Ostermayer, Faymann, Rudas (2011)
Affäre

WKStA-Ermittlungen: Gab es auch ein rotes Beinschab-Tool?

Ließ sich die SPÖ Umfragen von Ministerien finanzieren? Die Staatsanwaltschaft fand Hinweise. Zur Anklage reichen sie nicht.

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Der Nachtslalom in Schladming am 26. Jänner 2010 wurde zum Triumph in Rot-Weiß-Rot. Es gewann der Salzburger Reinfried Herbst. Dritter wurde der Tiroler Manfred Pranger. Bei der Politprominenz – regionaler und nationaler – zählt der Nachtslalom zum Fixtermin, aus Imagegründen und zur Kontaktpflege im VIP-Bereich. Und so kam auch die Meinungsforscherin Sophie Karmasin, bekannt aus Funk und Fernsehen, am Rande des Events mit Kanzler Werner Faymann, SPÖ, ins Gespräch. Zwei Wochen später, am 12. Februar, schickte sie ein Mail an das Kanzler-Sekretariat mit der Bitte um einen Termin, über den sie mit Faymann in Schladming „vage“ gesprochen habe. Bei dieser Gelegenheit würde sie dem Kanzler auch gern „eine interessante Eigenstudie“ erläutern.

Ihre – fehlgeleitete – Geschäftstüchtigkeit bescherte Karmasin Probleme mit der Justiz. Vergangenen Mittwoch bestätigte der Oberste Gerichtshof in einem anderen Zusammenhang ihre Verurteilung wegen wettbewerbsbeschränkenden Absprachen. Um den Auftrag für drei Studien für das zuerst Blau und dann Grün geführte Sportministerium zu erhalten, hatte sich Karmasin zwischen 2019 und 2021 mit zwei Mitbewerberinnen, darunter ihrer Ex-Assistentin Sabine Beinschab, akkordiert. Allerdings reduzierten die Höchstrichter Karmasins Haftstrafe von 15 auf zehn Monate bedingt. „Das ist kein Fall von schwerer Kriminalität“, stellte Senatsvorsitzender Rudolf Lässig fest.

Karmasins Probleme sind damit nicht ausgestanden. Sie ist auch Beschuldigte in der Umfragen- und Inseratenaffäre, zu der die Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) seit 2021 ermittelt. Der Vorwurf: Ab 2016 sollen Vertraute von Ex-ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz aus Mitteln des Finanzministeriums teils frisierte Umfragen bezahlt und in Boulevardmedien platziert haben, die keinen Nutzen für das Ministerium hatten, aber sehr wohl für Sebastian Kurz. Kronzeugin der Anklagebehörde ist Sabine Beinschab, die ab 2007 für Karmasin arbeitete, bevor sie sich 2015 mit eigenem Umfrageinstitut selbstständig machte. Karmasin leugnet gegenüber der WKStA ihre Beteiligung. Sie habe „an keinem gemeinsamen Tatplan mitgewirkt“ und bloß den Kontakt zwischen dem Ex-Generalsekretär im Finanzministerium Thomas Schmid und Meinungsforscherin Beinschab vermittelt.

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.