Ballhausplatz 6

Nepp im Chat: "Ob lesbisch, schwul oder bisexuell ist mir egal"

Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp chattet über Begriffe aus der Nazi-Zeit und hält eine lesbische FPÖ-Spitze für möglich.

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Ginge es es nach Dominik Nepp, dem Chef der Wiener FPÖ, dann würde er in der Hauptstadt regieren während Herbert Kickl als „Volkskanzler“ installiert wäre.

Die FPÖ rutscht ins kommende Wahljahr mit guten Chancen. In den Umfragen liegt sie konstant bei rund 30 Prozent. Doch so ganz hat sich die Partei noch nicht von der Ibiza-Affäre erholt. Gegen die Wiener FPÖ wird wegen Veruntreuung ermittelt – Landesparteiobmann Nepp steht als nicht amtsführender Stadtrat und ehemaliger Vize-Bürgermeister noch immer im Schatten seiner Vorgänger.

Vor allem mit den Themen Migration und Grenzschutz heizen die Blauen gegen „die linke Willkommenskultur“ und „Systemparteien“ auf. Warum Nepp kein Problem damit hat, wenn das an die Sprache der Nationalsozialist:innen erinnert, und ob eine lesbische Parteispitze für ihn denkbar wäre, erzählt er profil-Redakteurin Elena Crisan im Chat.

Elena Crisan

Ich sehe, Sie haben selbstlöschende Nachrichten eingestellt. Eine Vorsichtsmaßnahme?

Dominik Nepp

Dürfte sich nun um eine Standardeinstellung handeln. Wäre bei manchen in der Vergangenheit wahrscheinlich auch besser gewesen 😉

Elena Crisan

Herbert Kickl will „Volkskanzler“ werden. Den Begriff hat Adolf Hitler schon verwendet. Absicht oder Zufall?

Dominik Nepp

Sowohl Figl als auch Kreisky wurden als Volkskanzler bezeichnet. Auch Gusenbauer hat diesen Begriff für sich beansprucht. Unterstellen Sie denen auch Absicht oder Zufall? Es geht doch vielmehr darum, dass man ein Kanzler für das Volk und nicht für das System sein will.

Elena Crisan

Das ist nicht der einzige Begriff, der mit dem Nationalsozialismus assoziiert wird. „Das System“ gehört auch dazu.

Elena Crisan

Haben Sie da keine Berührungsängste mit dem Nationalsozialismus?

Dominik Nepp

Aha. Dann wäre das BetriebsSYSTEM Windows nach Ihrer Interpretation auch nationalsozialistisch. Ich bin schon gespannt auf Ihr nächstes Chatinterview mit Bill Gates und was er dazu sagt.

Elena Crisan

Mich interessiert aber vor allem, ob Sie diese Begrifflichkeiten problematisch finden. Ich lese heraus: Nein.

Elena Crisan

Bleiben wir noch bei der Sprache:

Elena Crisan

Sie haben Zuwanderer als „den ärgsten Islamistenabschaum“ bezeichnet. Sind alle Muslime für Sie „Abschaum“?

Dominik Nepp

Hab ich nicht! Aber ich lese heraus, dass alle Muslime für Sie Islamisten sind. Bitte seien Sie vorsichtig mit Ihren Formulierungen, sonst bekommen Sie noch von linken Gruppierungen eine Verhetzungsanzeige umgehängt.

Elena Crisan

Ich beziehe mich natürlich auf Ihr Weihnachts-Posting auf X, deshalb die Anführungszeichen

Dominik Nepp

Dann haben Sie es falsch gelesen.

Elena Crisan

Okay, wen meinen Sie dann mit „Islamistenabschaum“?

Dominik Nepp

Es ging um Islamisten, die Anschläge auf christliche Einrichtungen geplant haben. Und diesen Abschaum brauchen wir in Österreich nicht! Wollen Sie diese Personen in Österreich in Ihrer Nachbarschaft haben? Finden Sie es normal, dass Kirchen von mit Maschinengewehren bewaffneten Polizisten geschützt werden müssen? Ich sicher nicht

Elena Crisan

Im Oktober haben Sie in einem Taxi für Israel Partei ergriffen. Daraufhin soll der Fahrer Sie frühzeitig zum Ausstieg gebeten haben. Werden Sie öfter aus Taxis geworfen?

Dominik Nepp

Nein. Aber es zeigt in diesem Fall die aufgeheizte Stimmung und dass vieles im Bereich der Integration nicht funktioniert.

Elena Crisan

In Deutschland steht die lesbische Alice Weidel an der Spitze Ihrer Schwesterpartei AfD. Wäre für die FPÖ eine queere Parteiführerin möglich?

Dominik Nepp

Ob lesbisch, schwul oder bisexuell ist mir komplett egal. Das ist Privatsache. Was ich allerdings nicht akzeptiere ist, dass man sich täglich das Geschlecht neu aussuchen kann oder wie in Deutschland, dass Schüler behaupten sie wären Tiere. So etwas darf nicht öffentlich gefördert werden.

Für mich gibt es nur Mann oder Frau und nichts dazwischen.

Elena Crisan

Elena Crisan

Wenn sie nicht gerade für den Newsletter "Ballhausplatz" mit Politiker:innen chattet, schreibt sie im Online-Ressort über Wirtschaft und Politik.