. Natürlich galt damals die Unschuldsvermutung. Dennoch: Warum hakte offenkundig niemand nach, nachdem die Vorwürfe sogar in theaterferneren Kreisen bekannt geworden waren? In der Stellungnahme des Burgtheaters heißt es nun, man habe „mit großem Entsetzen“ erst durch die Medien von den Ermittlungsergebnissen erfahren. Es bestehe kein Zweifel, „dass wir mit sofortiger Wirkung Florian Teichtmeister entlassen“. Anscheinend hat auch der Schauspieler bereits selbst die Notbremse gezogen: Teichtmeister habe „in der Zwischenzeit sein Arbeitsverhältnis mit dem Burgtheater mit sofortiger Wirkung beendet“, so die Pressestelle.

Regisseurin Marie Kreutzer wird sich ebenfalls unangenehme Fragen gefallen lassen müssen. Ihr Film „Corsage“ geht als österreichischer Kandidat für den Oscar ins Rennen – Teichtmeister spielt darin Kaiser Franz Joseph. Kreutzers Kollegin Katharina Mückstein hatte bereits bei der „Corsage“-Premiere vergangenen Juni im Wiener Gartenbaukino via Instagram gepostet, „ein Täter“ werde „heute Abend auf der Bühne stehen und bejubelt werden“. Mit der Nachricht war damals ein anderer Schauspieler gemeint – im Licht der neuen Erkenntnisse scheint es nun sogar zwei Täter im Film der feministischen Regisseurin zu geben. Kreutzer meinte auf profil-Anfrage damals lakonisch, es sei „schwer“, auf solche Anschuldigungen adäquat zu reagieren, „da es sich am Ende des Tages ja um Gerüchte handelt“. Kreutzer war bis Redaktionsschluss für ein aktuelles Statement nicht zu erreichen.

Karin   Cerny

Karin Cerny