Zwei grüne Chamäleons ruhen auf einem schwarzen Stoffballen in einer Hand.
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Gefährdet, gefährlich, gefangen

Wer giftige Schlangen in Wien hält, wie der Zoll gegen Tierschmuggel vorgeht und was mit den Tieren in Österreich passiert.

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Eine Ein-Zimmer-Wohnung mitten in Wien. An einer Wand stapeln sich Glaskästen und Plastikboxen mit Schlangen, Spinnen und Skorpionen. In einem der Terrarien rekeln sich zwei Aspisvipern, in einigen anderen insgesamt sieben Hornvipern, die giftigste Schlangenart am europäischen Festland. Ein einzelner Biss kann tödlich enden. In Wien ist die Haltung daher verboten. Tobias (Name von der Redaktion geändert) schlief dennoch jahrelang neben seinen illegalen Haustieren.

Eine Kreuzotter ruht auf einem Bett aus Moos.
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Er ist nicht der Einzige. Giftige Schlangen, tropische Vögel und seltene Echsen finden über den Flughafen Schwechat oder die grüne Grenze ihren Weg nach Österreich. Der Schmuggel seltener Tierarten floriert, der Kauf soll nun verboten werden. Was geschieht mit den Tieren, wenn sie vom Zoll erwischt werden – und was, wenn sie durch die Kontrollen schlüpfen?

Ein Welpe sitzt in einer Transportbox und schaut heraus.
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Mehrere Hunde sitzen in Transportboxen im Kofferraum eines Vans.
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Eine Person hält ein graues Scottish-Fold-Kätzchen im Arm.
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Zwei Dobermänner sitzen in einer Transportbox.
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Ein Dackel liegt in einer Tragetasche und wird von einer Hand gestreichelt.
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Ein Berner Sennenhund liegt in einer Transportbox.
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Mehrere Otterwelpen in einem Gehege aus gelben Plastikbehältern.
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227 illegal geschmuggelte Tiere griff der Zoll 2023 auf. Der Großteil davon waren klassische Haustiere wie Hunde oder Katzen. Fotos des Zolls zeigen Kleinlaster, deren Kofferräume mit Welpen in Transportkisten vollgestopft sind. Die Tiere werden häufig unter desolaten Umständen gezüchtet, sind oft krank oder tragen gefährliche Erreger, warnt der Zoll mögliche künftige Herrchen und Frauchen. Der Weg der geschmuggelten Hunde und Katzen nach Österreich ist meist kurz. Bei exotischen Tieren ist das anders.

Ein grüner Papagei sitzt auf einem Ast in einem Käfig.
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Ein stacheliger, grüner Gecko sitzt auf einem schwarzen Tuch in einer Hand.
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Eine Kobra in einem Terrarium richtet sich auf.
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Drei Geckos liegen in einem weißen Netz in einer weißen Schachtel.
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Kriminelles Milliardengeschäft

34 lebende, artgeschützte Tiere beschlagnahmte der Zoll 2023, darunter Geckos, Schlangen, Skorpione und 18 Gelbkopfpapageie. Die allermeisten von  ihnen landeten mit dem Flugzeug in Schwechat. Welche Tiere und Pflanzen geschützt sind, regelt das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES. Mit den richtigen Papieren können auch geschützte Arten etwa für Forschungszwecke oder Zoos transportiert werden. 2019 wurden in der EU etwa legale CITES-Transporte im Wert von fast 990 Millionen Euro verzeichnet.

Der illegale Handel dürfte weit darüber liegen: Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) schätzte den Schmuggel artgeschützter Tiere, tot oder lebendig, schon 2002 auf fünf bis acht Milliarden US-Dollar. Auf einem ähnlichen Niveau liegt der internationale Waffenschmuggel. Die Hauptziele der Tierschmuggler sind die USA, Japan und die EU. In der Europäischen Union wurden lebende Tiere 2021 vor allem in Malta, den Niederlanden und Belgien erwischt. Zypern, Luxemburg und der Slowakei ging hingegen kein einziges Tier ins Netz.

Max Miller

Max Miller

ist seit Mai 2023 Innenpolitik-Redakteur bei profil. Schaut aufs große Ganze, kritzelt gerne und mag Grafiken. War zuvor bei der „Kleinen Zeitung“.