Ulrike Lunacek

profil-Morgenpost: Rettet die Nation?

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Neue Woche, neues Glück? Die durch Shutdown, Hygienevorschriften und Distanzregelungen weitgehend zerschlagene Kulturszene wird sich zwar schon sehr bald über eine frisch inaugurierte Staatssekretärin freuen dürfen, die aus den Händen der glücklosen Ulrike Lunacek die Kunstbelange übernehmen wird; unsere Betrachtungen zur ersten Umbildung in der türkis-grünen Bundesregierung finden Sie selbstredend in der aktuellen Ausgabe. Es wird spannend zu sehen sein, welche Sanierungsvorschläge die neue Frau im Amt in diesen problematischen Zeiten plant, denn sie wird nach den langen Wochen der Lähmung liefern müssen. Leicht wird sie es nicht haben, dazu ist die Intervention eines erfahrenen Propheten eher nicht nötig. Ein gewisser Respekt ist der nächsten Kulturstaatssekretärin vorab jedenfalls sicher: Den Mut, dieses Amt in der gegenwärtigen Situation überhaupt zu übernehmen, muss man erst einmal haben.

Neue Woche, neues profil: Im aktuellen Heft gibt es einiges zu entdecken, das über den Themenkomplex Corona hinausgeht – wir halten darin etwa Rückschau auf ein fast schon historisches Debakel, das Österreichs Regierung Mitte Mai vergangenen Jahres ereilt (und dieses Land nicht nur zum Schlechteren verändert) hat. Zur Affäre Ibiza, die Heinz-Christian Strache wohl bis an sein Lebensende verfolgen wird, findet sich eine von Gernot Bauer verfasste Textstrecke, in der die Folgen dieser Causa analysiert werden. Die Aktions- und Konzeptkünstlerin Valie Export, gerade 80 geworden, erzählt von ihrem wild bewegten Leben, Fußball-Legende Herbert Prohaska, bald 65, plaudert im Gespräch mit Gerald Gossmann dagegen lieber über das Rauchen, sein leicht gestörtes Verhältnis zur Handytechnologie und seinen Hang zu Kraftausdrücken. Und Christian Rainer diagnostiziert in seinem Leitartikel, allen ÖVP-Umfragehöhenflügen zum Trotz, eine leise Stimmungsverschiebung in der Bevölkerung – eine beginnende Aversion gegen die Arbeit der Regierung. Denn die Wirtschaft liegt am Boden. Und gerade „weil Kurz sich mit viel Hybris als Retter der Nation präsentiert“, schreibt Rainer, „werden ihn jene in der Verantwortung sehen, die nicht gerettet wurden“.

Andererseits hängt ja dieser Tage irgendwie alles mit Corona zusammen. Daher nehmen wir auch den Fall Ischgl noch einmal in den Blick: Neue Protokolle, die profil nun vorliegen, werfen ein denkbar schlechtes Licht auf die Tiroler Behörden. Und der aus Linz stammende, in New York City an Vakzinen arbeitende Virologe Peter Palese zeichnet im Gespräch mit Franziska Dzugan ein dramatisches Bild der Lage in den USA – und übt heftige Kritik an der WHO. Daneben hat er im profil-Interview aber noch Gelegenheit, einen Hoffnungsstreif an den Horizont zu malen: In einem Jahr, so Palese, könnte es seiner Ansicht nach einen Impfstoff geben.

Beste Gesundheit und einen funktionstüchtigen Optimismus wünscht Ihnen die profil-Redaktion!

Stefan Grissemann

P.S. Gibt es etwas, das wir an der „Morgenpost“ verbessern können? Das Sie sich von einem Newsletter auf jeden Fall erwarten? Das Sie ärgert? Erfreut? Wenn ja, lassen Sie es uns unter der Adresse [email protected] wissen.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.