Ed Sheeran fotografiert von Annie Leibovitz
Aufgedreht

„Subtract“ von Ed Sheeran: Minus mal Minus ist Plus

Popstars sind auch nur Menschen: Auf eine Therapiestunde mit Ed Sheeran.

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Im Leben wie in der Popmusik wird es immer dann interessant, wenn es zu einer Zäsur kommt. Nicht anders ist das bei Ed Sheeran. Der britische Superstar erzählt auf seinem neuen Album davon, wie es sich anfühlt, wenn man sich von der Illusion einer ewigen Jugend verabschieden muss. Denn zum Erwachsenwerden gehöre der Umstand, dass man eben weiß, dass nicht immer alles wieder gut wird, man im besten Fall aber nicht die Hoffnung verliert. Der 32-jährige Streaming-König und vierfache Grammy-Gewinner musste dies in den vergangenen Jahren schmerzlich erfahren. Zuerst entdeckten Ärzte einen Tumor in Sheerans schwangerer Frau Cherry Seaborn, kurze Zeit später starb der beste Freund des Musikers. 

Nach den Alben „+“, „x“, „÷“ und „=“ folgt nun „Subtract“ (geschrieben kurz „-“) und lässt tief in das Gefühlschaos des Singer-Songwriters blicken. „Subtract“ ist kein Album, das der Musiker für Fans und schon gar nicht für Popkritiker („Bildet euch eure eigene Meinung“, ließ er seine Anhänger kürzlich wissen) geschrieben zu haben scheint – sondern allein für sich selbst. Denn in der Introspektive, dieser Therapiestunde mit Ed Sheeran, entwickeln die 14 neuen Songs eine bisher ungehörte Dringlichkeit; erzählen zwischen reduzierten Gitarren und eingestreuten Beats von Trauerarbeit („Life Goes On“), Verlustängsten („No Strings“), vom Durchhalten („Life Goes On“) und dem Gefühl, in einem Teufelskreis festzustecken („Sea Salt“). 

Nach dem „End of Youth“, dem Ende der Jugend, kommt die Angst vor der eigenen Endlichkeit. Ed Sheeran hat auch dafür eine Antwort parat. Er möchte, erzählte er jüngst in einem Interview mit dem „Rolling Stone“, nach seinem Ableben noch eine Songsammlung veröffentlichen, an der er bereits tüftle. Es ist eben nie zu früh, dem eigenen Tod ein Schnippchen zu schlagen.

Ed Sheeran: - (Warner Music)

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.