Andreas Babler auf seiner Wahl-Party
SPÖ-Parteitag

Was passiert jetzt mit Bablers Bewegung?

Andreas Babler war der Underdog und wurde zur Überraschung. Für den Sieg reichte es aber nicht. Was wird nun aus seiner Basis-Bewegung?

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Am Montag wurde bekannt, dass beim Auszählen der Stimmen am Parteitag die Namen vertauscht wurden. Nicht Hans Peter Doskozil hat die Wahl gewonnen, sondern Andreas Babler. Zur Nachvollziehbarkeit der Ereignisse bleiben die Artikel in der ursprünglichen Version auf profil.at.

Die Signalwirkung wäre auch so klar gewesen, aber Hans Peter Doskozil spricht es zur Sicherheit noch einmal deutlich aus: Als er die Bühne am Parteitag zum ersten Mal als designierter SPÖ-Chef betritt, adressiert er auch direkt seinen bisherigen Gegner: „Ich hoffe, du nimmst meine Einladung an und kommst herauf“, sagt er zu Andreas Babler. Als die beiden Seite an Seite stehen, schütteln sie sich die Hände und nicken einander zu. „Versteht das als symbolischen Schritt des Aufeinanderzugehens“, sagt Doskozil. „Nur gemeinsam werden wir das Ziel schaffen, stärkste Kraft in Österreich zu werden.“

Babler hat denkbar knapp verloren, mit 46,81 Prozent, und vielleicht fühlt sich die Niederlage für seine Unterstützerinnen und Unterstützer an diesem Tag besonders bitter an. Im linken Sektor des Saales, wo die meisten Babler-Fans sitzen, beobachtet man den Jubel der anderen. 

Kurz vor 17 Uhr, während Doskozil von Kameraleuten umgeben ist, verlässt Babler mit seinen engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Veranstaltungshalle. Draußen plaudert er noch mit der Abgeordneten Julia Herr, eine seiner Anhängerinnen. „Wir hören uns, nehme ich an“, ruft sie ihm zum Abschied nach.

In Bablers Basis-Bewegung fragt man sich: Und jetzt? Als Underdog gestartet, belegte der Traiskirchner Bürgermeister bei der Mitgliederbefragung überraschend Platz zwei – überzeugte beim Parteitag erstaunlich viele Delegierte, nur eben nicht genug. Ein Drittel der Mitglieder und knapp die Hälfte der Funktionäre in Linz stehen hinter Babler, das kann auch Doskozil nicht ignorieren. Er zollte Babler auch Respekt: für seine Rede und die Stimmung, die er damit erzeugen konnte. „Auch das ist wichtig in unserer Bewegung.“

Was das aber genau bedeutet, ist noch unklar. Babler deutete schon nach der Mitgliederbefragung an, dass Doskozil ihm einen Posten angeboten hätte. Auf Twitter schrieb er am späten Samstagnachmittag nur: „Ich bin mehr als 30.000 Mitgliedern im Wort, meinen Beitrag zu einer starken Sozialdemokratie zu leisten und das werde ich auch jetzt aus ganzem Herzen und mit voller Kraft tun.“

Denkbar ist, dass Doskozil ihm in einer späteren Koalition ein Ministeramt anbietet – sollte die SPÖ in Regierungsverantwortung sein. Im Parlament sitzt Babler bereits, allerdings im wenig glamourösen Bundesrat. Eine klare Befürworter Bablers könnte dafür eine wichtigere Rolle in Doskozils neuer Sozialdemokratie spielen: Julia Herr. 

Möglich auch, dass Doskozil das Gegenlager in eine Parteireform einbindet. Immerhin sind hier beide Seiten einer Meinung: Die Mitglieder sollen stärker eingebunden werden und auch in Zukunft über ihre Spitze und Koalitionen entscheiden. Babler arbeitet ohnehin schon für die niederösterreichische Partei an einer Reformkommission, womöglich könnte Doskozil auf seine Expertise setzen.

So weit will man im Babler-Team am Samstag aber noch gar nicht denken. Nikolaus Kowall, Vorsitzender der Sektion 8, fühlt sich vor allem den Mitgliedern verpflichtet, die wegen der Befragung beigetreten sind – genauso wie den langjährigen Genossen, die sich jetzt engagiert hatten. Ansonsten sei es Sache von Doskozil, wie er alle Seiten wieder vereint. Er sei nun derjenige, der die Verantwortung trage, die Partei zu einen. Natascha Strobl, die über einen Verein Spenden für Babler sammelte, zitierte Pablo Neruda: Sie können alle Blumen abschneiden, aber sie können nicht verhindern, dass der Frühling kommt“.

Iris Bonavida

Iris Bonavida

ist seit September 2022 als Innenpolitik-Redakteurin bei profil. Davor war sie bei der Tageszeitung "Die Presse" tätig.