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SPÖ-Konflikt

Wie Babler nun trotzdem SPÖ-Parteichef werden will

Der Parteilinke Andreas Babler wurde bei der SPÖ-Mitgliederbefragung Zweiter. Auf seiner Wahlparty in Wien schlug die Stimmung rasch von Ernüchterung in Kampfeswillen um. Babler will nun Hans Peter Doskozil herausfordern.

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Als das Ergebnis der SPÖ-Mitgliederbefragung durch die Boxen im Lokal Usus am Wasser in Wien-Floridsdorf verkündet wird, reagiert das Publikum der Andreas-Babler-Wahlparty mit leisen Rufen: “Stichwahl! Stichwahl!”. Der Applaus ist noch verhalten, ein Moderator muss den etwa 100 Babler-Fans sagen, dass sie sich durchaus über den zweiten Platz, den Andreas Babler beim SPÖ-internen Votum einfuhr, freuen dürfen. Jubel brandet erst auf, als Andreas Babler gegen 18 Uhr die Bühne betritt. Die “Stichwahl”-Rufe sind nun lauter, und den Applaus hört man bis auf die Donauinsel.

“Wir hätten nicht geglaubt, dass wir ein Drittel der Stimmen aus dem Nichts heraus, ohne Apparat schaffen. Und wir müssen jetzt einfach dranbleiben”, sagt Babler ins Mikrofon. Es sei zwar ein gutes, aber kein klares Ergebnis, daher sei er für eine Kampfabstimmung unter den Mitgliedern. “Um die Steinzeit hinter uns zu lassen - und auch die Frage um den Parteivorsitz zu demokratisieren.” 

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Die Unterstützer:innen mussten das Ergebnis also erst ein bisschen sickern lassen, bevor Freude aufkam. Zu erstaunt waren sie darüber, wie knapp die Wahl dann tatsächlich ausging: 33,68 Prozent der abgegeben Stimmen entfielen auf Hans Peter Doskozil, 31,51 Prozent auf Andreas Babler, knapp dahinter liegt Pamela Rendi-Wagner mit 31,35 Prozent. 

Das Team von Babler hat das Rennen um den SPÖ-Vorsitz noch nicht aufgegeben. Im Gegenteil: Sie wollen den erstplatzierten Doskozil in eine Stichwahl zwingen. Das sehen zwar nicht alle Fans im Usus am Wasser so. Doch theoretisch möglich wäre der Zweikampf schon.

“Das ist sensationell”, sagt Niki Kowall im Usus zu profil, der mit seiner Ankündigung zur Kandidatur den Zweikampf zwischen Rendi-Wagner und Doskozil erst zu einem Mehrkampf machte und dann Babler den Vortritt ließ. Kowall kämpft seither im “Team Basis”, wie sich die Babler-Fans nennen. Und er gibt selbstbewusst die Marschroute vor: “Dieses Ergebnis bedeutet, dass Babler eine Mehrheit in der Partei hat.”

Die Stimmung auf der Babler-Party ist gespalten, einige finden das Ergebnis “ernüchternd”, weil der innerparteiliche Streit damit nicht beigelegt ist. Aber die Hoffnung darauf, dass der nächste SPÖ-Chef Andreas Babler heißt, sorgt dann doch dafür, dass die Schlange vor der Bar länger und die Stimmung gelöster wird. Nach und nach trudeln mit SPÖ-Nationalrätin Julia Herr und Saya Ahmad, der roten Bezirksvorsteherin von Wien-Alsergrund, auch die ersten prominenten Parteimitglieder ein. 

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Man ist sich hier aber darüber einig, dass die nächsten Wochen “zach” werden. Und auch darüber, dass es eine Stichwahl geben soll. Das dürfte jedoch gar nicht so einfach werden. Ein Blick in die Statuten: Um am Parteitag gegen Doskozil antreten zu können, müsste Babler von der 19-köpfigen Wahlkommission vorgeschlagen werden. Dort sitzen aber fast nur Unterstützer:innen von Rendi-Wagner und Doskozil. Eine zweite Variante wäre, dass Babler erst am Parteitag selbst zur Kandidatur zugelassen wird. Dafür bräuchte er allerdings die Zustimmung von zwei Drittel der Delegierten. Das ist eher unwahrscheinlich.

Am Eingang zur Babler-Wahlparty werden jedenfalls bereits Sticker und Flyer verteilt. “Und weiter gehts!” steht auf einem Zettel, der auf dem Stand angebracht wurde. Fest steht: Babler wird ein Machtfaktor in der SPÖ bleiben. An welcher Position ist vorerst offen.

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

ist seit 2020 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. Schreibt über Popkultur und Politik.