Satire

Joint Venture

Olaf Scholz war zu Besuch bei Karl Nehammer. Und entgegen der offiziellen Darstellung ging es dabei vor allem um ein besonders brisantes Thema.

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Nehammer: So, jetzt sind wir endlich unter uns, jetzt kömma zum wichtigen Teil dieser Unterredung übergehen.

Scholz: Sehr gerne. Was steht auf Ihrer Agenda? Ukraine-Krieg? Schengen? Inflationsbekämpfung auf europäischer Ebene?

Nehammer: Nicht ganz. Eher die große Frage: Ham S’ was eingesteckt?

Scholz: Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.

Nehammer: Aber gehen S’, jetzt stellen S’ Ihnen nicht deutscher an, als Sie sowieso schon sind! Am Flughafen werden Sie ja nicht kontrolliert, also kann Ihnen nichts passieren – und darum werden Sie doch sicher was mithaben. Und wenn’s nur ein bissl was ist zum Entspannen für zwischendurch. Weil solche Gipfeltreffen mit mir können schließlich ganz schön fordernd sein, net wahr?

Scholz: Werter Kollege, ich muss gestehen, es geht mir mit Ihnen gerade so wie bei praktisch jeder Wortmeldung von Annalena Baerbock: Ich weiß leider immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen.

Nehammer: No, auf was schon! Auf Gras, Weed, Ganja, Dope, Pot, Shit natürlich! Auf den Stoff, aus dem die Träume sind! Grüner Libanese! Schwarzer Afghane – der einzige, den ich gern über die Grenze lass, hehe. Sie haben das doch gerade legalisiert. Und ich hätt halt gehofft, dass das auch auf mich positive Auswirkungen hat.

Scholz: Inwiefern?

Nehammer: Indem Sie vielleicht mit mir teilen?

Scholz: Äh … Was?!

Nehammer: Dass wir Ihre Tüte völkerverbindend miteinander rauchen. Ein Splifferl in Ehren kann ja niemand verwehren, sag ich immer – nur, wenn niemand zuhört, natürlich. Oder haben Sie vielleicht einen Keks mit, der törnt? Nehm ich auch mit Handkuss. Weil ich komm ja sonst zu nix, meine diesbezüglichen Kontakte sind ein bissl eingerostet, müssen Sie wissen. Der letzte Alt-68er, mit dem ich zu tun gehabt hab, war der Schüssel. Das ist schon ein Zeitl her.

Scholz: Sie glauben ernsthaft, weil wir in Deutschland Cannabis legalisieren, kiffe ich jetzt auch? Noch dazu bei der Arbeit?

Nehammer: Na ja, gar nix sollen Sie haben davon?

Scholz: Ich fürchte, ich muss Sie leider enttäuschen.

Nehammer: Oje. Und ich dachte, das machen Sie nur mit den deutschen Wählern.

Scholz: Ich kiffe nicht. Wenn Sie mich und meine Persönlichkeit ein wenig kennen würden, dann sollte Ihnen eigentlich klar sein: Ich bin nüchterner als Eliot Ness zur Prohibitionszeit. Und das immer.

Nehammer: Na ja, dass Sie die größte Spaßbremse zwischen Brindisi und Buxtehude sind, das weiß eh jeder. Aber nicht einmal da lassen Sie einmal Fünf gerade sein? Dann hab ich mich also völlig umsonst auf Ihren Besuch gefreut.

Scholz: Das tut mir sehr leid. Aber es gäbe doch eine relativ einfache Lösung für Ihre Nöte: Legalisieren Sie Cannabis doch einfach auch. Das sollte mit Ihrem Koalitionspartner ja wohl kein Problem sein. Dieses Verbot ist einfach lächerlich und geht völlig an heutigen Lebensrealitäten vorbei.

Nehammer: Ich weiß. Aber das geht trotzdem nicht. Ich kann’s nicht legalisieren, weil ich verpasse ja grad dem Kickl jeden Tag eine Gnackwatschen. Werden Sie vielleicht eh gesehen haben, dass ich ihn mit seinen Pferdln und so verarsche. So hol ich nämlich die Wähler von der FPÖ zurück. Aber die wollen halt wiederum leider nicht, dass sich irgendwelche Giftler Haschisch spritzen. Die wollen ja nicht einmal, dass sich irgendwer was gegen Corona spritzt. Und darum muss auch mein Innenminister jetzt so tun, also würde er eine Spezialbrigade an die deutsche Grenze stellen, um die Welle an fürchterlichen Drogen, die aus dem Schurkenstaat heranrollt, zu stoppen. Ein bissl wie bei den USA und Mexiko halt.

Scholz: Das sei Ihnen unbenommen. Wir machen ja schließlich auch Grenzkontrollen wegen der Migranten.

Nehammer: So hat halt jeder seine Placebos. Aber wie soll ich jetzt weitertun? Ich mein, wenn ich im Urlaub dauernd nach Amsterdam fahr, wird mir irgendwann keiner mehr abnehmen, dass ich das nur wegen dem Van Gogh und den Tulpen mach.

Scholz: Nun ja … Staatsbesuche ziehen ja an sich immer irgendwann einen Gegenbesuch nach sich. Also lade ich Sie jetzt ein, zu mir nach Berlin zu kommen. Gerade dort sollte es kein Problem sein, Ihre Wünsche zu erfüllen.

Nehammer: Echt? Super! Wann?

Scholz: Na ja. Vielleicht so in einem Jahr?

Nehammer: Ein Jahr? So lang? Da ist ja mein Turkey nicht mehr cold, sondern überhaupt gleich frozen. Und mir bleibt nur eine Alternative.

Scholz: Welche?

Nehammer: Immer dieselbe: Alkohol und Psychopharmaka.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort