Der frisch gewählte FPÖ-Parteiobmann Norbert Hofer anlässlich des 33. ordentlichen Bundesparteitags der FPÖ

FPÖ-Parteitag: Hofer mit 98 Prozent zum neuen Obmann gewählt

Der Parteitag der FPÖ, der am Samstag in der Grazer Messehalle über die Bühne ging, - eine bescheidene Bühne ohne aufwändige Inszenierung - war dennoch historisch.

Drucken

Schriftgröße

Der gefallene Heinz-Christian Strache war nicht erschienen - so weit man das als Journalistin überblicken konnte, auch nicht seine Frau, Philippa Strache. Vielen fehlt er – der „ganz Große“, wie Robert Lugar sagte. Nicht wenige finden es treulos, dass man sich so sang-und klanglos vom früheren Parteiobmann verabschiedet.

Doch das Wichtigste dieses Tages war, der Welt zu zeigen, dass man zusammensteht und ein Super-Trooper-Wahlergebnis für Norbert Hofer. Wann immer hier ein Redner die Einigkeit der Gesinnungsgemeinschaft beschwor, den Dienst an der Partei, die persönliche Hingabe und die kameradschaftliche Treue ging ein Brausen durch den Saal. Norbert Hofer stellte in seiner Rede fest, dass die FPÖ das Zeug habe, stärkste Partei in Österreich zu werden und der Islam niemals zu Österreich gehört habe. So weit so bekannt – und geschichtsvergessen und wirklichkeitsverweigernd. Es kamen noch vor: „Tugendterror der linken Heimatverräter.“ - „Kampf gegen Identitätsverlust“ - „mit der ÖVP zusammenarbeiten, wenn es denn nicht anders geht“. Interessanter waren die Schimpfereien der Parteitagsdelegierten am Buffet. Es herrschte offenbar etwas Unmut über die Auswahl der Delegierten.

"Ganz treuer Kamerad"

Als letzter Redner vor der Wahl trat Herbert Kickl ans Pult. Er forderte ein „überragendes Vertrauensvotum“ für Hofer, damit die Gegner das „Muffensausen“ bekommen. „Die, die du nicht niedergrätscht, bekommen von mir einen rechten Haken“, so beschrieb Kickl die Rollenaufteilung zwischen sich und Hofer. Freilich sprach Kickl auch in eigener Sache und festigte seinen Anspruch, in einer Neuauflage der türkis-blauen Koalition wieder Innenminister zu werden. Er bekam dafür tosenden Applaus. Kickl kündigte an, Kirchenasyl nicht mehr zu respektieren: „Das Kirchenasyl ist ein Modell der Vergangenheit“. Norbert Hofer lobte er als einen „ganz treuen Kameraden ohne Flausen und Allüren und einem Kämpferherz“.

Über Norbert Hofer wurde geheim abgestimmt. Über Herbert Kickl als neuem FPÖ-Stellvertreter wurde gemeinsam mit den anderen Stellvertretern en bloc und offen abgestimmt- so dass kein Vergleich möglich ist. Es gab keine einzige Gegenstimme im Saal. Hätte man den Lärmpegel beim Applaus gemessen, wäre wohl Kickl als Sieger hervorgegangen.

P.S.: Erstaunlich: der Rechenschaftsbericht der FPÖ weist gerade 215 Euro an Spenden aus.

Christa   Zöchling

Christa Zöchling