Welche Konsequenzen zieht die Spitzenpolitik aus der Causa Fellner?

profil fragte in Ministerien, bei Oppositionsparteien und den Landesregierungen nach, ob sich das Verhältnis zur Mediengruppe "Österreich" ändern wird.

Drucken

Schriftgröße

Die Bundesregierung:

Das Bundeskanzleramt und alle ÖVPgeführten Ministerien-Finanzministerium, Innenministerium, Außenministerium, Verteidigungsministerium, Wirtschaftsministerium, Wissenschaftsministerium, Arbeitsministerium, Landwirtschaftsministerium-schickten die wortident gleichlautende Stellungnahme: "Wolfgang Fellner hat bekanntgegeben, bis zur Klärung der Vorwürfe als Moderator nicht in Erscheinung zu treten. Der Bundeskanzler und die Bundesminister nehmen weiterhin Interview-Einladungen der Mediengruppe Österreich und Einladungen der nun von Isabelle Daniel oder Niki Fellner moderierten Sendung Fellner live! an. Bei Print-Schaltungen und Mediaplanung wird auf eine breite, österreichweite Streuung geachtet. Auch die Reichweite wird als Kriterium berücksichtigt."


Das Vizekanzleramt und die Grünen Ministerien-Justizministerium, Klimaschutzministerium, Gesundheitsministerium-schickten die wortident gleichlautende Stellungnahme: "Interview-Einladungen von Wolfgang Fellner werden bis zur Klärung der Vorwürfe nicht wahrgenommen. Interviews mit anderen Journalistinnen und Journalisten der Mediengruppe Österreich sind davon nicht betroffen, da wir die Kontrollfunktion von Medien in einer Demokratie nicht beeinträchtigen wollen. Die Schaltung von Inseraten orientiert sich an Reichweitezahlen bzw. Erreichbarkeit der gewünschten Zielgruppen."

"Ich habe Wolfgang Fellner in meiner bisherigen politischen Karriere nie ein Interview in seiner Fernsehsendung gegeben und schließe das-sollte er überhaupt ins Studio zurückkehren-auch für die Zukunft aus." Sigrid Maurer, Klubobfrau der Grünen

Die Opposition:

"Wolfgang Fellner werde ich keine Interviews geben, bis die Vorwürfe geklärt sind. Das trifft nicht auf andere zu, die wir für das Verhalten von Wolfgang Fellner nicht verantwortlich machen. Würde man die Spirale weiterdrehen, könnte das bedeuten, ein bestimmtes Medium von Pressekonferenzen auszuschließen. Das kann generell nicht der Zugang sein." Pamela Rendi-Wagner, SPÖ-Parteivorsitzende

 


"Ich habe klargestellt, Wolfgang Fellner nicht mehr für Interviews in seiner Sendung zur Verfügung zu stehen, solange die Vorwürfe, die von ihm bestritten werden, nicht ausgeräumt sind. Dies betrifft jedoch ausschließlich seine Person." Beate Meinl-Reisinger, NEOS-Chefin

 

NEOS-Chefin Meinl-Reisinger wirft dem Bund Versagen bei der Pflege vor


Die Landesregierungen:

"Wir wollen möglichst zielgerichtet und effizient informieren. Das gilt für sämtliche Mediengattungen und Medien. Die Teilnahme an Medienterminen wird nach Maßgabe terminlicher Möglichkeiten und thematischer Schwerpunktsetzung im Anlassfall entschieden." Michael Ludwig, Landeshauptmann Wien (SPÖ)

"Es gibt keine zentralen Weisungen, ein bestimmtes Medium auszuschließen. Wann wem Interviews gegeben werden, wird ebenso von jedem Mitglied der Landesregierung selbst entschieden. Es gibt keine Absprachen, die Mitarbeiter dieses Mediums in ihrer Arbeit zu behindern." Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau Niederösterreich (ÖVP)


"Ich werde weiterhin Einladungen zu OE24-Talk-Formaten annehmen, sofern es mein Terminkalender erlaubt. Die Vorwürfe die hier im Raum stehen, richten sich gegen die (Privat-)Person des Herausgebers und nicht gegen das Medienhaus." Thomas Stelzer, Landeshauptmann Oberösterreich (ÖVP)

"Als Landeshauptmann habe ich bisher noch nie einen Studiotermin bei Wolfgang Fellner wahrgenommen. Daran wird sich voraussichtlich auch in Zukunft nichts ändern." Hans Peter Doskozil, Landeshauptmann Burgenland (SPÖ)


"Mache es für die Zuseher*innen"

Welche Konsequenzen ziehen Gastautoren, fragte profil.

"In oe24 und ÖSTERREICH kann ich sagen und schreiben, was ich für politisch richtig und notwendig erachte. Ich mache es für die Zuseher*innen und Leser*innen. Und: Die Bildschirmpause war eine richtige Entscheidung von Wolfgang Fellner." Josef Cap

"In einer perfekten Welt gäbe keine rechtsextremen Hetzerparteien, auch keinen marktschreierischen Boulevard. Da wir aber noch keine perfekte Welt haben, werde ich bis dahin alle Foren nutzen, um progressive Ideen zu vertreten. Vielleicht nicht vorzugsweise, aber eben auch Foren, bei denen man nicht nur Preaching to the Converted hinkriegt. Übergriffigkeiten, zumal da, wo sie mit Machtgefälle einhergehen, gehen überhaupt nicht. Was die konkreten 'Vorhalte'-skurrilerweise ist er ja formal der Kläger-gegen Wolfgang Fellner angeht: Gerichte werden diese hoffentlich klären. Es war richtig, dass er sich bis zur Klärung zurückzieht. Genauso richtig, dass eine Consulting-Firma eine Untersuchung vornimmt, über die vor Gericht verhandelten Fälle hinaus. Dass Niki Fellner und Isabelle Daniel übernahmen, halte ich ebenso für richtig und gibt dem Sender ein zeitgemäßeres Gesicht." Robert Misik


"Ich bin seit 2019 Kolumnist bei 'Österreich' und im Talkformat 'Fellner! Live'. Ich sage und schreibe dabei ausschließlich meine Meinung. Ich habe beschlossen, das auch weiterhin zu tun. Die Vorwürfe richten sich gegen Wolfgang Fellner, und ich halte es für falsch, die Verantwortung für das Verhalten des Unternehmenseigentümers bei den Mitarbeiter*innen zu suchen. Diese Logik halte ich für zutiefst ungerecht. Dass Wolfgang Fellner sich von der Moderation von 'Fellner! Live' zurückgezogen hat, bis die Vorwürfe geklärt sind, halte ich für die richtige Entscheidung." Sebastian Bohrn-Mena

Eva   Linsinger

Eva Linsinger

Innenpolitik-Ressortleitung, stellvertretende Chefredakteurin