Literatur

Nobelpreis an Annie Ernaux: Nacktes Leben

Annie Ernaux zählt zu den bekanntesten Gegenwartsautorinnen Frankreichs und ist Literaturnobelpreisträgerin 2022. In fünf Romanen lässt sich der faszinierende Erinnerungskosmos der Autorin auf Deutsch durchmessen.

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Die französische Autorin Annie Ernaux erhält den Literaturnobelpreis 2022. Die 82-Jährige wurde am Donnerstag in Stockholm als die Preisträgerin "für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Fesseln der persönlichen Erinnerung aufdeckt" gewürdigt. Dieser Text erschien im Oktober 2020 im profil.

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Wäre Annie Ernaux Archäologin geworden, dann hätte sie sich wohl auf Tiefengrabungen festgelegt. Nun arbeitet sie aber nicht als Altertumsforscherin, sondern als eine Autorin, die genau ein Sujet kennt, das sie seit Jahrzehnten mit nahezu berserkerhafter Energie erforscht, ergründet und ermittelt: Annie Ernaux. Das Leben der Französin, die vor wenigen Wochen 80 Jahre alt wurde, ist zu einem einzigen langen Buch in über 20 Teilbänden geworden, fünf davon inzwischen in deutscher Neuübersetzung: Das jüngste, erst kürzlich erschienen, trägt den Titel "Die Scham".

Die Schriftstellerin, die seit 1977 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2000 als Lehrkraft an einer staatlichen Schule arbeitete und in der Gemeinde Cergy vor den Toren von Paris lebt, wurde hierzulande spät entdeckt. Der Soziologe Didier Eribon bezeichnete sie in seinem Bestseller "Rückkehr nach Reims" (2009) als Vorbild. Seit Eribons autobiografischer Rückblick auf seine Kindheit 2016 übersetzt in den deutschsprachigen Handel kam, erschien so gut wie jedes Jahr ein ins Deutsche übertragenes Buch von Ernaux, angefangen 2017 mit dem in Frankreich bereits vor über zehn Jahren publizierten "Die Jahre",ihrer gefeier ten Autobiografie, in der kein einziges Mal "ich" steht, gefolgt von "Erinnerung eines Mädchens" (Originalausgabe 2016), "Der Platz" (1984) sowie "Eine Frau" (1987) und nun eben "Die Scham" aus dem Jahr 1997 als jüngste deutschsprachige Ernaux-Edition. Für Herbst 2021 kündigt Suhrkamp "Das Ereignis" an, das Buch über Ernaux' Abtreibung zu einer Zeit, als diese in Frankreich noch illegal war.

Sonja Finck, 42, hat bislang alle Ernaux-Bände übersetzt. Sie hat dafür eine so knappe wie präzise Sprache gefunden. Anruf in Berlin. Welches Buch empfehlen Sie zum Einstieg in die Ernaux-Welt? "Ganz klar:, Der Platz', das Werk über das Leben und den Tod ihres Vaters. Dieses Buch war ihr erstes, in dem sie sich ganz dem autofiktionalen Schreiben zuwandte, vorher hatte sie drei Romane veröffentlicht., Der Platz' markierte in Frankreich Ernaux' Durchbruch als Schriftstellerin. Mein erstes Buch als Übersetzerin war, Die Jahre'.Auf eine Art war es sehr passend, mit diesem Band zu beginnen, weil es für mich den vorläufigen Höhepunkt ihres Schreibens darstellt, eine Quintessenz." Didier Eribon nannte Ernaux die "größte Schriftstellerin", das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" adelte sie zum "weiblichen Proust".Superlative sind Ernaux jedoch ebenso fremd wie das Wort "Schriftstellerin".

In mancher Hinsicht ist Ernaux mehr Erinnerungshandwerkerin als Romancière. Ihre Bücher beschreiben ein Leben vor dem Hintergrund der sozialen und politischen Umbrüche im vergangenen Jahrhundert. Privates und Politisches verlaufen parallel zueinander, sind nicht mehr voneinander zu trennen. "Dies ist keine Biografie und natürlich auch kein Roman, eher etwas zwischen Literatur, Soziologie und Geschichtsschreibung", bemerkt Ernaux in "Eine Frau",dem Buch über ihre Mutter, das auf Umwegen natürlich auch von ihr selbst berichtet.

Wer Ernaux' Bücher liest, betritt vages Terrain, das sich nie zum romanhaften Ganzen mit Wahrheitsstempel fügt. Die Autorin erstellt keine starre Chronologie der Ereignisse, sie modelliert eine Art Poesiepointillismus, der beim Nähertreten überraschende Zusammenhänge und Details offenbart und im Panoramablick neue Perspektiven auf das allzu Selbstverständliche eröffnet. Gegen die "romanhafte Illusion, die treffende Beschreibung einer fiktiven Heldin" wehrt sich Ernaux nicht nur in "Erinnerung eines Mädchens" mit Händen und Füßen.

Die Erzählwege sind dabei lang und kurvenreich, und nicht immer ist ganz klar, zu welchem Ziel sie führen sollen. Ernaux behält sich vor, ihr in Literatur verwandeltes Leben in kurze, klare, karge Sätze zu packen, ihr Schreiben lebt davon, dass es sich nicht in Analyse, Interpretation und Metaebene flüchtet; es funkelt nachgerade durch die Kunst des Unterstatements: "Ich werde niemals den Zauber von Metaphern erleben, den Glanz des Stils",stellt sie in "Die Scham" fest. Ihre Bücher zeugen von einer fortlaufenden Rücksichtslosigkeit gegen sich selbst, mit der sich die Autorin an den Brüchen und Verwerfungen ihrer Biografie abarbeitet.

Annie Ernaux wuchs in der Normandie auf. In Yvetot, 140 Kilometer von Paris und 25 Kilometer vom Meer entfernt, eröffneten die Eltern eine Kneipe und einen Dorfladen in Bahnhofsnähe. Ihr Vater hatte ursprünglich als Knecht, die Mutter bereits als Zwölfjährige in einer Margarinefabrik gearbeitet. 1928 heirateten sie, das erste Kind wurde nicht alt. 1940 kam Annie zur Welt. Als Zwölfjährige musste sie mitansehen, wie der Vater die Mutter in die Vorratskammer neben dem Gastraum schleifte, in einer Hand das Beil, das er aus dem Holzstock gerissen hatte. "Ab hier erinnere ich mich nur noch an Tränen und Geschrei. Dann sind wir alle drei wieder in der Küche",schreibt Ernaux in "Die Scham": "Das erste präzise und eindeutige Datum meiner Kindheit. Davor gibt es nur aufeinanderfolgende Tage und das Datum an der Schultafel oder oben in meinem Heft." Annie besuchte eine katholische Privatschule in Yvetot; mit 18 Jahren verbrachte sie den Sommer 1958 als Betreuerin in einem Feriencamp, wo sie ihre ersten sexuellen Erfahrungen als Akt der Demütigung und Erniedrigung erlebte. Als Au-pair verbrachte sie eine Zeit in London und studierte als Erste ihrer Familie. 1967 setzte das Herz des Vaters aus, da war er 67; 1986 starb ihre Mutter. 1974 erschien mit "Les armoires vides" ("Die leeren Schränke")Ernaux' erstes Buch über eine Frau in einer französischen Kleinstadt. Spätestens mit "Eine Frau",über zehn Jahre danach veröffentlicht, fand Ernaux endgültig zu Ton und Thema ihres Schreibens: Ihre Bücher kreisen um die Herkunft aus dem französischen Kleinbürgermilieu, um das Dorfmädchen aus der Mittelschicht, die junge Studentin und deren erste Schreibversuche, die Mutter von zwei Söhnen, die frischgeschiedene Ehefrau, die Lehrerin, die gefeierte Schriftstellerin. "Ernaux ist ein sehr, sehr angenehmer Mensch",sagt Finck: "Eine Autorin ohne Eitelkeit. Sie antwortet bereitwillig auf Fragen, schickt private Fotos, die in den Büchern beschrieben werden, und schätzt die Arbeit von uns Übersetzerinnen und Übersetzern."

Mit sympathischer Bockigkeit hält Ernaux seitdem an ihrer Poetik fest. Mit dem Leser will sie sich nicht verbünden, "so etwas lehne ich ab, egal in welcher Form, ob Nostalgie, Pathos oder Ironie",schreibt sie in ihrem Vaterbuch "Der Platz".Von Ernaux darf man keine mit Virtuosität verkündeten Heldinnengeschichten erwarten; im Epigrammatischen und Verkürzten liegt der Reiz ihrer Bücher. Ernaux taucht die Vergangenheit nie in romantisches Licht. Wer ihre Bücher liest, läuft Gefahr, sich fortan von Historienromanen und anderen opulenten Fröhlichkeitsfeiern des Gestern fernzuhalten.

Die Historie fängt Ernaux nicht in Statistiken und Tabellen ein. Sie berichtet von den Dingen des Lebens: Armut, Schule, Ehe, Freizeit, Heirat, Beruf, Dorfleben, Aufstiegswillen, der Wechsel von einem Milieu ins andere-die Basiskartografie des Daseins. Ernaux' Literatur ist angewandte Soziologie ohne Theorie, Zitatenschatz, Fußnoten: Sie beobachtet und beschreibt die Gesten und Geschichten, die heimlichen Gesetze und unhinterfragten Rituale ihrer Kleinhäuslerumgebung, sie notiert die vermeintlichen Werte ihres wattierten Wohlbefindens als ins Bürgertum aufgestiegene Pädagogin, Ehefrau und Intellektuelle, verzeichnet die Macht und Masken der jeweiligen Milieus, "in denen ich gefangen war und die, ohne dass ich mir ihrer Widersprüche bewusst gewesen wäre, mein Leben beherrschten", wie Ernaux in "Die Scham" schreibt. Ihre Literatur nimmt Ernaux radikal persönlich: Was kann man von seiner Vergangenheit überhaupt wissen? Wie lassen sich erinnerte Bilder und Gefühle in einen Zustand der Wörter und Sätze überführen? Die Sicht auf das Gestern und Vorgestern verblasst, zerfällt in Fragmente: Inwiefern treten Fotografien an die Stelle der abstrakten Erinnerung? Wie lauteten die Sätze, die den Sommertag am See vor vielen Jahrzehnten begleiteten? Welche Farbe, welches Muster hatte das Kleid bei der Familienfeier unter dem großen Baum? Diese Fragen gehören zu Ernaux' Geschichte. "Wenn ich dem Jahr 1958 auf den Grund gehen will, muss ich die Zerstörung aller Interpretationen akzeptieren, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben",schreibt sie in "Erinnerung eines Mädchens" über ihren Missbrauchsfall im Feriencamp: "Nichts glätten. Ich konstruiere keine Romanfigur. Ich dekonstruiere das Mädchen, das ich gewesen bin."

Aus wenigen biografischen Ankerpunkten formt Ernaux große Bücher. "Um ein Leben wiederzugeben, das der Notwendigkeit unterworfen war, darf ich nicht zu den Mitteln der Kunst greifen, darf ich nicht, spannend' oder, berührend' schreiben wollen",notiert sie in "Der Platz": "Ich werde die Worte, Gesten, Vorlieben meines Vaters zusammentragen, das, was sein Leben geprägt hat, die objektiven Beweise einer Existenz, von der auch ich ein Teil gewesen bin. Keine Erinnerungspoesie, kein spöttisches Auftrumpfen. Der sachliche Ton fällt mir leicht, es ist derselbe Ton, in dem ich früher meinen Eltern schrieb, um ihnen von wichtigen Neuigkeiten zu berichten."

Ihre Bücher sind Rettungsinseln der Erinnerung, umspült von den weißen Flecken des Vergessens, ehe das Dunkel des Daseins um sich greift: "Alle Bilder werden verschwinden",schreibt Ernaux in "Die Jahre",ihrem Hauptwerk von 2008, in dem sie ausschließlich "man" oder "sie" schreibt, wenn sie "ich" meint: "Auch werden sich auf einen Schlag alle Wörter auflösen, mit denen man Dinge, Gesichter, Handlungen und Gefühle benannte, mit denen man Ordnung in die Welt gebracht hat, die das Herz höher schlagen und die Scheide feucht werden ließen."

Ernaux' überstandener Krebs in der Brust spielt in "Die Jahre" ebenso eine Nebenrolle wie die Eifersucht auf die Lebensgefährtin ihres jungen Liebhabers: "Das Buch",schreibt die Autorin, "soll nicht das sein, was man üblicherweise unter Erinnerungsarbeit versteht, bei der es darum geht, ein Leben nachzuerzählen und sich zu erklären. Sie schaut nur in sich hinein, um dort die Welt, das Gedächtnis und die Träume der Vergangenheit zu finden, um zu erfassen, wie sich Ideen, Glaubenssätze und Gefühle, wie sich die Menschen und das Subjekt verändert haben, Veränderungen, die sie selbst miterlebt hat und die vielleicht nichts sind im Vergleich zu denen, die ihre Enkelin und die Menschen im Jahr 2070 erlebt haben werden." Sonja Finck sagt: "Während Ernaux in ihren anderen Büchern immer eine Episode, einen einzelnen Aspekt aus ihrem Leben herausgreift und diesen literarisch durchdringt, liefert sie in, Die Jahre' ein Panorama: Sie erzählt anhand ihres eigenen Lebens die kollektive Geschichte des 20. Jahrhunderts. Dadurch hat das Buch eine noch viel größere Komplexität und Dichte als die anderen, es ist gewissermaßen weniger privat-auch wenn sich natürlich alle Werke von Ernaux im Spannungsfeld zwischen dem Intimen und dem Gesellschaftlichen bewegen." Sie habe sofort gespürt, sagt Finck, dass sie mit "Die Jahre" ein wichtiges Werk der Weltliteratur vor sich habe: "Dem wollte ich natürlich gerecht werden."Auf Fincks persönlicher Bestenliste stehen noch die französischsprachigen Titel "L'autre fille" über die erste Tochter von Ernaux' Eltern, die als Kind gestorben ist. Und "Je ne suis pas sortie de ma nuit" über die Demenz der Mutter.

Annie-Ernaux-Bibliothek: "Die Jahre" (256 S.,EUR 18,50); "Erinnerung eines Mädchens" (164 S.,EUR 20,60); "Der Platz" (95 S.,EUR 18,50); "Eine Frau" (89 S.,EUR 18,50); "Die Scham" (111 S.,EUR 18,50); die Bücher von Ernaux in der Übersetzung von Sonja Finck sind im Berliner Suhrkamp Verlag erschienen.

Ernaux' Bücher nehmen viel Realität auf. Seit sie schreibe, verarbeite sie ihr Leben zu einer "kollektiven Autobiografie" ihrer Generation, sagte die Autorin in einem ihrer raren Interviews: "Den Abgrund erkunden zwischen der ungeheuren Wirklichkeit eines Geschehens in dem Moment, in dem es geschieht, und der merkwürdigen Unwirklichkeit, die dieses Geschehen Jahre später annimmt."

Sie geht von der Gegenwart aus, liest in Archiven alte Zeitungen, zitiert Liedzeilen und zeitgenössische Werbesprüche, legt Fotos nebeneinander, erinnert sich an Idiome und Dialekte. Die Welt von gestern sperrt Ernaux nicht ins Museum. "Mir ist es wichtig, die Worte wiederzufinden, mit denen ich damals über mich selbst und die Welt nachdachte", schreibt sie in "Die Scham".Im Gewirr der Erinnerung leuchtet in Ernaux' Büchern ein zartroter Faden hervor, der wie in "Die Jahre" ständig durchschnitten wird: "Für unser persönliches Leben hatte die große Geschichte keine Bedeutung. An einigen Tagen war man glücklich, an anderen nicht. Je mehr man in das eintauchte, was sich die Wirklichkeit nannte, die Arbeit, die Familie, desto stärker wurde das Gefühl der Unwirklichkeit." Sonja Finck sagt: "Ernaux hat mit ihren autobiografischen Büchern ein neues Genre geschaffen und bricht mit Erwartungen, die man traditionell an Literatur haben mag."

Ernaux erzählt, wie in die Haushalte Kühlschrank und Fernseher einzogen. Wie der Citroën 2 CV in der Garage einen lang ersehnten Traum und die Émail-Diamant-Zahnpasta das Bedürfnis nach Luxus erfüllte. Sie berichtet von Frankreichs Krieg in Algerien und vom Mai 1968 in Paris, vom Tod Stalins und den 23 bleiernen Jahren unter Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand, von Khomeinis Todesurteil gegen Salman Rushdie und von Monica Lewinskys blauem, von Bill Clintons Sperma befleckten Kleid. Sie erinnert an jene englische Familie, die in Südfrankreich auf einer einsamen Straße brutal ermordet wurde, und erwähnt die erste Herztransplantation in Südafrika, feiert die Tour-de-France-Rennradhelden und die Weltmeistertitel der französischen Fußballnationalmannschaft. Sie geißelt Kaufrausch und die Wut-und-Porno-Grube namens Internet. Und immer wieder nimmt sie Zuflucht zur Literatur und zur Kunst, zum Kino und zur Musik. Viele Namen tauchen in den fünf Büchern auf: Brigitte Bardot in "Mit den Waffen einer Frau" und John Travolta in "Saturday Night Fever", Johann Sebastian Bach und Billie Holiday, Cesare Pavese und Marcel Proust, Simone de Beauvoir und André Breton, Jean-Paul Sartre und Françoise Sagan. "Die Erinnerung ist eine wahnsinnige Requisiteurin", schreibt Ernaux in "Erinnerung eines Mädchens".

Durch den Versuch, Disparates zusammenzufügen, entsteht für Ernaux Sinn, wenn auch vielleicht nur auf den Seiten eines Buchs: "In der folgenden Woche sah ich diesen Sonntag, an dem sie noch gelebt hatte, immer wieder vor mir, die braunen Kniestrümpfe, die Forsythien, ihre Gesten, ihr Lächeln, als ich mich verabschiedete, und dann den Montag, an dem sie in ihrem Bett gestorben war. Es gelang mir nicht, diese beiden Tage zusammenzubringen",notiert sie in "Eine Frau".In "Die Scham" bemerkt Ernaux: "Proust schreibt in etwa, unsere Erinnerung liege außerhalb von uns, im feuchten Hauch eines Regentages, im Duft des ersten Kaminfeuers im Herbst etc. In Naturphänomenen also, die durch ihre Wiederkehr die Beständigkeit des Menschen unterstreichen. Für mich-vielleicht für alle, die zu meiner Zeit aufgewachsen sind-sind die Erinnerungen hingegen mit einem Sommerhit, einem modischen Gürtel verbunden, vergänglichen Dingen, und so beweisen sie mitnichten meine Beständigkeit oder sind Ausdruck meiner Identität. Vielmehr lassen sie mich mein Fragmentieren, meine Geschichtlichkeit spüren."

Eine Art Endpunkt ihrer Prosa-Tiefengrabung hat die selbst ernannte "Archivarin" und "Ethnologin" ihrer selbst bereits im Sommer 1980 erreicht, wie sie in "Die Jahre" schreibt: "In diesem Jahr versteht sie zum ersten Mal den Sinn des grausamen Satzes, ich habe nur ein Leben'. Das nackte Leben.

Wolfgang   Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.