Über ein Drittel der Bevölkerung bereits immunisiert
Guten Morgen!
Heute habe ich eine gute Nachricht für Sie.
Die Virologin Dorothee von Laer von der Med-Uni Innsbruck ist an sich alles andere als konfliktscheu. Mit ihren kritischen Kommentaren zum Virenherd Ischgl, zur Gefahr der Südafrika-Mutation und zu Versäumnissen der Tiroler Landesregierung während der Corona-Pandemie, hat sie sich ein paar mächtige Feinde gemacht.
Man kann bei der Frau also sicher sein, dass sie ihre Meinung offen ausspricht – auch, wenn das einigen nicht passt.
Diesmal fällt der Befund der streitbaren Virologin positiv aus. Von Laer hält die Pläne der Bundesregierung, die ab 19. Mai Fußballstadien, Frisöre, Kinos und mehr öffnen will, für machbar: „Die Hoffnung der Regierung, dass die Infektionszahlen im Mai sinken, ist begründet. Da müsste schon etwas total schiefgehen, dass es nicht klappt“, sagt von Laer zur profil-Morgenpost.
Das hat zwei Gründe:
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Das Wetter, das Treffen im Freien möglich machen sollte
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Die Durchimpfungsrate
Denn auch wenn die Impfkampagne in Österreich immer wieder – und zurecht – als schleppend kritisiert wurde, geht jetzt langsam etwas weiter: Von 7,5 Millionen Menschen, die für eine Impfung in Frage kommen, haben bereits über zwei Millionen ihre erste Dosis erhalten. Das entspricht 27 Prozent der impfbaren Bevölkerung. Bleiben 5,5 Millionen Ungeimpfte. Allerdings dürften auch unter ihnen etwa 20 Prozent bereits immun gegen Corona sein, wie Virologin von Laer mit Blick auf internationale Studien und Daten aus Österreich schätzt. Diese knapp 1,1 Millionen Menschen haben – wissentlich oder nicht – bereits eine Coronainfektion überstanden und mit großer Wahrscheinlichkeit Antikörper gebildet. Damit sind also gut 3,1 Millionen Menschen zumindest teilweise vor einer Ansteckung geschützt. Das entspricht 34 Prozent der Gesamtbevölkerung oder 41 Prozent aller impfbaren Menschen.
„Der Effekt der Immunisierten sollte sich dann ab Ende Mai deutlich in den Infektionszahlen niederschlagen“, glaubt von Laer. Ihr Optimismus stützt sich ausgerechnet auf den einstigen Viren-Hotspot Ischgl: Bei einer Antikörperstudie in dem Tiroler Skiort fand von Laer mit ihrem Team im April 2020 heraus, dass 42 Prozent der Ischgler bereits eine Coronavirus-Infektion durchgemacht hatten. Bei einer neuerlichen Untersuchung im Februar 2021 zeigte sich: Ischgl blieb von der zweiten Viruswelle weitestgehend verschont.
So gesehen ist der neue Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein von den Grünen ein wahrer Glückspilz: Kaum im Amt, schon ist ein Ende der Pandemie in Sicht. Wie gut der Mann für seinen neuen Job geeignet ist, was der türkise Koalitionspartner über ihn denkt und warum ihn Rosemarie Schwaiger für ein Marketingtalent hält, können Sie in diesem Porträt nachlesen, das im aktuellen profil erschienen ist.
Weniger glücklich verlief die Regierungsperformance in den vergangenen 14 Pandemiemonaten. Haben Sie zuletzt etwas von der groß angekündigten Bestellung des russischen Impfstoffes Sputnik gehört? Oder von der gemeinsamen Impfstoff-Produktion mit Israel? Eva Linsinger auch nicht. Welche Regierungsprojekte im Stadium der Ankündigung liegen blieben, können Sie im Leitartikel „Schluss mit Überschriften-Politik“ nachlesen.
Ich wünsche Ihnen eine virenfreie Woche,
Jakob Winter
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