In den nächsten Tagen könnte es weiter abwärts gehen.

Die Angst der Börsen vor der Zinswende

Am Aktienmarkt lösen sich gerade Billionen in Luft auf. Was ist da los?

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Es lief schon mal besser an den Börsen. Vor allem in den USA haben die großen Indizes gehörig nachgegeben. Der Dow Jones Industrial Average beispielsweise - der sich aus den Kursen 30 großer US-Unternehmen zusammensetzt, die an der New Yorker Börse notieren - hatte vergangenen Donnerstag mit einem Rückgang von 1,8 Prozent seinen schlechtesten Tag im bisherigen Jahr 2022 zu verzeichnen. Noch etwas stärker gefallen sind der S&P 500 und der Technologie-Index Nasdaq. Wie das britische Wirtschaftsmagazin "Economist" errechnete, ging der Börsenwert aller US-Unternehmen zusammen heuer um drei Billionen US-Dollar zurück. Auch in Europa und Asien lagen die Kursverluste am Beginn der vergangenen Woche bei zwei bis vier Prozent.

Was ist da los? Kurzfristig macht vor allem den Anlegern Sorge, dass zwischen Russland und Ukraine ein größerer Krieg ausbrechen könnte. Er könnte schwerwiegende weltwirtschaftliche Folgen nach sich ziehen, etwa im Energiesektor.

Längerfristig jedoch spielt der Kurswechsel der internationalen Notenbanken die wohl wichtigere Rolle. Ende Jänner hat die US-Notenbank Fed verkündet, ihr Anleihenkaufprogramm zu beenden, und signalisiert, dass auch die Leitzinsen bald steigen werden. Die EZB in Frankfurt agiert zögerlicher. Zwar endet auch im Euroraum im kommenden März der Ankauf von Anleihen zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Allerdings will die EZB die Zinsen vorerst nicht erhöhen. "Wenn wir jetzt überstürzt handeln, könnte die Erholung unserer Volkswirtschaften deutlich schlechter ausfallen, und Arbeitsplätze wären gefährdet", sagt EZB-Chefin Christine Lagarde.

Dennoch sind die Zeichen unverkennbar: Die Ära des billigen Geldes und der historisch niedrigen Zinsen - mit denen Zentralbanken zuerst gegen die weltweite Finanzkrise 2007/2008 und später gegen die Corona-Krise ankämpften - geht zu Ende. Damit einhergehen könnte eine globale wirtschaftliche Abschwächung. Denn Haushalte, Unternehmen und auch Regierungen haben in den Krisen hohe Schulden gemacht. Nicht nur kommt nun aufgrund der Zinswende deren Rückzahlung teurer als bisher - es wird auch schwieriger, neue Kredite aufzunehmen. Worunter der Konsum ebenso leiden könnte wie unternehmerische Investitionen.

Die Kursentwicklung an den Börsen nimmt diese Entwicklung vorweg. Auch spekulative Anlageformen oder etwa Krypto-Währungen haben in den vergangenen Wochen ordentlich an Wert verloren. Auf die Weltwirtschaft kommt eine unsichere Zeit zu.