Demonstrationen in Serbien.
profil-Morgenpost

Das Weltgeschenk Streit

Kann aus jeder Auseinandersetzung eine gemeinsame Welt entstehen? Und wie macht eine Nichtpolitikerin Politik?

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Seit einiger Zeit habe ich das Gefühl, die Welt wird enger. Staatsgrenzen rufen sich in Erinnerung durch Truppenaufmärsche oder Flüchtlinge im Niemandsland, die weder vor noch zurück dürfen. Staatsmänner- und Frauen jetten von Hauptstadt zu Hauptstadt und geben blutleere Erklärungen ab. Es wird nichts besser, aber es sei gut, dass man redet, so heißt es. Nun hat die Diplomatie ihre eigenen Gesetze, sie lebt mehr von Symbolen als vom Gesagten, aber auch das Reden im öffentlichen Alltag ist nicht mehr, was es einmal war. Man prangert an, benennt Schuldige, polemisiert. Solches Reden ist keine Auseinandersetzung, wie ja auch immer öfter beklagt wird.

Da fällt mir ein Buchtitel auf: „Der Streit um Pluralität“. Im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung ist ein Interview mit der Autorin Juliane Rebentisch abgedruckt, einer deutschen Philosophin, die derzeit an der Universität in Princeton unterrichtet. Rebentisch setzt sich in ihrem Buch mit Hannah Arendt auseinander, der streitbaren Philosophin, die unter Pluralität nicht ein indifferentes Nebeneinander unterschiedlicher Positionen verstand, sondern eine Auseinandersetzung, aus der eine gemeinsame Welt entstehen kann. Jeder gut geführte Streit - ein Geschenk an die Welt!

Ist die Klima- und Umweltministerin Eleonore Gewessler dazu in der Lage? Wird es ihr gelungen, den österreichischen Anteil am Klimawandel aufzuhalten? Eva Linsinger hat die Ministerin der Grünen begleitet.

„Bei Gewessler klingt alles ruhig, unaufgeregt, optimistisch und unverbindlich. Sie  kommentiert den heiklen türkis-grünen Sideletter, im dem auch Jobvergaben in ihrem Ressort festgeschrieben sind, genauso sachlich-nüchtern („wir Grüne sind unseren eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden“) wie die neueste Verkehrsstatistik. Sie wechselt nie die Tonalität, sie wird nie laut, sie zeigt kaum Emotion, sie ist stets gleich freundlich, sie spricht fast ohne Gestik und Mimik.“

Was dahinter steckt und wie die Nichtpolitikerin Politik macht, lesen Sie im neuen profil.

Ein trauriges Innehalten am Schluss.

Ein streitbarer Mensch ist vergangene Woche gestorben: der Großschriftsteller Gerhard Roth, der Unbequeme.

Nun müssen wir allein weiter streiten, und versuchen, damit eine gemeinsame Welt entstehen zu lassen,

wünscht sich und Ihnen,

Christa Zöchling

Christa   Zöchling

Christa Zöchling