Gerichtsurteil

Shiso Burger in Wien: So schmecken die asiatischen Burger

Wo Amerika nach Asien schmeckt: Die deutsche Kette Shiso Burger hat jetzt auch in Wien eröffnet.

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Endlich! Wieder hat ein aus Deutschland stammendes, sich aktuell international auf dem Vormarsch befindliches, ungeheuer zeitgeistiges Gastronomiekonzept nach Österreich gefunden. Nach „Hans im Glück“ und „Cinnamood“ schlägt nun also auch „Shiso Burger“ in Wien auf, konkret in der Theobaldgasse unweit der Mariahilfer Straße: Burger mit asiatischem Twist soll es dort geben, ausgedacht haben sich das Konzept die beiden in Vietnam geborenen Gastronomen Tam Nguyen und Hien Khai Tieu. Hauptquartier: Berlin-Mitte; Zielvorgabe, laut Eigenangabe: die eher mittelmäßige Burger-Branche aufmischen.

Mittelmäßig wäre nun ein gutes Stichwort, um die Atmosphäre im Wiener Shiso zu beschreiben. Einerseits zieht ein schicker „Wir sind hier schon auch ein bisschen nobel“-Vibe durch das Lokal, andererseits ist das alles einem knallharten Effizienzprinzip untergeordnet. Die Burger selbst werden in Bambuskörben serviert, das sieht fesch aus und ermöglicht der flinken, notgedrungen stressresistenten Servicebrigade, die leeren Gebinde zwecks Abtransport in großer Zahl zu stapeln. Ob Schweizerhaus-Kellner heimlich von dieser Art abzuservieren träumen?

Aufeinandergestapelt fühlt man sich auch als zahlender Gast, für Treffen mit Geheimgespräch-Tendenz fällt „Shiso Burger“ definitiv aus. Noch etwas: Die Hocker neben den kleinen Tischen sind derart unbequem, dagegen wirkt eine Heurigenbank wie die reinste Kuschelzone.

Der Burger-Bun beruht auf einem streng geheimen Geheimrezept, hat aber definitiv schwarzen Sesam darübergestreut bekommen und ist sehr weich, ja schon fast teigtaschenartig. Zur Füllung: Ja, es gibt auch Hamburger und Cheeseburger und eine vegetarisch Variante, aber deshalb sind wir nicht hier, sondern für den namensstiftenden Shiso-Burger, seinerseits benannt nach dem darin vorhandenen Shiso-(vulgo Perilla)-Blatt. Im Geschmack erinnert das Kraut am ehesten an Minze, es muss sich aber gegen sehr viele andere Zutaten durchsetzen, was ihm erstaunlich schwerfällt. Der Koriander dominiert dagegen stark, die rohen Zwiebelstreifen fallen auch nicht gerade dezent aus. Außerdem im Bun: ein zum Patty geformter Tunfisch, Vogerlsalat, Tomate, Chili-Mayo und Teriyaki-Sauce.

Weiter zum Bulgogi-Burger – gleicher Bun, anderes Erlebnis: Die Rindfiletstreifen sind medium gebraten, pikant abgeschmeckt und machen sich gut zwischen dem weichen Teig, auch weil sie dem Ganzen ein bisschen mehr Biss geben als der Thunfisch. Der Vogerlsalat feiert ein Wiedersehen mit Chili-Majo und Teriyaki-Sauce. Die Zwiebel kommt auch noch einmal vor, ist hier aber frittiert.

Auf den Tischen stehen übrigens Stäbchen. Nicht sofort erschließt sich deren Sinnhaftigkeit, bei den Beilagen kommt dann aber das Aha-Erlebnis: Es gibt Kimchi, Baby (und eher unspektakuläre Süßkartoffel-Pommes, die man aber eh mit den Fingern essen darf).

Unspektakulär auch die Dessertkarte, doch in dem Fall ist das verzeihlich, man kommt ja nicht wegen der Nachspeise hierher: Der Mochi ist mit einer Bohnenpaste gefüllt und versieht Dienst nach Reiskuchen-Vorschrift, die „Green Tea Ice Cream“ mit Erdnüssen schmeckt herrlich cremig.

Der Eindruck, den „Shiso Burger“ hinterlässt, ist also, nun ja: medium. Die Burger hat man in der Form noch nicht an jeder Ecke gegessen, die offene Schauküche macht Spaß, aber so richtig zum Verweilen lädt die Stimmung nicht ein; gleichzeitig soll man aber bloß kein Fast Food im herkömmlichen Sinne erwarten, schreibt das Unternehmen extra auf seiner Website. Sagen wir so: ein Fusion-Erlebnis in mehrfacher Hinsicht. 

Stimmung: Hop, hop!
Empfehlung: gerne mal über die Standard-Burger hinausgehen
Preisverhältnis: Burger 8–17 Euro, Beilagen 4–5 Euro, Desserts 5–7 Euro

Shiso Burger, Theobaldgasse 19, 1060 Wien, shisoburger.at

Stephan   Graschitz

Stephan Graschitz

ist als Chef vom Dienst bei profil tätig.