Mensch des Jahres 2013

Menschen des Jahres: Was wurde aus ... Edward Snowden?

Er hatte die totale Überwachung der Menschheit durch den mächtigsten Geheimdienst der Welt enthüllt, welcher unzählige an Daten unbemerkt ausspioniert hatte. Dafür bezahlte er mit seiner eigenen Existenz: Edward Snowden, Mensch des Jahres 2013.

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Edward Snowden enthüllte im Jahr 2013, dass ein großer Teil der Menschen durch den mächtigsten Geheimdienst der Welt überwacht wird. Die US-amerikanische National Security Agency (NSA) hatte seit Jahren jegliche elektronisch abgewickelte Kommunikation observiert, abgefangen und gespeichert, auf die sie sich Zugriff verschaffen konnte – und das weltweit: Mails und Telefonate, Gespräche via Skype und Unterhaltungen auf Facebook und Geldüberweisungen per PayPal - persönliche Daten von hunderten Millionen Menschen.

Für all das hatte Snowden als Systemadministrator im Dienst der NSA Beweise gesammelt und anschließend in Hong Kong Kontakt zu zwei Publizisten gesucht. Snowden muss bewusst gewesen sein, dass ihn die Enthüllungen auf jeden Fall sein altes Leben kosten würde. Ob ihm bewusst war, dass es ihn auch die Freiheit kosten würde, darüber kann man nur spekulieren.

Snowden lebt vermutlich noch immer in Moskau

"Dass er vor allem in den Vereinigten Staaten von vielen als Verräter betrachtet wird, ändert nichts an seiner Bedeutung als Whistleblower: Also jemand, der behördliche Missstände anprangert, die andernfalls verborgen geblieben wären", schrieb profil in der Ausgabe vom 16.12.2013 und kürte Snowden aus einer ganzen Reihe von guten Gründen zum Mensch des Jahres 2013.

Snowden hat um den Preis der eigenen Existenz die weltweite, eklatante Missachtung von Persönlichkeitsrechten aufgedeckt - begangen durch die USA und ihren engsten Verbündeten Großbritannien, das mit dem Government Communications Headquarter (GCHQ) über einen Geheimdienst mit ähnlichen Methoden wie die NSA verfügt.

Seit seiner filmreifen Flucht im Sommer 2013 lebt er im Exil, vermutlich noch immer in Moskau. In den USA droht ihm eine Haftstrafe wegen Geheimverrats, die Staaten fordern seine Auslieferung. Moskau lehnt bis heute eine Abschiebung ab. Auf Twitter ist Snowden mittlerweile sehr aktiv, dort folgen ihm über 3,5 Millionen Menschen.

Russland verlängerte Aufenthaltsgenehmigung um zwei Jahre

2014 erhielt der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter eine dreijährige Aufenthaltsgenehmigung in Russland. Anfang diesen Jahres wurde diese um zwei Jahre verlängert. 2018 könne sich Snowden zudem um die russische Staatsbürgerschaft bewerben, sagte sein Verteidiger Anatoli Kutscherena.

Dem Kreml-nahen Juristen Kutscherena zufolge hält sich Snowden an einem geheimen Ort in Russland auf; er reise viel und gehe einer Arbeit nacht. Dennoch vermisse er die USA und seine Familie. "Er sagt immer wieder, dass er Heimweh hat. Natürlich ist dieser Wunsch verständlich", sagte der Anwalt. Für seine Verteidigter ist klar, dass er dort keinen fairen und unabhängigen Prozess erwarten könne. Unmittelbar nach dem Wahlsieg Donald Trumps hatte Kutscherena betont, dass sich Moskau auch nach einer möglichen Verbesserung der russisch-amerikanischen Beziehungen nicht auf eine Abschiebung einlassen werde.

Virtueller Weltenbummler

Inzwischen ist Snowden zum virtuellen Weltenbummler geworden. Er spricht per Videoübertragung auf Konferenzen und an Universitäten. Der heute 31-Jährige sprach beispielsweise an der Princeton-Universität, bei der CeBIT in Hannover und bei der Verleihung der Journalistenauszeichnung Henri-Nannen-Preis.

"Er ist in Sicherheit und lebt ein ausgefülltes Leben im Exil, soweit man das kann", sagt Snowden-Unterstützer und Journalist Jacob Appelbaum im Jahr 2015. "Andererseits denke ich, dass sich die Stimmung dreht und sich viele Menschen dafür stark machen, dass er nach Hause kommen kann."

Dokumentarfilm von Laura Poitras über Edward Snowden
Film über Edward Snowden

Auszeichnungen und Preise

2016 galt Snowden sogar als Kandidat für den Friedensnobelpreis, den er jedoch nicht erhielt. Snowden erhielt dafür zwei Jahre zuvor den Alternativen Nobelpreis der Right Livelihood Award Stiftung, "weil er mit Mut und Kompetenz das beispiellose Ausmaß staatlicher Überwachung enthüllt hat, die grundlegende demokratische Prozesse und verfassungsmäßige Rechte verletzt". Abholen konnte Snowden die Auszeichnung bis heute nicht.

Im April diesen Jahres erhielt Snowden den Ossietzky Preis für herausragende Leistungen für die Meinungsfreiheit. Mit der Verleihung wolle man die einzigartige Rolle würdigen, die Snowden als Whistleblower übernommen habe. Snowden konnte nicht an der offiziellen Preisverleihung in Oslo teilnehmen, weil ihm die norwegische Regierung nicht zusichern wollte, ihn bei einer Reise nach Norwegen nicht an die USA auszuliefern. Der Versuch, diese Zusicherung gerichtlich zu erstreiten, scheiterte in allen drei Instanzen. Der Preis wurde ihm daher in einem Hotel in Moskau überreicht.

Erfahren Sie, wer der Mensch des Jahres 2017 ist, am 18. Dezember in der Spezialausgabe von profil und schon vorher auf profil.at!

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