Heizsaison

Gaskrise, teurer Strom: Ein Ofenhändler macht das Geschäft seines Lebens

Als Putin die Ukraine überfiel und hierzulande das Gas auszugehen drohte, kauften Wiener die Ofenhandlung von Semir Varli leer. Bis auf einen Kamin.

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Verrückte Wochen waren das. Semir Varli, 61, steht in seinem Geschäft am Wiener Margaretengürtel, einem eindrücklichen Kabinett unterschiedlichster Ofen-Charaktere, runde, weiße, elegant aufragende neben bulligen, russschwarzen Gerätschaften, mit Kochplatte oder ohne, manche in verspieltem Retro, andere in urbanem Minimalismus, Schaustücke, die wie offene Kamine aussehen neben alten Omaherden, Skandinavier, Italiener, Deutsche. Alle gingen sie damals weg.

Varli wirkt immer noch verdutzt, wenn er an den Winter 2022 denkt. Die Saison begann wie immer. Je tiefer die Temperaturen fielen, desto größer wurde die Sehnsucht der Großstädter, sich zuhause an einem heimelig knisternden Feuer zu wärmen. Varlis Ofenhandlung brummte behaglich. Bis zu jenem 24. Februar, an dem der russische Präsident Wladimir Putin die Ukraine bombardierte und in der zwei Millionen Metropole Wien ein nie dagewesener Ansturm auf Holzöfen losbrach, der Varlis Geschäft fast aus den Angeln hob.

Edith   Meinhart

Edith Meinhart

ist seit 1998 in der profil Innenpolitik. Schreibt über soziale Bewegungen, Migration, Bildung, Menschenrechte und sonst auch noch einiges