Satire

Rainer Nikowitz: Rot. Wild.

Alle Kandidaten für die Nachfolge Pamela Rendi-Wagners haben ihren Charme. Kein Wunder, dass sich die SPÖ nicht entscheiden kann!

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Man muss schon sagen: Dafür, dass es in der SPÖ im Prinzip ja überhaupt keine, aber wenn doch, dann bitte zumindest ganz sicher keine vor den kommenden Landtagswahlen zu führende Debatte über Pamela Rendi-Wagner gibt, wird sie in der Zwischenzeit erstaunlich vehement nicht geführt. Die Zahl der Kandidaten, die niemand nirgendwo genannt hat, reicht bald für eine Menschenkette ums Bundeskanzleramt – unter feierlicher Absingung der Internationalen, auf dass dem Nehammer drinnen ganz schwummrig werde.

Das ist natürlich, wie diese ganze Debatte ja überhaupt, für die SPÖ rückhaltlos positiv, weil ein schönes Zeichen für die in solchen Fällen immer gerne herzitierte „starke Personaldecke“. Wenngleich man sogar durchaus noch ein paar Namen mehr in den Ring werfen könnte … Aber sehen wir uns zuerst einmal das bisher vorhandene Angebot an: Zum Ersten haben wir da natürlich Michael Ludwig. Himself. Als Don Vito Corleone aus der Wiener Familie hätte er gegenüber allen anderen Kandidaten ja den kleinen, aber nicht zu unterschätzenden Vorteil, der Einzige zu sein, der sich praktischerweise einfach selbst ernennen könnte. Allerdings fußt die Machtposition des Wiener Bürgermeisters innerhalb der Bundes-SPÖ seit jeher traditionell vor allem darauf, dass er ausschließlich bei Wahlen antritt, die er nicht verlieren kann. Und auch Ludwig scheint nur mäßig geneigt, zu doch mitunter bedauerlich unsicheren Auswärtsspielen in die Provinz zu fahren. 

Diese Scheu hat Hans Peter Doskozil wohl nicht, dem ist ja quite obviously the world in Burgenland ein bissl too small – um kurz einer Politlegende aus einem Kleinstaat am anderen Ende Österreichs zu gedenken, die einst beinahe die Welt erobert hätte. Und auch Doskozils Fernweh wird leider eher ungestillt bleiben, weil er zwar vielleicht die Wahl, aber niemals den SPÖ-Parteitag gewinnen würde. Nicht zuletzt, weil Don Vitos Daumen diesbezüglich eisern die Richtung des Wasserspiegels des Neusiedler Sees einschlägt. Und Ludwig zeigt sich letzthin auch auffallend oft an der Hand von Alexander Wrabetz. Der wiederum ist als langjähriger ORF-General nun wirklich daran gewöhnt, dass so etwas in diesen Kreisen unweigerlich irgendwann gegenseitige Waschgänge nach sich zieht. Abgesehen von der in den Höhen des Küniglbergs bewiesenen Schwindelfreiheit bei unzähligen Balanceakten spricht aber auch noch für ihn, dass er eine Schwäche für verlorene Schlachten zu haben scheint. Wer sich freiwillig das Amt des Rapid-Präsidenten antut, der geht auch mit der SPÖ schmerzbefreit unter. (Wobei: Das könnte Rendi-Wagner auch.) 

Mit den Rapid-Ultras hätte Wrabetz zwar auch eine in vielerlei Hinsicht sehr kritische Masse hinter sich, ob ihn das allein gleich zum potenziellen Kanzler der Herzen macht, muss allerdings leider bezweifelt werden.

Mit den Rapid-Ultras hätte Wrabetz zwar auch eine in vielerlei Hinsicht sehr kritische Masse hinter sich, ob ihn das allein gleich zum potenziellen Kanzler der Herzen macht, muss allerdings leider bezweifelt werden. Als Mann des lebenslangen Ausgleichs weiß das Wrabetz aber natürlich, und wie man ihn kennt, sollte er darum auch keine Scheu haben, Leute mit ins Boot zu holen, die das Gesamtpaket abrunden. Also in seinem Fall zum Beispiel jemanden wie Andi Ogris. Das wäre dann schon ziemlich unwiderstehlich.

 Die Parteilinke wiederum – also jenes Drittel bis Viertel, das gemeinsam Landeshauptmann von Twitter ist – hätte aber dem Vernehmen nach gern jemand anderen. Und wenn schon Andi Babler, der Che Guevara des Industrieviertels, nicht so leicht durchsetzbar scheint, könnte man sich doch, so vielerorts die Hoffnung, vielleicht wenigstens auf Christian Kern verständigen! Also Rendi-Wagners Vorgänger umstandslos wieder zu ihrem Nachfolger machen. Wenn das kein Konstrukt ist, das die Wähler sofort restlos überzeugt, dann weiß ich auch nicht. Rücktritte von Rücktritten klangen schon immer sehr nach langer Zukunft. Also ja, auch das ist eine Alternative, die die SPÖ sicherlich dorthin bringt, wo sie offenbar hinwill. 

Aber nicht genug damit ist jetzt auch endlich ein Name, der viel zu lange nicht genannt wurde, mit im Spiel: Doris Bures. Sie wird zwar bislang nur als „Zwischenlösung“ gehandelt, aber das erscheint fast zu bescheiden, wartet sie doch schon sehr lang auf verdiente höhere Weihen: Bures wollte schon Bundespräsidentin werden, da aß Rendi-Wagner noch Gemüselaibchen in der Mensa. Sie würde viele auch an bessere Zeiten erinnern, darf sie doch quasi als Werner Faymann in Blond angesehen werden – wenngleich mit beinahe noch mehr Charisma. Und der – was heute gerne vergessen wird – gewann immerhin zwei Wahlen! Das sind zum Beispiel um zwei mehr als Christian Kern.  

Also stellt sich ja in Wirklichkeit wohl die Frage: Was macht der Werner eigentlich gerade?

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort