Signa-Versteigerung

Chapeau Château: So liquide ist René Benkos Weinkeller

Franzosen, Italiener und 72 Flaschen „Sünde“ aus dem Burgenland: Im Zuge der Insolvenz der Signa Holding werden gerade mehr als 600 Liter edler Weine versteigert. profil gustiert im flüssigen Nachlass des Imperiums von René Benko, in dem auch profunde Weinkenner wie Alfred Gusenbauer nichts zu jammern hatten.

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„Peccatum“ heißt zu Deutsch „Sünde“ – und davon gibt es in der Signa Holding offenbar jede Menge. Zumindest 72 Flaschen voll. Das klingende Wort mit dem leicht verruchten Charme für lateinkundige Weinliebhaber dient dem burgenländischen Winzer Leberl als Name für eine hochwertige Cuvée aus Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon und Merlot. „Die Trauben werden im August stark ausgedünnt“, heißt es auf der Website des vielfach ausgezeichneten Familienbetriebs. Ebenfalls stark ausgedünnt wird gerade das von Pleiten gezeichnete Signa-Reich von René Benko. Und dabei stieß der Sanierungsverwalter, der seit einigen Wochen im Amt ist, auf einen flüssigen Nachlass im Wert von zigtausend Euro.

Im Hauptquartier des zunehmend in Auflösung befindlichen Immobilien-Imperiums auf der Wiener Freyung findet sich auch ein Weinkeller – oder besser gesagt: eine Wein-Beletage. Der Hort der edlen Tropfen ist nämlich im ersten Stock angesiedelt: Vom inneren Stiegenhaus führt eine mit Zahlenschloss geschützte Tür in einen rund sieben Meter langen, zweieinhalb Meter breiten und mit einer großzügigen Deckenhöhe von viereinhalb Metern ausgestatteten Raum. Parkettboden, Kristallluster, goldverzierte Wandtäfelung und linker Hand ein sechs Meter langes, mannshohes Weinregal. Bis obenhin gefüllt mit dem, was sich in Analogie zur Firmenstruktur der Signa wohl als Prime- und Development-Portfolio für Weinkenner und -genießer bezeichnen ließe.

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).

Anna  Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.