Werner Kogler
Interview

Sportminister Kogler: Mountainbike-Strecken statt neuer Skipisten

Skifahren sei nicht mehr Breitensport wie früher, sagt Grünen-Chef Werner Kogler. In den Alpen müsse Naturschutz Vorrang haben.

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Welche Zukunft hat der Skisport in Österreich noch angesichts des Klimawandels?
Kogler
Natürlich hat die Klimakrise einen massiven Einfluss darauf, wo und wie in Österreich zukünftig skigefahren wird. Saisonen werden später beginnen, sich insgesamt verkürzen, Skigebiete in tieferen Lagen werden, sofern sie nicht ohnehin schon geschlossen wurden, kaum noch wirtschaftlich rentabel zu betreiben sein. Wir werden damit leben müssen, dass wir nicht mehr bis auf 500 Meter runter wedeln können. Meine Prognose ist, dass es bei Talstationen unter 1000 Metern weder wirtschaftlich darstellbar noch ökologisch vertretbar sein wird, in Pisten und Lifte zu investieren. Dort, wo Skifahren möglich bleibt, braucht es die ressourcenschonendste Herangehensweise und den Einsatz umwelt- und klimaschonender Technologien. Was es hingegen gar nicht braucht, sind Neuerschließungen oder weitere Zusammenschlüsse von Skigebieten. Gerade im sensiblen hochalpinen Gelände muss der Schutz der Naturlandschaft an oberster Stelle stehen.

 

Soll es weiterhin Ziel sein, dass jedes Kind Skifahren lernt?
Kogler
Ziel ist jedenfalls, dass sich Kinder und Jugendliche mehr bewegen, egal ob im Kindergarten, in der Schule oder in der Freizeit. Sport macht Spaß, ist ein Gemeinschaftserlebnis und fördert die Gesundheit. Die vorliegenden Zahlen zu Schulskikursen zeigen, dass vor Corona pro Winter knapp 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler an einem Schulskikurs oder ähnlichen Veranstaltungsformen teilgenommen haben. Im urbanen Raum dürfte die Quote noch niedriger sein, da eine Teilnahme von mindestens 70 Prozent der Schüler:innen pro Klasse vorgesehen ist. Dass Skifahren als Breitensport nicht mehr den Zulauf wie früher hat, hängt aber auch, ganz losgelöst von der aktuell sehr hohen Inflationsrate auch mit den über viele Jahre überdurchschnittlichen Kostensteigerungen im Wintertourismus zusammen.

 

Wie wichtig ist Skifahren für die Identität des Landes?
Kogler

Für die Sportnation Österreich hat der alpine Skisport naturgemäß eine zentrale Bedeutung. 41 Medaillen bei den letzten fünf Olympischen Winterspielen sprechen eine deutliche Sprache. Ob sich die Österreicher:innen aber noch so stark über erfolgreiche Skifahrer:innen identifizieren wie während der aktiven Karriere von Franz Klammer oder Annemarie Moser-Pröll, wage ich hingegen nicht zu beurteilen.

Soll verstärkt nach Alternativen zum Skifahren gesucht werden?
Kogler
Für ein Tourismusland mit starkem Sportschwerpunkt wie Österreich lohnt es sich in Zeiten der Klimakrise zu diversifizieren. Das Thema Mountainbike hätte großes Potenzial, das weiß man seit Jahren. Mittlerweile ist bei allen Stakeholdern die Erkenntnis gereift, dass das legale Angebot von Mountainbike-Strecken substanziell ausgeweitet werden sollte. Ich bin zuversichtlich, dass hier mit vereinten Kräften – Bund, Länder, Tourismus, Land- und Forstwirtschaft – in den nächsten Jahren einiges gelingen wird.

 

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.