Abverkauf

Signa-Versteigerung: Letzte Gebote und neue Ware

Fũr Benkos Klobürste werden letzte Gebote abgegeben, seine Weine stehen neu zur Ersteigerung. Es wird alles zu Geld gemacht, was nicht niet- und nagelfest ist.

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Wien-Innere Stadt. Was nicht niet- und nagelfest ist, wird im Palais Harrach an der Freyung 3 verkauft. Obwohl – selbst die fest verbauten Toilettengarnituren werden verhökert. Ein Konvolut besteht aus Mistkübel, Klobürsten- und Klopapierhaltern in gebürsteter Messingfarbe. Auf dem stillen Örtchen dürften wichtige Geschäfte abgeschlossen worden sein, denn die Gebote für die Klo-Ausstattung liegen derzeit ab 500 Euro pro Garnitur. Das Toilettenpapier dürfte nicht inkludiert sein.

Großer Andrang

1600 Posten werden im Bieterverfahren auf der Online-Plattform aurena.at versteigert. Neben klassischer Büroausstattung wie Tischen, Monitoren und Drehstühlen, suchen auch Zimmerpflanzen nach einer neuen Bleibe. Wer kein Auto für den Transport organisieren kann, kann sich mit kleinen Stücken begnügen: Tischuntersetzer gibt es ab 260 Euro, ein Klebeband-Roller steht bei 60 Euro. Der erste Zuschlag für die Büroeinrichtung endet am 19. Jänner um acht Uhr.

Heiß begehrt sind die Stücke mit dem Firmenlogo. Eine Signa-Fußmatte dürfte bis zum Auktionsschluss vermutlich die 2000 Euro Marke knacken, ein „Signa-Schreibtisch-Organizer” bestehend aus Notizzetteln und Stiften steht bei erschwinglichen 260 Euro. 

Für Liebhaber luxuriöser Inneneinrichtung stehen die Gebote noch bis zum 2. Februar offen. Konferenzstühle in Leder Cognac, in denen einst die wichtigsten Signa-Vorstände saßen, liegen derzeit bei 1000 Euro – pro Stück versteht sich. Das Gebot für den dazugehörigen acht Meter langen Konferenztisch liegt bei 12.500 Euro. 

Aber auch Schnäppchenjäger könnten in den Signa-Hinterlassenschaften fündig werden. Der gut sortierte Weinkeller zeugt vom erlesenen Geschmack des Bestückers. Rufpreise beginnen ab 14 Euro pro Magnumflasche.

Wieviel Geld mit der Auktion letztlich lukriert wird, ist selbst für die Auktionsplattform ungewiss. Bei der Signa-Pleite handle es sich um eine sehr öffentlich-präsente Insolvenz, die Aufmerksamkeit anziehe. Für gewöhnlich kämen die Gebote gegen Ende der Auktion, im Falle der Signa wurden schon zu Beginn mehr als 1000 Gebote abgegeben.

Nach Medienberichten stehe die Signa-Holding im Mietrückstand. Der Vermieter soll die Stiftung des Billa-Gründers Karl Wlaschnek sein, die nun ihr Pfandrecht auf die Signa-Einrichtung vollstrecke. Mit einer Verpfändung erwirken Vermieter die vorzeitige (Teil-)Begleichung ihrer Forderung vor allen anderen Gläubigern im Insolvenzverfahren.

Die Stunde der Scalper

Handtücher (neu und unbenutzt) um 500 Euro, ein Monopoly-Brettspiel (limitierte Edition 2021) um 450 Euro oder eine der heiß begehrten Fußmatten (bitte nur seriöse Anfragen!) um 650 Euro – alle ziert das Logo der Signa.

Dass nicht nur eingefleischte Signa-Fans Interesse an den Hinterlassenschaften haben, zeigt ein Blick auf die Online-Verkaufsplattform willhaben.at. Viele der Verkäufer dürften sich einen profitablen Zuverdienst durch den Weiterverkauf von Signa-Merchandise erhoffen. Was sich im Aktienhandel durch schnelles Öffnen und Schließen von Posten – dem Scalping – als Handelstaktik etabliert hat, findet sich zunehmend auf dem Gebrauchtwaren Marktplatz wieder. 

Wer nicht das Glück hat, eine Reliquie aus der Signa-Grabkammer ersteigern zu können, hat noch eine zweite Chance. Nach der Büro- und Sanitärausstattung werden im Februar die Filetstücke aus der Filiale versteigert: Unter den Hammer kommen dann Luxusmöbel und die „SIGNAture Bar” – die hauseigene Kaffeeküche. Die Überreste der Signa-IT-Ausstattung werden genauso wie die hinterbliebenen Getränkevorräte des gut sortierten Weinkellers versteigert. 

Kevin Yang

schreibt im Rahmen des 360° JournalistInnen-Traineeship für profil.