profil-Morgenpost

Mein Freund, der Impfverweigerer

Über Diskussionen mit Impfmuffeln im Freundeskreis und "Bio-Impfstoffe".

Drucken

Schriftgröße

Manche Geschichten drängen sich förmlich auf. „Ich wart‘ noch auf den Bio-Impfstoff“, sagt K. bei einer Bierrunde am Badeteich. Er ist ein alternativ lebender Mensch, der Pharmariesen und ihren – im Express-Tempo entwickelten – neumodischen Impfstoffen nicht traut (zum wundersamen „Bio-Impfstoff“ später mehr).

Freund S. sitzt zwischen uns – und beim Thema Impfen zwischen den Stühlen. Er weiß, dass ich geimpft und als Journalist im engen Austausch mit Politik und Wissenschaft („dem System“) stehe: „Was soll ich machen? Die einen sagen so, die anderen so.“ Ich antworte ihm ehrlich: „Ich würde mir wünschen, dass du dich impfen lässt. Weil ich nicht will, dass du im Herbst Corona kriegst.“

Gute Impfung, schlechte Impfung

1,5 Millionen Menschen, die sich impfen lassen könnten, sagen Nein. Manche zögern, andere üben sich in militanter Verweigerung, die sich mit jedem Argument pro Impfung nur verhärtet. Wir haben für unsere aktuelle profil-Coverstory bewusst jene zu Wort kommen lassen, die sich testen, Maske tragen, Abstand halten, ihre Kinder gegen ausgewählte Kinderkrankheiten impfen. Aber die beim Thema Covid-19 noch zögern, zuwarten, Informationen einholen, diskutieren. Die jene kritische Masse bilden, die auf eine „gesunde“ Durchimpfungsrate jenseits der 80 Prozent fehlt.

Neue Front: Geimpfte gegen Geimpfte

Bei 1,5 Millionen Ungeimpften gehören Sie entweder selbst dazu, oder eher wahrscheinlich: Sie diskutieren regelmäßig mit Impfmuffel innerhalb der Familie oder im Freundeskreis. Mittlerweile gibt es ja auch schon Meta-Fronten: Wortgefechte zwischen Geimpften und Geimpften, weil sich die einen schützend vor die Nicht-Geimpften werfen und die anderen das ziemlich aufreibt (selbst erlebt).

Zur Abkühlung geben wir ihnen diesen kompakten Auszug aus der Cover-Story zur Hand: Die gängigsten Sorgen und Bedenken der Impfverweigerer und die Antworten zweier ausgesuchter Virus-Experten.

Bio ist tot

Und nun die Auflösung: Mit „Bio-Impfstoff“ ist eigentlich ein sogenannter Tot-Impfstoff gemeint. Der Grund, warum alternativ lebende Menschen auf diesen Impfstoff sehnsüchtig warten und ihm – neben ihrem starken Immunsystem - mehr Vertrauen als der Vektor- oder mRNA-Variante: Solche Impfstoffe aus abgetöteten Viren werden seit vielen Jahrzehnten eingesetzt, gegen FSME, Tollwut, Hepatitis A oder Polio. Was viele nicht wissen: Der chinesische Impfstoff von Sinovac ist ein Totimpfstoff. Wirkungsgrad aktuell: Maue 51 Prozent. In der EU hat er den strengen Zulassungstest nicht bestanden. Darüber hinaus ist auch Biontech oder AstraZeneca „ein Totimpfstoff, mit dem Unterschied, dass nicht das ganze Virus, sondern nur sein Spikeprotein bzw. dessen Baustein verimpft wird“, wie der Hygienefacharzt an der MedUniwien, Hans-Peter Hutter, in unserer Geschichte erklärt. Ob der Totimpfstoff mit österreichischem Firmenhintergrund, Valneva, besser abschneidet, wird sich erst zeigen. Noch ist er nicht zugelassen.

Bis dahin wird wohl weiterdiskutiert und gestritten. Eine innerfamiliäre Front der besonderen Art beschreiben wir im nächsten Heft. So viel sei verraten: Es geht um Impfungen für die Jungen. Hitziges Thema!

Einen erfolgreichen Tag wünscht

Clemens Neuhold

PS: Hat Ihnen die Morgenpost gefallen? Dann melden Sie sich jetzt an, um Ihren Werktag mit aktuellen Themen und Hintergründen aus der profil-Redaktion zu starten:

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.