#brodnig: Recherchetipps für Wütende

Lassen Sie sich nicht länger von spröden Fakten verwirren!

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Online kursieren mittlerweile viele Anleitungen, woran man Falschmeldungen erkennen kann. Falls Ihnen das aber zu mühsam erscheint und Sie sich nicht mit etwas so Langweiligem wie Fakten beschäftigen möchten, habe ich gute Nachrichten: Es geht auch anders! Die Komplexität der Realität lässt sich online leicht reduzieren - hier ein paar Tipps.

Erstens: Trauen Sie niemandem - außer ungewöhnlichen Onlineportalen, die Ihnen versprechen, dass Sie die "WAHRHEIT" liefern. Zur Erklärung: Der Einsatz vieler Großbuchstaben und Rufzeichen deutet auf einen hohen WAHRHEITSGEHALT hin!!! Nur die LÜGENPRESSE verschweigt das (wahrscheinlich ist auch daran Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel schuld).

Zweitens: Wer wirklich umfassend informiert sein will, sollte ausländische Medien lesen. Nein, gemeint ist nicht die "New York Times". Denken Sie nicht so angepasst! Ungeahnte Einblicke bieten oft Kreml-nahe Seiten. Bekannterweise ist Russland ein Hort der Meinungsfreiheit. Was könnte schon schiefgehen, wenn Sie Ihr Wissen über russische Staatspropaganda beziehen?

Drittens -seien Sie wachsam: Auf Facebook werden viele Videos mit dem Hinweis geteilt: "Schnell ansehen, bevor es gelöscht wird." Als besorgter Bürger ist es Ihre Pflicht, jedes einzelne dieser Videos angeschaut und wütend kommentiert zu haben. (Falls Ihnen die Worte fehlen, schreiben Sie einfach "DANKE, MERKEL!!!" oder posten Sie den kotzenden Emoji -Sie zeigen damit wahre Eloquenz!) Auch wenn solche Videos schon seit Monaten online sind, muss man fürchten, dass sie doch irgendwann von Mossad/CIA/Angela Merkel/Reptiloiden gelöscht werden.

Viertens: Wenn Ihnen jemand widerspricht, sagen Sie einfach: "Du bist auch so ein naiver Mitläufer." Oder: "Das ist vielleicht noch nicht real. Es wird aber noch Realität werden." Ich verspreche Ihnen: Selbst dem eloquentesten Kritiker gehen dann die Argumente aus.

Wie denken Sie darüber? Schreiben Sie mir unter [email protected] facebook.com/brodnig twitter.com/brodnig

Dieser Artikel stammt aus dem profil Nr. 14 vom 3.4.2017. Das aktuelle profil können Sie im Handel oder als E-Paper erwerben.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.