Rettung aus Afghanistan: Richterin hilft Richterin

Wie eine Juristin eine afghanische Kollegin unterstützte und warum sie dabei nicht das Außenministerium einschaltete.

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Edith Zeller, Präsidentin der Europäischen Vereinigung der Verwaltungsrichter, erreichte am 20. August ein E-Mail einer Familienrichterin aus Mazar-i-Sharif, Afghanistan. Ein Hilferuf. Zwölf Jahre habe sie für den Staat gearbeitet und werde nun völlig im Stich gelassen. Sie sei mit ihrer Familie nach Kabul geflüchtet und halte sich dort versteckt. Sie habe eine Reihe von Taliban ins Gefängnis gebracht. Sie und ihre Familie fürchten um ihr Leben. Ihren Dienstausweis hatte die Richterin mitgeschickt. Zeller handelte rasch.

An das österreichische Außenministerium wandte sie sich erst gar nicht, weil dessen Botschaft immer nur lautete, man nehme keine Flüchtlinge aus Afghanistan auf. Sie nutzte das europäische Richternetzwerk. Irgendjemand kennt immer jemand Wichtigen, der weiterhelfen kann, sagt die Erfahrung. In ihrem Fall war es ein Kollege aus Luxemburg, ein kleines Land, NATO-Mitglied. Der Kollege rief seinen Bekannten, den luxemburgischen Außenminister Jean Asselborn, an. Belgische und niederländische Sicherheitskräfte halfen.

Am 25. August ist die Richterin mit ihrer Familie in Luxemburg angekommen. Ein Asylantrag wurde gestellt.

Für die Richterin „Shalima“, über die profil vergangene Woche berichtete, haben sich mittlerweile unter anderem  die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet, das österreichische Justizministerium und die deutsche Frauenrechtsaktivistin Alice Schwarzer eingesetzt (sicher noch einige andere). „Shalima“ ist noch nicht gerettet. Es wird berichtet, sie befinde sich auf einer US-Prioritätenliste.

Christa   Zöchling

Christa Zöchling