Wer ist Karl-Heinz Grasser?

Der ehemalige Finanzminister und Buwog-Angeklagte im Porträt.

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"Sie sind für diese abscheuliche Neidgesellschaft zu jung als Finanzminister gewesen, zu intelligent, zu gut ausgebildet, aus zu gutem wohlhabenden Haus, zu schön und was für alles der Punkt auf dem i ist: auch noch mit einer schönen und reichen Frau verheiratet", der Fan-Brief, den Karl-Heinz Grasser 2011 in der ORF-Diskussionssendung "Im Zentrum" verlas, sagt wohl mehr über sein Selbstbild aus, als über seine Biografie:

Karl-Heinz Grasser wird 1969 in eine Klagenfurter Unternehmerfamilie geboren. 1992 schließt er in der Kärntner Landeshauptstadt sein Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ab, mit einer Spezialisierung auf die Bereiche Steuern und Finanzen sowie Marketing. Im selben Jahr lernt er Jörg Haider kennen. Herbert Lackner schreibt über die erste Begegnung im profil: "Den 23-jährigen Karl-Heinz Grasser hatte der FPÖ-Chef im Klagenfurter Autohaus von Grassers Eltern kennen gelernt, wo Haider seiner Frau ein Auto kaufte. Der junge Magister der Betriebswirtschaft gefiel ihm, wenige Monate später war Grasser parlamentarischer Mitarbeiter im FPÖ-Klub in Wien." So beginnt Grassers Aufstieg in der FPÖ. Bereits zwei Jahre später ist er Mitglied der Kärntner Landesregierung in der Funktion des Zweiten Landeshauptmannstellvertreters.

Bruch mit Haider

Danach zieht sich Grasser vorübergehend gänzlich aus der Politik zurück. Magna-Boss Frank Stronach bot ihm einen Job mit weit besserem Gehalt an. Es folgt der Bruch mit Jörg Haider, Grasser distanziert sich bei einem Pressegespräch von ihm. 1999 kehrt er aber als Kandidat der FPÖ auf das politische Parkett zurück. Es wird eine ÖVP-FPÖ-Koalition gebildet, doch Bundespräsident Thomas Klestil verweigert die Angelobung von Thomas Prinzhorn als Finanzminister. Haider vermittelt Grasser im Jahr 2000 den Posten in der Regierung Schüssel I.

Knittelfelder Putsch

Wenig später, genauer am 7. September 2002, beruft Jörg Haider ein "Delegiertentreffen" ein, das heute nur als "Knittelfelder Putsch" bekannt ist. Auch Heinz-Christian Strache ist damals als Mitläufer Haiders dabei. Es kommt zum internen Bruch in der FPÖ. Parteiobfrau und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, Grasser und Klubobmann Peter Westenthaler treten zurück. Neuwahlen werden ausgerufen. Auch im neuen Kabinett Schüssel ist Grasser als Finanzminister präsent, nun aber nicht mehr als FPÖ-Mitglied.

Karl-Heinz Grasser

Es folgt der Kauf der Eurofighter. Grasser ist als Minister involviert, wechselt aber mehrmals seine Meinung: Zuerst will er keine Jets, dann favorisiert er den US-Lieferanten Lockheed. Später ist auch er für den Eurofighter.

Privatisierung der Buwog

Am 22. Oktober 2005 heiratet Karl-Heinz Grasser die Swarovski-Erbin Fiona Pacifico Griffini, Trauzeuge ist Walter Meischberger, der heute auch neben ihm auf der Anklagebank sitzt. Der Deal, der den beiden zum Verhängnis werden sollte: Die Privatisierung der Bundeswohnungen (Buwog). Die Angebote der Interessenten, CA Immo und Immofinanz-Gruppe, liegen nur 1,2 Millionen Euro auseinander. Ein Zufall oder das Ergebnis von Insiderinformationen Grassers? 2016 gibt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft bekannt, gegen Grasser und 14 weitere Anklage zu erheben. Es geht um eine geheime Zahlung von fast 10 Millionen Euro, die von der im Bieterverfahren siegreichen Immofinanz nach Liechtenstein floss. Hat sich Grasser hier bereichert? Er bestreitet dies vehement. Es gilt die Unschuldsvermutung. Mit einem Urteil wird nicht vor Jahresende 2019 gerechnet.

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