Letzte Chance: Benkos Jagdgewehr für 78.000 Euro zu ersteigern
Exklusiv, teuer und namhaft: René Benko und seine kollabierte Signa-Gruppe stehen im Zentrum der wohl größten Insolvenz der Zweiten Republik. Um die Forderungen der Gläubiger zumindest teilweise zu bedienen, wird das hauseigene Tafelsilber versteigert. Gleichzeitig offenbaren sich für die Öffentlichkeit Einblicke in das Firmenimperium und den Lebensstil des einst schillernden Immobilienunternehmers. Selbst das erfahrene Auktionshaus Aurena, das Großteil der Versteigerungen abwickelte, zeigte sich beeindruckt. „Ich habe noch nie etwas gesehen, das so exklusiv ausgestattet war“, sagte Aurena-Chef Jürgen Blematl im profil-Interview zur ersten Besichtigung der Signa-Büroräumlichkeiten.
Neben teils luxuriösem Inventar im Wiener Palais Harrach und privaten Besitztümern wie Yacht und Uhrensammlung kommt aktuell ein besonders kurioses Unikat unter den Hammer: eine Jagdwaffe mit den Initialen „RB“. Spätestens seit dem berühmt-berüchtigten Ausflug von Tirols Ex-SPÖ-Chef Georg Dornauer – und einem ungewollt publik gewordenen Schnappschuss – ist René Benko landesweit auch als passionierter Jäger bekannt. Und wie es sich für einen Waidmann seines Kalibers gehört, war auch seine Büchse standesgemäß angefertigt.
57.600 Euro brutto kostete das doppelläufige Jagdgewehr aus dem Hause Scheiring im Kärntner Ferlach. Wohlgemerkt in der Grundausstattung, hinzu kamen personalisierte Gravuren „mit reichlich Goldeinlagen“ im Wert von 55.000 Euro und ein Swarovski Zielfernrohr, das mit 2000 Euro zu Buche geschlagen hat. Wie diese Waffe als Betriebsausgabe in der Signa Holding deklariert wurde, ist nur schwer zu rekonstruieren. Fakt ist: Die Signa bezahlte, registriert war die Waffe auf René Benko persönlich.
Der Tiroler pflegte einen exquisiten Geschmack, wenn es um Feuerwaffen ging. Laut Waffenpass zierten neun Gewehre den Waffenschrank des gefallenen Immobilienmoguls, mitunter Modelle von Scheiring, Holland & Holland, Blaser oder Sauer & Sohn. Für jeden Anlass gab es ein eigenes Kaliber – selbst eine zivile Variante des Steyr StG77 fand sich in seinem Arsenal.
Wie wichtig Benko seine Schießeisen waren, zeigte sich bei einer Hausdurchsuchung im Jänner. Während die Signa Holding kollabierte, versuchte Benko „drei hochpreisige Schusswaffen dem Zugriff von Behörden, Masseverwaltern und Gläubigern zu entziehen“, indem dieser laut WKStA versucht haben soll, Rechnungen nachträglich „herzustellen“. Damit habe er laut den Ermittlungsbehörden „Beweismittel gefälscht“.
Für die Masseverwalter zählt jeder Cent. Bei den Aurena-Auktionen wurden mehr als 6000 Objekte aus dem Signa-Imperium versteigert. Eine Fußmatte für 2200 Euro, ein Monopoly-Spiel um 1600 Euro oder eine Schneekugel um 1000 Euro. Selbst ohne Signa-Logo stehen Benko-Nachlässe hoch im Kurs: Vom Handtuchspender für sieben Euro bis zum Konferenztisch für 37.000 Euro. Klammert man den Verkauf des firmeneigenen Flugzeugs aus, konnten im Zuge der Versteigerungen allein aus der Holding-Gesellschaft bisher 3,6 Millionen Euro für die Gläubiger lukriert werden.
Das Filetstück dürfte aber die Scheiring-Doppellaufbüchse werden. Schon jetzt zeigt sich, dass die personalisierte Benko-Büchse das höchste Gebot aller versteigerten Exponate aus der Signa Holding erzielen wird (Flugzeug ausgenommen). Noch am Donnerstagabend lag das Höchstgebot bei 55.500 Euro, hinzukommen 18 Prozent Auktionsgebühr und Mehrwertsteuer. Wer die vorerst letzte Signa-Devotionalie ersteigern will, hat noch bis Samstag, zehn Uhr die Möglichkeit zuzuschlagen.
Und falls Sie sich fragen: Einen Waffenpass brauchen Sie nicht. Der Erwerb und Besitz von Schusswaffen der Kategorie C – darunter fallen Jagdbüchsen und Flinten – ist in Österreich ohne Waffenpass (und ohne behördlich-auferlegtes Waffenverbot) erlaubt. Es reicht, die Waffe nach dem Kauf im Zentralen Waffenregister zu melden.
Falls Sie das Benko-Gewehr schussbereit oder geladen außerhalb des eigenen Wohnsitzes führen möchten – etwa bei der Jagd – benötigen Sie dafür eine Trageerlaubnis (Waffenpass oder Jagdschein). Solange Sie nicht wegen Gewaltdelikten, Menschenhandels oder Tierquälerei verurteilt wurden, steht Ihrer waffenrechtlichen Verlässlichkeit nichts im Wege.