Kickls Baby-Eule für Van der Bellen kommt ins Museum
Als FPÖ-Chef Herbert Kickl am 21. Oktober mit einem kleinen, blauen Päckchen in das Büro von Bundespräsident Alexander Van der Bellen verschwand, fragte sich die Öffentlichkeit: Was hat Kickl in die Hofburg mitgebracht? Die Auflösung kam eine Stunde später, als das Gespräch beendet war, und erstaunte politische Beobachter: Es war „Idyllia Baby“, eine Eule von Swarovski, die die FPÖ im Angebot um 90 Euro ergattert hatte. Für die Freiheitlichen lag der Wert eher in der politischen Botschaft: Van der Bellen sollte damals die Entscheidung, wer den Regierungsbildungsauftrag erhält, weise treffen. Weise, wie eine Eule.
Herbert Kickl bekam einige Wochen später tatsächlich den Regierungsbildungsauftrag, schaffte es allerdings nicht, eine Regierung zu bilden. Und seit Dienstag ist „Idyllia Baby“ nicht mehr neben allerlei Staatsgeschenken in einem Keller der Hofburg inventarisiert, sondern für Interessierte im Haus der Geschichte Österreich (HdGÖ) ausgestellt.
„Idyllia Baby“
Die Swarovski-Eule wanderte von FPÖ-Chef Herbert Kickl in die Hofburg zu Alexander Van der Bellen und ist nun im Haus der Geschichte Österreich zu sehen.
„Wir haben lange darüber nachgedacht, ob wir das Objekt sofort ausstellen oder aber im Depot lassen“, sagt Monika Sommer, Direktorin des HdGÖ zu profil. „Aber die vergangene Regierungsbildung hat uns lange auf Trab gehalten. Daher haben wir uns entschlossen, die Eule mit anderen Objekten aus ungewöhnlichen Regierungsbildungen der vergangenen 25 Jahre auszustellen.“
Auch Diplomatenpass und Fliege dabei
Drei Beispiele sollen die „demokratischen Handlungsspielräume für das Amt des Bundespräsidenten und die bisherigen Usancen und Gepflogenheiten bei Regierungsbildungen“ darstellen, sagt Sommer.
Das erste Symbol für eine schwierige Koalitionsbildung ist ein Mascherl von Altbundeskanzler Wolfgang Schüssel, inklusive Autogramm. Schüssel wurde 2000 von Bundespräsident Thomas Klestil mit ernster Miene angelobt, weil dieser die ÖVP-FPÖ-Regierung nicht goutierte. Im Kanzleramt wollte Schüssel staatsmännischer erscheinen und trug Krawatte.
Für die Zeit nach dem Aufkommen des Ibiza-Videos und Österreichs erster Bundeskanzlerin, Brigitte Bierlein, steht der Diplomatinnenpass, mit dem die mittlerweile verstorbene Bierlein in ihrer Amtszeit gereist war. Bierlein war Chefin der Beamtenregierung, die Alexander Van der Bellen eingesetzt hatte.
„Selbst Kleinigkeiten wichtige Symbole“
Und als Symbol für die sechsmonatigen Verhandlungen nach der Nationalratswahl im vergangenen 29. September steht eben: „Idyllia Baby“. „In öffentlichen Debatten über Regierungsbildungen werden seither selbst Kleinigkeiten als wichtige Symbole mit versteckter Bedeutung gelesen. Die Kanzlei des Bundespräsidenten wird zur Bühne, auf der Politiker*innen Signale setzen. Dort wird auch geprägt, wie sie später wahrgenommen werden“, schreibt das HdGÖ neben der Vitrine.
„Das Haus der Geschichte Österreich hat den Auftrag, das Zeitgeschehen mitzudokumentieren. Daher überlegen wir uns, welche materiellen Relikte für die Gegenwart und Zukunft interessant sein werden“, sagt Sommer. Mit der Präsidentschaftskanzlei arbeite man gut zusammen, so kam die Eule ins HdGÖ. Auch mit Ministerien und der Richterschaft ist das HdGÖ in Kontakt. Es gibt nämlich ein anderes Objekt, das Sommer in Zukunft ausstellen möchte, und das in der Vergangenheit für Aufregung sorgte: das Handy von Thomas Schmid, Kronzeuge im Casag-Verfahren.