Michael Häupl

Michael Häupl: Der mit der Zeit geht

Michael Häupl: Der mit der Zeit geht

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"Es gibt zwei Berufsgruppen, die immer alles wissen, aber leider zu spät - Historiker und Pathologen“, sagt Michael Häupl und lacht über das ganze Gesicht. Die Äuglein verengen sich, der Schnauzer zittert leicht.

Der Wiener Bürgermeister liebt solche Bonmots. Er spielt darauf an, dass sich moderne Auguren zwar nicht mehr aus dem Vogelflug, doch immerhin aus allerlei Bemerkungen einen Reim zu machen versuchen: wie es denn weitergehe mit ihm und der Wiener SPÖ, was er zu tun gedenke, wen er als seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin favorisiere und wen er verhindern wolle.

Aber vielleicht gibt es gar keinen Plan mehr, weil der ihm unter der Hand im Laufe der Zeit verschlissen ist.

Häupl empfängt uns in seinem Bürgermeisterbüro, einem Prunksaal: die Wände mit Damast bespannt, Kassettendecken aus Edelhölzern, Ausblick zum Burgtheater und dem etwas ferneren Bundeskanzleramt.

Als Häupl vor 23 Jahren hier einzog, sah man ihn oft mit kurzen, aber raschen Schritten an Amtsdienern und Wächtern vorbei die Tür zu diesem Zimmer so energisch aufstoßen, dass der Luftzug die Kristalllüster zum Klirren brachte. Heute bleibt sie offen. Am Schreibtisch türmen sich Akten und Mappen, Stöße aus Papier wachsen vom Boden herauf.

Damals stand in einer Ecke auch noch der Sessel, auf dem einst Bürgermeister Karl Lueger gethront hatte. Unter einem Glassturz. Die Reliquie des populären Antisemiten und Rebellen gegen den Kaiser, des "schönen Karl“, wie er genannt wurde, war ein Überbleibsel von Häupls Vorgänger und Mentor Helmut Zilk gewesen. Häupl hat den Lueger-Sessel bald ins Wien Museum zurückbringen lassen. Gegen wütenden Protest der "Kronen Zeitung“.

Das auffälligste Stück ist heute der Kaffeehausliterat Peter Altenberg in Pappmaschee, Zeitung lesend über ein rundes Tischchen gebeugt. Häupl liebt das Wiener Feuilleton, das es nicht mehr gibt. Peter Altenberg, Anton Kuh, Alfred Polgar und ihre vor Bosheit funkelnden Glossen gegen Mächtige und Mitläufer. Häupl hat aber auch seinen Machiavelli gelesen, den Philosophen und Politiker der Renaissance, eine Epoche und Kunst, für die Häupl wahre Leidenschaft entwickelt hat. Von Machiavelli stammt die Warnung: Wer nicht mit der Zeit gehe, werde politisch nicht überleben.

Nun gibt es in der Wiener SPÖ nicht wenige Genossen, die meinen, die Situation sei bereits heillos verfahren. Häupl habe die Überfuhr verpasst, und das sei menschlich betrachtet ein großes Problem. Häupl ist 67 Jahre alt. Er habe es nicht verdient, meinen sie treuherzig-verlogen, dass man ihn öffentlich zum Rücktritt auffordern müsse. Wenigstens habe er jetzt angekündigt, nach den Nationalratswahlen zu gehen. Doch besser wäre es heute als morgen gewesen!

"Schöner ist es, wegzugehen, wenn noch gesagt wird, es sei schade, als wenn es dann heißt, es wäre wirklich an der Zeit“, so hat Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann vor wenigen Tagen ihren Rückzug begründet. Häupls Blick wird melancholisch: "Ja, damit muss man rechnen, wenn man so lang wie ich diese Tätigkeit ausübt. Da ist man manchen Leuten auf den Fuß getreten.“

Was hat er noch vor? Spürt er nicht, dass er seinen Zenit schon überschritten hat, dass sichtbar die Kraft ausgeht? Ist das vielleicht bei jedem Ausnahmepolitiker der Fall? Auch Bruno Kreisky hat seine potenziellen Nachfolger verbraucht, und dann war keiner mehr da, der ihm das Wasser hätte reichen können.

Bruno Kreisky aber hat zumindest noch mitgemischt. Kreiskys Wahl fiel auf den verlässlichen Sinowatz, nicht einer der schillerndsten Politiker, aber einer, von dem er annehmen konnte, dass er die Partei zusammenhält und nicht der eigenen Eitelkeit opfert. Auch er, Häupl, werde in der Nachfolgefrage natürlich das Wort ergreifen, kündigt der Bürgermeister jetzt an. Warum hat er es bisher nicht getan? "Weil die Zeit nicht reif ist“, sagt er kryptisch.

Er habe sich das sehr genau überlegt. "Ich kenne die Realitäten der Stadt und meiner Partei. Und so war das alles ziemlich alternativlos.“

"Ich will nicht, dass der Heinz-Christian Strache einmal hier auf diesem Sessel sitzt, ich will aber auch nicht, dass er dort drüben sitzt.“ - Häupl deutet zum Fenster, Richtung Bundeskanzleramt. "Das ist der Grund, warum ich weiterkämpfe.“

Ist das nun Selbstüberschätzung oder schieres Pflichtgefühl? Manfred Matzka, der Häupl seit Jugendzeiten kennt, meint: "Wenn es einen gibt, der die Partei jetzt zusammenhält, für den alle laufen, dann ist es er. Bei jedem anderen würde sich in einem plötzlichen Wahlkampf ein Teil der Partei nobel zurückhalten.“ Das geben übrigens auch jene zu, die darauf drängen, Wohnbaustadtrat Michael Ludwig bei nächster Gelegenheit als Häupls Nachfolger zu inthronisieren. Nationalratspräsidentin Doris Bures etwa streut Häupl Rosen: "Er ist volksverbunden, hochintelligent und hat ein G’spür.“

Dietmar Ecker, Kommunikationsberater, der in seiner Zeit als SPÖ-Stratege in der Löwelstraße mit Häupl die größten Konflikte hatte, sagt: "Häupl hat ein hohes Ideal. Er fühlt sich verantwortlich. Selbst um den Preis, damit persönlich beschädigt zu werden.“

Doch selbst diese Rechnung geht nur auf, wenn der Schwebezustand nicht mehr allzu lange dauert, wenn noch in diesem Jahr gewählt wird.

Woraus speist sich Häupls Pflichtgefühl, das im Laufe der Jahre hypertroph geworden ist? Kommt man des Rätsels Lösung näher, wenn man sein politisches Leben von rückwärts liest?

Häupl war immer ein fleißiger, belesener und vor allem uneitler Charakter gewesen. Eitelkeit kann eine Plage sein. Häupl war davor gefeit, da er von seinem Äußerem her eher unauffällig wirkte. Er nahm die Menschen durch Schlagfertigkeit und Witz für sich ein. Er ist ein begabter Schmähführer. Wenn es später heißen wird, er spiele den Fiaker, dann ist das ein Missverständnis. Häupl bringt die Leute tatsächlich gern zum Lachen, einmal derb, einmal mit feinerer Klinge. Aber es gibt auch das Phänomen der intellektuellen Eitelkeit, das fehlt ihm.

Es war nicht vorherzusehen, dass der Lehrersohn einmal eine große Rolle in der Politik spielen würde. Sein Großvater war Volksschullehrer gewesen, ebenso der Vater, die Mutter, in der nächsten Generation Schwester und Schwägerin.

Aufgewachsen ist er im konservativ-katholischen Milieu in St. Christophen in Niederösterreich, einem Dorf, das als Wallfahrtsort für Automobile berühmt geworden ist. In Häupls Kindheit war das ein Riesentrara, wenn der Pfarrer über jedes einzelne Auto das Weihrauch-Gefäß schwenkte. Häupl ging selbstverständlich aufs Gymnasium. "Es war völlig klar. Lehrerkinder gehören aufs Gymnasium, so viel zum Thema: Bildung ist vererbbar“, sagt Häupl.

Im Piaristen-Internat wird den Kindern schon einmal mit einer Tracht Prügel der Ernst des Lebens eingebläut. Die Oberstufe absolviert er in Krems. Sein angeknackstes Selbstbewusstsein päppelt Häupl bei der deutschnationalen, schlagenden Schülerverbindung Rugia durch Fechten und Bierekippen auf. "Ich war immer ein sehr geselliger Typ. Es war antiklerikal. Wenn man wie ich aus einer tief katholischen Familie kommt, war es wohl auch eine Form der Rebellion. Doch das hielt sich nicht lang. Sobald wir ein bisschen mehr wussten, sind die meisten von uns wieder ausgetreten.“

Häupl will Biologe werden, die Gesetze der Natur verstehen, wie sich aus einer Zelle das Leben formt und immer höher entwickelt. Zum Studium geht Häupl nach Wien. Im ersten Winter wäre er am liebsten wieder heimgefahren. Die Stadt ist abweisend zu einem, der vom Land kommt und hier keinen kennt. Häupl streift durch die Innenstadt. Eines Abends kommt er am "Gustl Bauer“ Am Hof vorbei. Die Wirtin tröstet den traurigen Studenten. Es wird sein Lieblingsbeisl werden, auch das von Helmut Zilk, der um die Ecke wohnt und den Jungpolitiker Häupl unter seine Fittiche nehmen und dort mit ihm immer wieder das gute Gespräch führen wird, ein Gespräch, das dem Leben eine neue Richtung gibt.

Häupls späterer Gegenspieler, Jörg Haider, hat ebenfalls im Herbst 1969 sein Studium in Wien begonnen. Haider war verstört vom linken Zeitgeist und fand Halt in seinem angestammten Milieu, während Häupl die Aufbruchsstimmung 1970 als "Verheißung der Freiheit“ empfand.

In linken Kultlokalen fühlte sich auch Häupl nicht daheim, eher beim Heurigen. Vielleicht liegt darin ein Geheimnis von Häupls Erfolg bei den einfachen Menschen. Kultureller Hochmut ist ihm fremd. Jahrelang trug er Karos und Streifen, selbst als Stadtrat noch Anzüge von der Stange. Er wirkt bis heute irgendwie aus der Zeit gefallen. Den Zugang zur künstlerischen Avantgarde hat er sich intellektuell redlich erarbeitet.

Das konservative Studentenheim wurde streng geführt. Nicht einmal seine Mutter durfte den 19-jährigen Häupl auf seinem Zimmer besuchen. Frauenverbot! Es kam zur Revolte und Häupl wurde ihr Anführer, Heimsprecher. "Wir haben die Zustände radikal verändert, den Portier abgeschafft, dem Heimleiter die Schlüsselgewalt entzogen, auch Mädchen durften am Ende einziehen.“ Als Häupl 1972 zum VSStÖ ging, brachte er "einige Morgengaben mit“, sagt Häupl. Er war auch Studienrichtungsvertreter.

Der angehende Zoologe begann die linken Klassiker zu studieren: Karl Marx, Otto Bauer, Antonio Gramsci, Max Adler. Hardcore-Schulungen, die mindestens einmal in der Woche stattfanden. Häupl nahm das ernst. Rückblickend meint er, sie hätten damals dem Objektivismus zu sehr gehuldigt. Heute glaube er viel mehr an den subjektiven Faktor der Geschichte als früher.

Häupl machte rasant Karriere. 1975 ist er bereits Bundesvorsitzender des VSStÖ, dann wird er Wiener JG-Vorsitzender. Er lernt Seilschaften knüpfen, Brückenköpfe bilden. Man wolle die SPÖ von innen verändern, sagen die einen. Ihr wollt doch nur Karriere machen, sagen die anderen.

"Bei mir war es eine Mischung aus Weltverbesserertum und der Bewunderung charismatischer Führungspersönlichkeiten. Bruno Kreisky war eine solche. Aber auch der Wiener Bürgermeister Leopold Gratz. Der war unglaublich. Der hat einen Raum betreten, und du hast geglaubt, die Sonne geht auf.“

Häupl ist auch ein fleißiger, ja leidenschaftlicher Zoologe. Noch heute schwärmt er von den Seminaren in Meeresbiologie an der Adria. Er heiratet eine Studienkollegin, wird Vater einer Tochter, der Einzige im VSStÖ, der damals schon diese Verantwortung trägt. Die junge Familie hat in einem Studentenheim eine kleine Wohnung bezogen. Neben der Dissertation arbeitet Häupl bereits im Naturhistorischen Museum. Sie hätten ihn dort gern behalten. Er war beamteter Kustos gewesen, der Listen von bedrohten Tierarten - Kriechtieren und Lurchen - erstellte. Die Systematik habe ihn nie sehr gefesselt, gestand Häupl einmal. Er dürfte ganz froh gewesen sein, dass Helmut Zilk ihn als Umwelt- und Sportstadtrat ins Rathaus holte: "Deine depperten Frösche kannst später noch zählen, wennst du alt bist!“ Statt weiter Tiere zu beobachten, konnte der begnadete Zoologe nun die Natur der Menschen studieren. Vielleicht erklärt das seine Gelassenheit gegenüber seinem Umfeld.

Nur zehn Jahre später ist Häupl Vorsitzender der Wiener SPÖ und 1994 auch Wiener Bürgermeister. Helmut Zilk hatte seine ganze Popularität und seine guten Kontakte zur "Kronen Zeitung“ in die Waagschale geworfen.

Es war damals nicht ganz einfach gewesen, die SPÖ vom linken Umweltaktivisten Häupl zu überzeugen. Die SPÖ war zerstritten in der Frage, wie man mit dem raschen Zuzug von Ausländern umgehen solle. Über Wochen hinweg intrigierten die Lager gegeneinander. Häupls Gegenkandidaten Johann Hatzl und Franz Löschnak gaben schließlich auf, weil sich bei einer Tendenzabstimmung in allen Bezirken herausstellte, dass sie keine Mehrheit erreichen konnten. Doris Bures, die heute Stadtrat Michael Ludwig favorisiert, votierte damals für Häupl.

Ende der 1980er-Jahre waren Tausende Polen nach Wien geströmt, 1992 waren im Zuge des Bürgerkriegs in Ex-Jugoslawien mehr als 80.000 Flüchtlinge in Wien gestrandet. Viele hatten hier bei Verwandten Unterschlupf gefunden. Aber es gab auch einige Lager und großes Elend. "Wir haben das in Griff bekommen, mehr als die Hälfte der Bosnier sind auch wieder zurückgegangen in ihre Heimat, aber die politischen Auswirkungen haben wir nie in den Griff bekommen. Die FPÖ wurde von Mal zu Mal stärker“, sagt Häupl.

Das schlug der Sozialdemokratie auf die Seele, erschütterte ihr Selbstbewusstsein. Das spiegelte sich in Bescheiden der sozialdemokratischen Stadtverwaltung, in denen Anträge auf Aufenthalt mit dem hässlichen Wort "Überfremdung“ - es gäbe es schon zu viele Ausländer im Bezirk - abgeschmettert wurden. "Natürlich haben wir das gewusst“, sagt Häupl. Deshalb hat es solche Bescheide dann auch bald nicht mehr gegeben.“ Solche Dinge müsse man rasch, aber still lösen.

Häupl sieht Versäumnisse. "Wir als Sozialdemokraten sind an vielem selbst schuld, weil wir nicht offen auf das Problem zugegangen sind. Wenn zwei Milieus aufeinanderstoßen, ist es fast so, als ob zwei kosmologische Einheiten aufeinanderstoßen. Der politische Islam hat freilich eine ganz andere Dimension. Das ist eine wirklich böse Geschichte. Da muss man mit der Polizei zusammenarbeiten.“

Seine erste Wahl - 1996 - verlor Häupl krachend. Erst 2001 und 2005, in der Zeit der schwarz-blauen Bundesregierung und der Spaltung der FPÖ, konnte Häupl die absolute Mehrheit wiedererringen. Ein Teil dieses Erfolgs ist wohl auch der sozialdemokratischen "Medienpolitik“ zu verdanken, der Finanzierung des Boulevards durch Inserate der Wiener Stadtregierung. Auch das ein Erbe von Helmut Zilk. "Ich habe viel von Zilk gelernt in der Öffentlichkeitsarbeit. Aber ich war nie Schlussredakteur der "Kronen Zeitung“ und auch nicht der Oberchef des Landesstudios Wien im ORF“, sagt Häupl.

In seinen ersten Jahren war Häupl reformfreudiger als heute. 1996 war er noch der Meinung "eine sozial gerechte Staffelung bei Transferleistungen“ sei "sinnvoller, als sie einfach an alle weiterzugeben“. Warum hat er das nicht umgesetzt? "Bei Kinderbeihilfe, Familienbeihilfe und Gratisschulbuch wird pro Kopf ausgezahlt. Das müsste nicht sein“, gesteht Häupl. Doch sehe er das heute differenzierter.

Trotz aller Machtpolitik und Pragmatik ist bei Häupl ein roter Faden zu erkennen, der sich durchzieht durch alle Stationen seines politischen Lebens. Häupl war immer gegen die Spaltung der unteren Schichten in "Unsrige“ und "Fremde“ aufgetreten, gegen jede Spielart des Nationalismus, auch wenn dieser im Gewand des Österreich-Patriotismus daherkam. Er nimmt die Gefahr, die vom Rechtspopulismus ausgeht, ernster als jeder andere Politiker. Er argumentiert historisch und scheint deshalb wie ein politischer Dinosaurier.

Häupl: "Der Rechtspopulismus knüpft an tief verankerte Erfahrungen an: Man kann mit dem Ausspielen von Bevölkerungsgruppen, dem Ausnützen verschiedener Egoismen die Menschen aufeinanderhetzen. Damit konnte man immer Politik machen. Adolf Hitler ist nicht durch einen Militärputsch an die Macht gekommen, sondern durch Wahlen. Auch er hat einmal mit sieben Prozent angefangen. Ich habe vor kurzem Goebbels ‚Kampf um Berlin‘ gelesen. Die Parallelität in der Methodik ist erschreckend. Wenn ich das unseren Leuten sage, schauen sie mich fassungslos an, aber sie ziehen keine Konsequenzen daraus. Goebbels sagte: Geht dorthin, wo die Roten am stärksten sind. Und dort müsst ihr sie gegeneinander aufhetzen. Was macht die FPÖ? Sie geht in den Gemeindebau und wiegelt die Genossen, die dort wohnen, gegen SPÖ-Bezirksräte, gegen SPÖ-Stadtpolitiker auf. Ganz normale Nachbarschaftskonflikte - Kinderlärm, kulturelle Störfaktoren - werden auf diese Art politisch nutzbar gemacht. So viele politische Freunde, die ich alle sehr mag, analysieren dann herum und meinen, wenn man die sogenannten Ausländer, die meist ohnehin schon Österreicher sind, aus dem Gemeindebau hinauswirft, dann ist es wieder wie früher. Dann haben wir wieder die Mehrheiten. Aber das geht nicht. Die Gesellschaft hat sich verändert. Das heutige Proletariat sind Leute mit Migrationshintergrund. Das ist so und nicht zu ändern. Und meinen geliebten Brunnenmarkt würde es nicht mehr geben, wenn nicht die Türken und ‚Tschuschen‘ um drei Uhr früh am Großmarkt wären und die Ware einholten. Wenn es nur Österreicher wären, wäre er schon gestorben.“

Häupl hat sich in Rage geredet. Der aufziehende Schnupfen, die raue Stimme scheinen wie weggeblasen. Ist er schon im Wahlkampfmodus, oder ist das der Häupl, wie er leibt und lebt? Oder ist das ohnehin dasselbe?

Christa   Zöchling

Christa Zöchling