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Woom-Fahrräder: Industrien kehren von Asien nach Europa zurück

Go West! Industrien kehren von Asien nach Europa zurück. Zum Beispiel ein österreichisches Fahrradunternehmen.

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In der Corona-Krise erleidet die Wirtschaft Einbrüche wie kaum jemals. So weit, so bekannt. Die Krise löst aber auch einige gegenläufige Tendenzen aus. Manch Industrie kehrt nach Europa zurück. Die dahinterstehenden Manager haben gemerkt, dass die internationalen Lieferketten im Ernstfall nicht ganz so verlässlich sind wie erhofft. Und dass man sich besser breit aufstellen sollte. Das gilt zuvorderst für Medizinprodukte-aber auch für andere Branchen, an die man nicht sofort denkt.


Da wäre etwa die woom GmbH, ein hoch erfolgreicher Hersteller von Kinderfahrrädern im niederösterreichischen Klosterneuburg. Das jährliche Umsatzwachstum beträgt rund 60 Prozent. Soeben ist eine Reihe gewichtiger Investoren bei der Firma eingestiegen, die ein Wiener und ein Deutscher im Jahr 2013 in einer Garage in Wien gegründet haben. Darunter finden sich etwa Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner und die niederländische Familie Brenninkmeyer, Betreiber der Textilhandelskette C&A.

"Fabriken bis zu acht Wochen geschlossen"
Woom produziert bislang in Asien, vor allem in Kambodscha. Doch nun soll die Fertigung für den europäischen Markt nach Europa geholt werden. Ein Grund sind die Erfahrungen mit der Corona-Krise. "Durch den Lockdown in Asien waren die Fabriken bis zu acht Wochen geschlossen",erzählt woom-Geschäftsführer Guido Dohm. "Die Lieferketten sind ein Stück weit zusammengebrochen. Wir waren zeitweise nicht mehr in der Lage, den großen Bedarf zu decken."

Im südlichen Polen errichtet woom nun eine weitgehend automatisierte Fahrradfabrik, die bis zum Jahr 2022 voll laufen soll. Roboter sollen dort Aluminiumteile verschweißen und lackieren; menschliche Arbeitskräfte anschließend die Räder fertig zusammenschrauben.

Dabei zeigt sich eine weitere Neuerung in der Wirtschaftswelt, die von der Corona-Krise verstärkt wird. "Vor einigen Jahren hätten die Hersteller von Robotersystemen wahrscheinlich milde gelächelt, wenn ein Kinderfahrradhersteller bei ihnen anklopft", sagt Dohm. Sie waren mit lukrativen Aufträgen aus der Autobranche und anderer Großindustrien eingedeckt. Doch in diesen kriselt es aktuell massiv. Die Systemhersteller freuen sich daher über Aufträge aus kleinen Wachstumsbranchen wie der Fahrradindustrie.

Wobei an dieser Stelle auch Österreich ins Spiel kommt. Autozulieferer aus der Steiermark könnten bald Komponenten für die Fahrräder produzieren. "Wir befinden uns diesbezüglich gerade in Gesprächen",sagt Dohm. In naher Zukunft könne es stehen.