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Verwaltung und Haltung

Wenn man rechtzeitig darauf schaut, dass man sie hat, wenn man sie braucht – dann wirkt die Impfung mit großer Wahrscheinlichkeit. Aber natürlich können wir darüber auch streiten!

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Diese Morgenpost erreicht Sie aus unserem schönen Kärnten, verfasst mit klarem Blick auf den Dobratsch und einem mulmigen Gefühl in der Bauchgegend. Es liegt nicht an den Kasnudeln, sondern an einer gewissen Dissonanz zwischen Alltag und Nachrichten. Letztere lassen uns wissen, dass wir uns rasant in Richtung 2000 neue Covid-Fälle pro Tag bewegen und die Intensiv-Stationen in den Krankenhäusern zum Teil auch schon wieder ganz gut gefüllt sind. In ersterem wird einem beim Lokalbesuch selbst beim besten Willen und echtem Insistieren kein 3G-Nachweis abverlangt, man nestelt am Handy und hört nur: Lassen’S, ich glaub’s Ihnen schon, wir sind ja alles vernünftige Menschen!

Ja, eben. Wohin diese Vernunft führen wird, hat die Innsbrucker Virologin im letzten profil sehr eindrucksvoll erklärt. Und der Kärntner Intensivbettenkoordinator Rudolf Likar berichtet in den hiesigen Lokalmedien, die Lage sei schon jetzt „schlimmer, als wir gedacht haben“, nämlich genau so schlimm wie im November 2020. Die ersten Operationen müssen bereits verschoben werden, weil die Intensivbetten knapp sind. Im Raum Villach lag der Anteil der Vollimmunisierten zuletzt bei 54,1 Prozent. Die Herde fühlt sich trotzdem sicher. Mäh.

Lüften, Putzen, Verrechnen

Manchmal allerdings, manchmal kann die Skepsis am Wirken von Verwaltungsbehörden ja wirklich angebracht sein. Ein Beispiel beschreibt meine Kollegin Rosemarie Schwaiger hier. Es geht nicht ums Impfen, es geht – unter anderem – ums Lüften. Und ums Putzen. Und ums Verrechnen. Die Bewohner eines luxuriösen Neubauprojekts im Wiener Quartier Belvedere fühlen sich von ihrer Hausverwaltung, um es einmal möglichst sachlich zu formulieren, nicht ganz den Gebühren entsprechend behandelt. Die Inzidenzzahlen unzufriedener Wohnungseigentümer gehen in dem Bau derzeit durch die Decke, die Causa dürfte bald vor Gericht landen. Der Beklagte ist übrigens kein No-Name, er heißt: Porr.

Unser Herausgeber wiederum heißt Christian Rainer. In seinem aktuellen Leitartikel bricht er eine Lanze für den ehrlichen politischen Streit. Konkret meint er damit die Koalitionspartner ÖVP und Grüne, die sich endlich auch abseits taktischer Spielchen befetzen mögen. An möglichen Debattenthemen mangelt es derzeit ja wirklich nicht. Bei Bedarf schicken wir gern einen Themenkatalog zu, entsprechende Anfragen richten die Büros Kogler und Kurz bitte am besten formlos an: [email protected]

Einen wohlverwalteten Donnerstag wünscht

Sebastian Hofer

 

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Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur, ist seit 2020 Textchef dieses Magazins und zählt zum Kernteam von faktiv.