Morgenpost

Kriege gehören ins Museum

Die ÖVP wird ihren Ruf als Partei des Postenschachers einfach nicht los. Jetzt geht es um die Direktion des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien.

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„Kriege gehören ins Museum“, so steht es in schwarzen Lettern an der kunstvollen Fassade des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien, doch das, was sich derzeit in diesem Haus abspielt, ist kein Krieg. Es ist eher das Abbild einer schlimm verbockten Situation zwischen der Museumsführung und Teilen der Belegschaft. Schlechte Stimmung. Kontrolle von oben, Misstrauen untereinander. Das Museum selbst, in diesem Bereich eines der größten in Europa, ist leider nicht eines der besten. Die Neubesetzung der Direktion steht an und dutzende namhafte Historiker und Historikerinnen sagen, mit dem derzeit amtierenden Direktor Mario Christian Ortner, der schon mehrere negative Expertenberichte hinnehmen musste, sei kein Neuanfang möglich. Doch wenn Kriege schon ins Museum gehören, dann sollte vielleicht thematisiert werden wie Kriege entstehen, wie sie geführt werden, wer Kriege finanziert, wer daran verdient und wer daran stirbt. Doch was man im Heeresgeschichtlichen Museum sieht, sind Uniformen, Lanzen, Hinterlader, Kanonen, Orden und Schlachtengemälde. Geht man durch die Säle der jüngeren Geschichte: zu viele Hakenkreuze, zu viele NS-Devotionalien- und Uniformen.   

Expertenkritik an der Dauerausstellung im HGM

Das Museum ist – im Gegensatz zu den anderen Bundesmuseen - direkt einem Ministerium, in diesem Fall dem Landesverteidigungsministerium unterstellt. Die eingereichten Konzepte der Bewerber hat eine mit Ministerialjuristen, Beamtengewerkschaftern und Berufsoffizieren bestückte Kommission bewertet. Und der amtierende Museumsdirektor ist, trotz aller Kritik, an vorderster Stelle gereiht und wird als „im höchsten Ausmaß geeignet“ befunden. 

Kein Wunder, dass einige Parteibuchwirtschaft schreien.

Der Verdacht, die ÖVP würde zuallererst auf ihren Einfluss und ihre Machtpositionen setzen und weniger auf Politik im eigentlichen Sinn, hat sich im vergangenen Jahr ziemlich weit verbreitet- Stichwort: Chat-Protokolle, Freundeskreis um Ex-Kanzler Sebastian Kurz, Einflussnahme auf Medien. Und der parlamentarische Untersuchungsausschuss trug offiziell den Titel: ÖVP-Korruptionsuntersuchungsausschuss. Wenn Sie den Überblick behalten wollen, lesen Sie die Analyse von Iris Bonavida. Und wenn Sie wissen wollen, wer ist der Mann, der die ÖVP führt und Bundeskanzler ist, lassen Sie sich von Gernot Bauer an der Hand nehmen. Er erklärt Ihnen Karl Nehammer am Beispiel von zehn Zitaten.

Und ein schönen Novembertag wünscht Ihnen

Christa Zöchling

Christa   Zöchling

Christa Zöchling