Wie man die Zahl der Coronavirus-Tests massiv erhöhen könnte

Komplexitätsforscher zeigen, wie man die Zahl der Coronavirus-Tests massiv erhöhen könnte

Mehrere Proben in einem Test: So könnten anstatt der bisher 3000 täglich 30.000 Menschen getestet werden. Aus den Ergebnissen könnten die Forscher zudem die Dunkelziffer der Corona-Infizierten berechnen.

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Testen, testen, testen: Diese Devise gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Kampf gegen das Coronavirus zuletzt aus. Die Tests sind freilich knapp, die Laborkapazitäten auch, und Österreich liegt bei der Anzahl der Tests international nur im Mittelfeld. Das könnte sich nun ändern.

Stefan Thurner und Rudolf Hanel, Forscher des Complexity Science Hub Vienna (CSH), machten am Wochenende einen Vorschlag, wie man die Effizienz beim Testen enorm steigern könnte. Beim sogenannten Pooling wird nicht die Probe einer Person, sondern die Proben mehrerer Personen zusammengemischt und in einem Test ausgewertet. Ist der Test negativ, sind alle gemessenen Personen negativ. Ist der Test positiv, werden die Proben noch einmal einzeln untersucht.

Mehraufwand in Labors, dafür Dunkelziffer errechenbar

Erstmals angewendet wurde diese Methode in einem Spital in Israel, mit sehr gutem Erfolg. Rudolf Hanel und Stefan Thurner entwickelten nun eine mathematische Formel, wie man beim Testen vorgehen sollte. Denn: Je weniger Infizierte es in einem Land gibt, desto mehr Proben können auf einmal getestet werden. Für Österreich nahmen die Forscher zwischen 10.000 und 100.000 Infizierte an, wodurch die optimale Pooling-Größe bei 20 Samples pro Test liegt. „So könnte man etwa 30.000 Menschen täglich testen anstatt der bisher 3000“, sagt Stefan Thurner.

Für Labors würde das einen Mehraufwand bedeuten, es sei aber machbar, wie das Beispiel aus Israel zeigte. Würde man in Österreich konsequent derartig testen, könnte zudem eine Sensation gelingen: „Wir könnten versuchen daraus die Dunkelziffer der Infizierten errechnen.“

„Nicht so glücklich“ damit zeigte sich allerdings die Wiener Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl vom Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität (MedUni) Wien. Der Ansatz klinge zwar gut, funktioniere aber nur bei sehr vielen negativen Ergebnissen, sagte sie im Interview mit der APA. An ihrem Institut sei jedoch aktuell rund jede zehnte Probe positiv – „Tendenz steigend“.

Überlegt würden aber sehr wohl Pool-Lösungen für Gruppen, bei denen man eher mit wenig positiven Resultaten rechnet. Denkbar sei das etwa beim Durchtesten von höchstwahrscheinlich gesunden Krankenhausmitarbeitern.

Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort und ist Moderatorin von tauwetter, dem profil-Podcast zur Klimakrise.