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Kurz will Kanzler werden, Kern will es bleiben – und Strache lachender Dritter sein.

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In politisch aufgewühlten Zeiten wie diesen wird gern davon gesprochen, dass die Ereignisse sich überschlagen (was interessanterweise immer nur für die Beteiligten, nie aber für die Ereignisse selbst schmerzhaft ausgehen kann).

Die innenpolitischen Turbulenzen der vergangenen Tage sind ursächlich und im Allgemeinen darauf zurückzuführen, dass SPÖ und ÖVP seit einer gefühlten Ewigkeit keine große Koalitionsharmonie bewerkstelligen können – und im Besonderen darauf, dass einer die Konsequenzen daraus gezogen hat: Am Mittwoch erklärte ÖVP-Bundesparteiobmann, Vizekanzler, Wirtschafts-, Wissenschafts- und Forschungsminister Reinhold Mitterlehner, von all seinen Funktionen zurückzutreten. Das allein wäre in der heimischen Parteiengeschichte noch kein unerhörter Vorgang, wenn er nicht die tiefe Strukturkrise der Volkspartei offengelegt und endgültig einen Mann ins Epizentrum der Aufmerksamkeit gerückt hätte, der schon seit geraumer Zeit für allerhöchste spitzenpolitische Weihen gehandelt wird: Sebastian Kurz. Er ließ sich nicht länger bitten und gab am Freitag knapp, aber unmissverständlich seinen Leadership-Tarif bekannt.

„Die Republik Österreich steht vor dem größten Umbruch seit der schwarz-blauen Wende im Jahr 2000“, schreiben Gernot Bauer und Eva Linsinger in der aktuellen Titelgeschichte und liefern die Hintergründe für den bevorstehenden Paradigmenwechsel. Jakob Winter hat im Infight zwischen SPÖ und ÖVP den lachenden Dritten ausgemacht: die FPÖ. Rosemarie Schwaiger weint Mitterlehner ein paar Tränen nach – einem grundsoliden Politiker, der „das gleiche Problem hatte wie seinerzeit der Skirennläufer Stephan Eberharter: Er wurde von einem Außerirdischen überstrahlt.“ Christa Zöchling schließlich sinniert über ein in der Politik geradezu epidemisches Phänomen: die unselige Macht der Kränkung.

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