282.685 Menschen Ende Juli beim AMS arbeitslos gemeldet

Wie viele Personen in Österreich sind langzeitarbeitslos?

Welche Risikogruppen am meisten betroffen sind - und warum man eigentlich von Langzeitbeschäftigungslosen sprechen sollte.

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Eigentlich spreche ich hier bewusst von Langzeitbeschäftigungslosen und nicht von Langzeitarbeitslosen. Gemeint sind Personen, die bereits mehr als ein Jahr ohne Arbeitsplatz sind. Im Gegensatz zur Langzeitarbeitslosigkeit werden hier Zeiten in AMS-Schulungen wie Arbeitslosigkeit behandelt und Unterbrechungen bis 62 Tage nicht berücksichtigt. Ende März 2022 war mehr als jeder dritte Arbeitslose – konkret 40,3 Prozent – langzeitbeschäftigungslos.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 ließ die Arbeitslosenquote und auch die Langzeitbeschäftigungslosigkeit stark steigen. Obwohl sich die Wirtschaft danach wieder erholte, blieb ein höherer Sockel an Arbeitslosen. Dann kam die Corona-Krise, und die Langzeitbeschäftigungslosigkeit kletterte weiter nach oben. Seit ihrem Höchststand mit 186.158 Personen im April 2021 sinkt sie zwar, aber sie ist immer noch beinahe zweieinhalbmal so hoch wie vor der Finanzkrise. Damals, im März 2008, waren 57.165 Personen langzeitbeschäftigungslos. 

Es gibt drei Risikogruppen, die davon besonders betroffen sind: Personen mit formal geringer Bildung, ältere Menschen sowie gesundheitlich eingeschränkte. So waren im März 2022 42,6% der Arbeitslosen mit höchstens Pflichtschulabschluss langzeitbeschäftigungslos, 55% der Arbeitsuchenden im Alter ab 55 Jahren und 57,4% derjenigen mit gesundheitlicher Einschränkung. Sie finden besonders schwer wieder in Beschäftigung. Dazu kommt der Stigma-Effekt: Es reicht, wenige Monate arbeitslos zu sein, um bei Arbeitgebern Vorbehalte gegen eine Anstellung entstehen zu lassen. 

Die Langzeitbeschäftigungslosigkeit ist und bleibt jedenfalls eine zentrale Herausforderung der heimischen Wirtschaftspolitik.