Neue Technik zeigt, wie gestresst Wälder sind

Kameras machen klimagestresste Wälder sichtbar, lange bevor man die Schäden mit bloßem Auge erkennt.

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Manchmal hilft ein Blick von oben: Das dachte sich die Zürcher Forscherin Petra D’Odorico und erfand den bisher effektivsten Stresstest für den Wald. Anstatt wie üblich einzelne Bäume vom Boden aus zu untersuchen, überfliegt sie ganze Waldstücke mit einer Drohne. Die daran befestigten Multispektral-Kameras erfassen den Zustand der Bäume – lange bevor er sich mit kahlen Ästen bemerkbar machen würde. Denn Blätter und Nadeln kommen bei Trockenheit und starker Sonneneinstrahlung aus dem Gleichgewicht. Sie nehmen mehr Energie auf, als sie für die Photosynthese brauchen, weil sie ihre Poren schließen müssen, um das Austrocknen zu verhindern. Um die überschüssige Energie abzuleiten, kurbeln die Nadeln die Umwandlung von Pigmenten an. Diesen Vorgang fangen die Spezialkameras ein.

„Das ist, wie wenn wir sehen würden, wie sich der unsichtbare Stress im Baum aufbaut“, sagt Biologin D’Odorico. Die ersten Messungen nahm sie in einem der trockensten Alpenwälder Europas im Schweizer Kanton Wallis vor, der seit 2003 als Versuchswald dient und an manchen Stellen bewässert wird. Die nicht bewässerten Flächen zeigten in den Aufnahmen deutliche Trockenschäden. Die neue Technik werde künftig unverzichtbar sein, so die Forscherin, um die Reaktion des Waldes auf wärmere und trockenere Bedingungen im Klimawandel frühzeitig erfassen zu können – und um widerstandsfähige Baumarten zu identifizieren.