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ÖH-Wahl: Wie jetzt? Und wo?

In knapp drei Wochen wählen Studierende in Österreich eine neue Vertretung. Pandemiebedingt wird das etwas anders ablaufen als sonst.

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Guten Morgen!

Ich gebe es zu: Die Mails, die an meine Universitäts-Mailadresse gehen, lese ich viel seltener als ich sollte. Einem Thema entkomme ich aber in den letzten Wochen dennoch nicht: Mitte Mai wird an den Österreichischen Universitäten und Fachhochschulen eine neue Studierendenvertretung gewählt. Und in meinem Posteingang heißt es: „Zeit für Zukunft!“ vom VSStÖ (SPÖ), „Jetzt Wahlkarte beantragen!“ von den JUNOS (NEOS) und „Mut zur Freiheit!“ von, ja, Sie liegen richtig, dem RFS (FPÖ).

Anfang der Woche habe ich ebendiesen Aufforderungen in meinem Postfach dann auch Folge geleistet und meine Wahlkarte beantragt. Mit ihr werde ich jedoch lediglich die Bundesvertretung und meine Hochschulvertretung wählen können. Um für die Studienrichtungsvertretung abzustimmen, muss man dann doch vor Ort ein Kreuzerl machen. Beim Wahlgang selbst ist ein aktueller negativer Covid-Test empfohlen und die FFP2-Maske Pflicht. Empfohlen wird auch, nach Möglichkeit eigene Kugelschreiber mitzubringen.

Kugelschreiber-Cluster sollen also vermieden werden, aber wissen das auch die Studierenden? Ich schreibe meinen Studienkolleg*Innen, allesamt politisch informierte junge Menschen, die auch bei der letzten Wahl gewählt haben, und frage sie, ob sie wissen, wie die Wahl heuer abläuft. Die Antwort ist durch die Bank: „Nein.“

Die Ausgangslage ist im Vergleich zu anderen Wahljahren natürlich dürftiger. Seit fast drei Semestern waren die Studierenden nur mehr in Ausnahmefällen in Hörsälen und Seminarräumen. Informationsarbeit passiert sonst über Plakate, Flyer-Aktionen und Gastauftritte der Studierendenvertreter*Innen in großen Vorlesungen. Dieses Jahr soll der Wahlkampf hauptsächlich online stattfinden. Doch selbst unter besseren Konditionen ist die Wahlbeteiligung erschreckend niedrig: Bei der letzten Wahl vor zwei Jahren lag sie gerade mal bei 26 Prozent. Die Gefahr, dass die Beteiligung durch pandemische Wahlbedingungen und einem vorwiegend digitalen Wahlkampf weiter sinkt, ist durchaus gegeben.

Das ist bedenklich, denn auch wenn der Sinn der ÖH in ihren aktuellen Strukturen vielleicht diskutabel ist und Querelen unter den Fraktionen anstrengend sind: Die ÖH ist das wichtigste politische Instrument, das Studierende in Österreich zur Verfügung haben. Und gerade in der Pandemie wurde deutlich, wie oft Hochschüler*Innen außen vor bleiben. Denn während der Wiederaufnahme des Lehrbetriebs an Schulen und der Organisation der Matura (zu Recht) sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt werden, fühlen sich viele Studierende übersehen. Seit mehr als einem Jahr fehlen Perspektiven und das Distance Learning ist stellenweise immer noch erratisch. Die Studierenden haben eine stärkere Lobby verdient.

Einen schönen Freitag wünscht Ihnen

Lena Leibetseder

PS: Was denken Sie? Braucht es die ÖH in dieser Form noch? Verfolgen Sie die Wahl? Schreiben Sie uns an [email protected]!  

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

ist seit 2020 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. Schreibt über Popkultur und Politik.