Neuroforscher: Die bizarren Eigenheiten des Gehirns

Neuroforscher: „Unser Gedächtnis lässt sich sehr leicht manipulieren“

Hans Markowitsch studiert die bizarren Eigenheiten des Gehirns. Hier erklärt er, warum wir unseren Erinnerungen nie trauen dürfen. [E-Paper]

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profil: Unser Gedächtnis ist kostbar, schon weil wir ohne persönliche Erinnerungen keine Identität hätten. Sie jedoch betonen, wie trügerisch Erinnerungen sein können.
Markowitsch: In der Tat funktioniert das menschliche Gedächtnis nicht wie der Speicher eines Computers. Input ist nicht einfach gleich Output. Alles wird subjektiv gefärbt. Das merkt man, wenn man mit Freunden die Erinnerungen an einen gemeinsamen Urlaub austauscht. Jeder memoriert solche Erlebnisse unterschiedlich.


profil: Sie behaupten sogar, dass wir manches, an das wir uns lebhaft erinnern, so vielleicht gar nie erlebt haben.
Markowitsch: Das ist wissenschaftlich erwiesen. Gemeinsam mit dem Sozialpsychologen Harald Welzer konnte ich zeigen, dass die persönlichen Erinnerungen von Menschen oft mit Inhalten aus Filmen, Reportagen oder Romanen vermischt sind. Es scheint in der menschlichen Natur zu liegen, dass wir unsere Erinnerungen ausschmücken und zurechtbiegen, meist ohne dass uns dies bewusst wird.


profil: In anderen Experimenten zeigten Sie Testpersonen Kurzfilme: Nur bei 45 Prozent der anschließend präsentierten Standbilder konnten diese richtig beantworten, ob die Szene im Film so vorkam oder nicht.
Markowitsch: Richtig. Hätten die Probanden nur geraten, wäre ihre Trefferquote auch nicht viel schlechter gewesen. Sie müssen aber bedenken, dass die Testpersonen in einem Kernspintomografen lagen, der die Aktivität ihres Gehirns aufzeichnete. Solche Aparate rattern und vibrieren. Die Probanden waren also in einer Stresssituation.


profil: Wenn Augenzeugen vor Gericht befragt werden, sind diese auch in einer Stresssituation. Darf man ihren Aussagen trauen?

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Die ganze Geschichte finden Sie in der profil-Ausgabe 29/2021 - hier als E-Paper.

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