Hokuspokus beim AMS: Esoterische Job-Beratungen

Mit den öffentlichen Fördergeldern des Arbeitsmarktservices wurden zumindest in einem Fall groteske Esoterik-Beratungen finanziert.

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Für schwer vermittelbare Arbeitssuchende hat das Arbeitsmarktservice (AMS) vorgesorgt: Dutzende Vereine und Agenturen bieten – gefördert vom AMS – Weiterbildungen, Bewerbungscoachings und berufliche Orientierungshilfen an. Das soll die Chancen der Klienten am Arbeitsmarkt erhöhen. Doch mit den öffentlichen Fördergeldern des AMS dürften zumindest bei einem Projekt groteske Esoterik-Beratungen finanziert worden sein. Mehrere Klientinnen des Projekts „woman professional“ bekamen bei ihren Gesprächen eine Persönlichkeitsanalyse präsentiert – diese basierte allerdings nicht auf den Lebensläufen, Interessen oder Bildungswegen der Frauen, sondern auf deren exakten Geburtszeiten. Aus diesen Daten lasse sich die „Energetik von Menschen entschlüsseln“, also deren Talente ermitteln, behaupten die österreichischen Entwickler der „64keys“-Methode. Auf dieser Grundlage bekamen arbeitslose Frauen beim Projekt „woman professional“ Karrieretipps – auch eine dreiteilige Workshopreihe wurde angeboten.

"Völlig absurde Kombination"

Als „völlig absurde Kombination aus Astrologie und Karmalehre“ bezeichnet Ulrike Schiesser von der Bundesstelle für Sektenfragen dieses Konzept. Es gebe immer wieder Anfragen zu esoterischen Angeboten beim AMS, berichtet die Expertin. Das Wiener AMS räumte auf profil-Anfrage ein, dass „hier leider wirklich ein Fehler gemacht wurde“. Die Eso-Beratungen habe das AMS „im selben Moment abgestellt, in dem wir Kenntnis davon erlangt haben. Das war bereits vor einigen Monaten.“ Laut der Projektleiterin von „woman professional“ kamen die fragwürdigen Tools nur auf freiwilliger Basis zum Einsatz. Und: „Auf Kritik an 64keys haben wir bereits im Frühjahr reagiert und dieses Workshopangebot aus dem Projekt genommen.“ Wie viele Frauen nach der Methode beraten wurden, konnten weder das AMS noch die Projektleiterin von „woman professional“ genau beziffern.

Jakob   Winter

Jakob Winter

ist Digitalchef bei profil und leitet den Faktencheck faktiv.