Satire

Schönwetterpolitik

Die intellektuelle Zweierkoalition aus Hausverstand und Querdenken ordnet das jüngste Hochwasser natürlich vollkommen richtig ein.

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Schauen Sie, man muss da schon die Kirche im Dorf lassen – und wenn jemand bekannt dafür ist, das zu tun, dann ja wohl wir. 96 Prozent Niederösterreichs sind nicht versiegelt! Das muss man sich einmal vor Augen halten:

96 Prozent!! Der Kim Jong-un wäre froh, wenn er so ein Wahlergebnis zusammenbrächte. Die Blockheide in Gmünd – nicht versiegelt! Der Gippel, der Göller, der Dunkelsteiner Wald – alle nicht versiegelt. Also wovon reden wir hier bitte? Und wenn wir die versiegelten vier Prozent hernehmen: Wie viel von denen steht denn unter Wasser? 0,5 Promille, höchstens! Das ist gar nichts. Damit verliert man nicht einmal den Führerschein. Also, wenn das kein Triumph vorausschauender Raumordnung ist, wie sie unsere Bürgermeister vor Ort Tag für Tag erfolgreich praktizieren, und vor allem auch von Umweltschutz mit Hausverstand, dann weiß ich nicht.

Und da brauchen wir sicher keine von Brüssel verordnete Renaturierung oder sonst irgendein neumodernes Bürokratiemonster, das über die Köpfe der Betroffenen hinwegfegt, wie jetzt einer der Hubschrauber, die die Leute aus dem Wasser geholt haben. Wir brauchen nämlich keine Renaturierung – sondern eine Rekalibrierung! Die Dämme müssen einfach höher werden – und zwar bald. Wenn das jetzt ein hundertjährliches Hochwasser war, dann haben wir es ja in zehn Jahren wieder. Also muss verantwortungsvolle Politik hier tätig werden – und bauen. Wir haben da auch schon ein Programm vor Augen, in dem der Aushub von den ganzen neuen Gewerbegebieten und Supermärkten an den Ortsrändern ab jetzt für die Aufdopplung der Dämme im ganzen Land verwendet wird. Das ist nämlich nachhaltige Kreislaufwirtschaft, wie wir sie verstehen! Wie man ja überhaupt die positiven Effekte auf die Wirtschaft nicht übersehen darf, die solche Bauprogramme nach Naturkatastrophen haben, da haben wir also nicht zuletzt auch als Wirtschaftspartei wieder einmal zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Und das, wo es doch gar nicht mehr so viele von denen gibt, wie uns die Umweltschützer ja auch immer weismachen wollen, hehe. Äh …, kleiner Scherz.Jetzt kommen Sie mir nicht so, das ist ja lächerlich! Jahrhunderthochwasser? Na ja, von mir aus. Aber wie Sie wissen, denken wir ja noch langfristiger. Wir fangen erst bei 1000 zu zählen an. Und es hat es ja wohl bitte immer schon geregnet – oder etwa nicht? Und manchmal durchaus auch viel. Das können Sie überall nachlesen. In Rust im Tullnerfeld zum Beispiel, ja? Da war es vor 40 Millionen Jahren wesentlich feuchter als heute. Und der Noah hat ja damals seine Arche schließlich auch nicht gebaut, nur damit er am Wochenende mit der Gattin schön segeln gehen kann. Alles schon einmal da gewesen.

Und dass da jetzt ein bedauerliches, aber vollkommen normales lokales Wetterphänomen Schaden angerichtet hat, liegt daran, dass die Systemparteien beim Schutz der autochthonen Bevölkerung wie gewohnt in jeder Hinsicht versagt haben. Genauso, wie um ganz Österreich herum hohe Mauern gehören, gehören eben auch an jedem Fluss hohe Mauern. Das versteht ja wohl jedes Kind. Und dieses Hochwasser ist selbstverständlich überhaupt kein Grund, dass wir da jetzt als beinahe letzte Stimme der Vernunft auch dieser unseligen Klimahysterie verfallen, die nur dazu da ist, freie Bürger zu unterdrücken beim … Freisein.

Es hat immer schon geregnet. Fragen Sie Noah.

Aber: Es gibt da noch etwas anderes, das ja fast noch wichtiger ist. Einen mehr als begründeten Verdacht, dass da nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist! Und wenn die Indizien so stark sind, dass ganz Telegram voll damit ist – na, dann wird schon was dran sein. Und dann ist es auch hoch an der Zeit, dass man darüber redet, die Bürger haben schließlich ein Recht, zu erfahren, was mit ihnen aufgeführt wird. Weil eines muss man schon sagen: Das haben die wirklich gut hingekriegt vom Deep State, Respekt. Gemeinsam mit dem internationalen Klimaterrorismus. Dass es ausgerechnet punktgenau jetzt, so knapp vor dieser Richtungswahl, bei uns so schüttet, wie noch nie seit Menschengedenken – so ein Zufall, ha?

Das wird doch wohl nichts mit diesen Wetterwaffen zu tun haben, die diese Herrschaften entwickelt haben, um uns zu knechten? Die sie natürlich vor uns geheim halten wollen – aber schließlich können wir auch googeln! Weil das Drehbuch ist ja ganz klar: Kurz vor der Wahl ein Anschlag, sintflutartiger Regen, Land unter. Und die grünen Systemhysteriker und sämtliche mit ihnen unter einer Decke steckenden Klimatologen und Medien bekommen natürlich wieder Oberwasser. Weil sie jetzt die Stimmen der Verängstigten einsammeln können, denen sie einreden, dass das alles nicht normal ist. Stimmen von verängstigten Mitbürgern einsammeln … Das ist ja wohl das Letzte!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort