Morgenpost

Der Krieg auf Social Media

Manchmal ist weniger mehr – das gilt vor allem für soziale Medien seit dem Beginn der Eskalation in Israel und Palästina.

Drucken

Schriftgröße

Auf X, Instagram und Tiktok sieht man seit Samstag Aufnahmen von Explosionen, zertrümmerten Häusern und dem Festival in der Negev-Wüste, bei dem Hamas-Anhänger über 300 Besucher:innen verschleppten und 260 umbrachten. Man sieht, wie junge Menschen zu Techno-Musik tanzen, bis Terrorist:innen mit Fallschirmen auf dem Sand landen und beginnen zu schießen. Blutige Aufnahmen der verschleppten Feiernden, ohne jegliche Triggerwarnung – gesperrt wurden sie oft erst nach mehreren Tagen, obwohl sie gegen die Community-Richtlinien der Plattformen verstoßen. 

Fahnen neben Namen, Streit in den Kommentaren

Auf X (ehemals Twitter) waren auf einmal alle Nahost-Expert:innen, fügten Israel- oder Palästina-Fahnen neben ihre Namen hinzu und cancelten sich gegenseitig. Bekannte Personen, die sich zum Kriegszustand nicht äußerten, wurden von anderen User:innen dafür angeprangert. 

Falschinformationen und gefakte Beiträge

Besonders problematisch ist jedoch die Verbreitung von Falschinformationen und gefakten Videos: Einer der auf X kursierenden Clips zeigte vermeintlich israelische Kinder, die Hamas-Anhänger in Käfigen eingesperrt haben sollen. Tatsächlich handelte es sich bei dem Video um eine drei Jahre alte Aufnahme, die wahrscheinlich aus Syrien stammt. Einige scheinbar stattfindenden Pro-Palästina-Großdemonstrationen entpuppten sich als alt, Videos von israelischen Soldat:innen wiederum als Aufnahmen aus einem Videospiel.

Wie kann man sich als User:in sicher sein, dass man eben diese Fakes nicht verbreitet? Im Ausnahmezustand sollte man immer misstrauisch sein, rät Ingrid Brodnig, Digital-Expertin im Gespräch mit profil. Außerdem gilt gerade bei hoch emotionalen Debatten: Weniger ist mehr. Sie wollen ein heftiges Video reposten, sind sich jedoch nicht sicher, woher es stammt? Dann lassen Sie es lieber.

Durch Social Media haben Kriege einen neuen Schauplatz bekommen, meint Ingrid Brodnig. Im Zweifelsfall gilt jedoch: Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie echt ein Video ist, dann checken Sie doch, ob renommierte Medien und Nachrichtenquellen darüber berichtet haben und die Informationen bestätigen können.

Natalia Anders

Natalia Anders

ist Teil des Online-Ressorts und für Social Media zuständig.