profil-Morgenpost

SPÖ: Was den heiligen Martin mit Andreas Babler verbindet

Die SPÖ begeht ihren Parteitag in Graz. Hans Peter Doskozil ist nicht dabei. Schuld ist der heilige Martin.

Drucken

Schriftgröße

Die Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine machen die Herzen schwer. Daher will Ihr Morgenpostler Ihren Blick auf die vergleichsweise vergnügliche österreichische Welt lenken, die in den kommenden Tagen im Zeichen zweier herausragender Persönlichkeiten steht. Die eine ist der heilige Martin, die andere der linke Andreas. Am 11. November werden beide gefeiert: der heilige Martin landesweit mit Laternen, Andreas Babler mit Ovationen am SPÖ-Parteitag in Graz. Dort soll Babler erneut zum Parteivorsitzenden gewählt werden. Excel-Fehler können allerdings immer auftreten, sogar in der präzisen Schweiz.

Als gläubiger Sozialdemokrat hat Andreas Babler ein paar Lieblingsheilige – den Wegbereiter Victor etwa und vor allem den göttlichen Bruno. Von Karl, dem roten Religionsstifter, besitzt er sogar eine kleine Heiligenstatue, betet diese aber mittlerweile nicht mehr an. Dem heiligen Martin gegenüber dürfte Babler Vorbehalte haben. Denn der ist Landespatron des Burgenlandes und wird dort mit absoluter Mehrheit verehrt. Dass Hans Peter Doskozil am Parteitag in Graz nicht teilnimmt, ist dieser Verehrung geschuldet. Am Festtag des heiligen Martin, dem Landesfeiertag, hat der Landeshauptmann im Burgenland zu sein, um zum Beispiel Ehrenzeichen zu verleihen.

Links- oder Rechtskatholik?

Von Doskozil wissen wir, dass er gern SPÖ-Vorsitzender und Bundeskanzler geworden wäre. Der heilige Martin dagegen hätte gern auf sein Spitzenamt verzichtet und wäre lieber einfacher Priester geblieben. Der Legende nach verrieten ihn Gänse mit ihrem Geschnatter, als er sich in einem Stall vor seiner Gemeinde versteckte, die ihn zum Bischof von Tours machen wollte. Als solcher wurde Martin durch gute Werke bekannt, wobei er selbst weiterhin in Askese lebte. Mildtätig zu anderen, persönlich bescheiden – so wollen wir uns auch einen Kanzler Babler vorstellen, der als Bürgermeister von Traiskirchen die Armen beschenkt wie einst Martin den Bettler am Stadttor von Amiens.

Sollte Babler aufgrund der offenkundigen Parallelen daran denken, sich den heiligen Martin kulturell anzueignen, müsste er mit massivem Widerstand der ÖVP rechnen. Denn Karl Nehammer vereinnahmt den burgenländischen Landespatron in Parteitagsreden regelmäßig gegen die SPÖ: „Der heilige Martin hat seinen Mantel mit einem Armen geteilt. Seinen, nicht den eines anderen. Das wäre Sozialismus.“ Ob der heilige Martin nun ein waschechter Schwarzer oder doch ein Linkskatholik war, wurde im profil bereits hier erörtert.

Worauf sich Nehammer und Babler einigen können sollten: eine Gans, richtig zubereitet, ist eine vorzügliche warme Mahlzeit. Allerdings kostet sie im Gasthaus schon über 30 Euro. Wenn Andreas Babler bei seiner Parteitagsrede eine verfassungsrechtlich verankerte Ganslpreisbremse fordert, könnte er billige Punkte sammeln. Auf Gänseleberpastete sollte er eine Luxussteuer verlangen. Schließlich ist am 11. November auch Faschingsbeginn.

 

 

 

 

 

 

 

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.