profil-Morgenpost: Die Welt aus Freibad-Perspektive

Guten Morgen!

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Guten Morgen!

Der Besuch von Freibädern an Sommerwochenenden hat auch etwas Tröstliches. Man erkennt, dass in dieser sich rasend schnell verändernden Welt wenigstens ein paar Dinge beim Alten bleiben: Die Pommes vom Büffet sind fett und verordnungsfrei gebräunt. Niemand denkt daran, dass Eis schneller schmilzt, als es geschleckt werden kann und pickt anschließend dementsprechend. Bei der Erörterung, ob Teenager von Teenagern des anderen Geschlechts ins Schwimmbecken geschubst werden wollen, heißt „Kreisch!“ keinesfalls „Nein!“. Der Geruch von Chlorwasser auf heißem Beton hat immer noch die gleiche Rezeptur wie vor der Digitalisierungs-Ära. Und schon bei leichter Bewölkung ist man fast allein auf der Liegewiese, auch wenn die Hitze schwer drückt.

Wer gestern im Freibad war, kann all das als emotionalen Stabilisator in eine Woche mitnehmen, in der sich wahrscheinlich wieder vieles ändert.

Zum Beispiel: Vielleicht wird der Enthusiasmus über das freie Spiel der Kräfte im Parlament ein wenig gedämpft. Christian Rainer erhebt in seinem Leitartikel jedenfalls bereits vehementen Widerspruch gegen die Verherrlichung des aktuellen Interregnums.

Vielleicht eskaliert die Krise im Persischen Golf, wo die USA den Iran beschuldigt, Öltanker angegriffen zu haben (ein Artikel dazu findet sich in der Print-Ausgabe, die hier als E-Paper erworben werden kann).

Vielleicht wendet sich aber auch manches zum Besseren: Zum Beispiel lässt eine großangelegte Meinungsumfrage in mehr als einem Dutzend arabischer und nordafrikanischer Länder darauf schließen, dass die dortige Jugend mit dem allgegenwärtigen Einfluss der Religion immer weniger anzufangen weiß.

Und vielleicht wird irgendwann Musik als Medikament verschrieben – die Neurowissenschaft hat nämlich herausgefunden, dass sie tatsächlich eine messbare heilende Wirkung haben kann:

Schon klar: Das Musikvereins-Abo auf Krankenkassa und die liberal-säkulare Arabische Welt gehen sich bis Freitag nicht aus. Aber irgendwann muss man ja anfangen.

Eine schöne Woche!